Meißenheimerin Sylvia Mehler ist von Namibia fasziniert
Sylvia Mehler aus Meißenheim verbringt regelmäßig den Winter in dem südwestafrikanischen Land. Dort erlebt sie nicht nur die Schönheit, sondern auch die Schattenseiten.
Sylvia Mehler bezeichnet sich selbst als „Wahlnamibierin“, obwohl sie sich nur jeweils von Ende November bis einschließlich Februar in Afrika aufhält. Länger ist das im Hinblick auf das herrschende Ausländerrecht nicht möglich. Dass sie dazu die kalte Jahreszeit auswählt, ist nachvollziehbar.
Die gelernte Krankenschwester war bis zu ihrem Ruhestand im Juli 2017 Hausdirektorin des Seniorenzentrums Neuried-Altenheim. 2011 reiste sie erstmals im Rahmen ihres Urlaubs nach Namibia. „Das war für mich ein Aha-Erlebnis. Namibia faszinierte mich derart, dass ich spontan beschloss, Land und Leute noch näher kennenlernen zu wollen“, erzählt sie. Als günstig erwies sich dabei, dass sie mit Jutta Harten eine Deutsche kennenlernte, woraus eine Freundschaft entstand.
Harten lebt schon seit 2003 in Namibia und betreibt mit „Robyn“ eine exklusive, kleine Gästefarm bei Kamanjab. Die Farm befindet sich mitten im Busch, 40 Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt. Von zuletzt November bis einschließlich Februar war Sylvia Mehler zum inzwischen dritten Mal hier zu Gast. Der Bungalow, in dem sie als Sebstversorgerin lebt, ist bereits für 2020/21 reserviert.
Eigenes Auto zur Verfügung
Für bessere Mobilität, zum Beispiel zum Einkaufen, steht ihr ein eigenes Auto zur Verfügung. „Diesmal war ich unter anderem insgesamt vier Wochen mit Freunden auf Safari, habe sehr viel Schönes gesehen und erlebt“, berichtet Mehler, die zum Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger in die warme Frühlingssonne eingeladen hat. Man sitzt windgeschützt auf einer Bank vor ihrem Haus, das auf einem 2200 Quadratmeter großen Grundstück, einer ehemaligen Gärtnerei, steht. Wenn man ihr zuhört, versteht man ihre Begeisterung, die sie ausstrahlt – ja, man beneidet sie sogar.
Viele Begegnungen prägten den jüngsten Besuch in Namibia – mit Menschen, unter ihnen viele Deutschstämmige, vor allen Dingen aber mit Tieren in freier Wildbahn. Löwen, Geparden und Leoparden, leider nur zwei Elefanten, dafür unglaublich viele Giraffen, Zebras, Kudus, Gnus, Springböcke und Oryxantilopen. „Alles, was es in Namibia noch gibt“, fügt Mehler an. Mit dem „noch“ deutet sie an, dass 2019 allein 10 000 bis 15 000 Wildtiere der großen Dürre zum Opfer fielen und auch 2020 bisher kaum Regenfälle zu verzeichnen sind.
Ansonsten genoss sie auch diesmal wieder das warme Klima, Weite und Ruhe des Landes sowie – und das betont Mehler besonders – „die gigantischen Sonnenuntergänge“. Geht es nach Mehler, soll es auch Ende des Jahres wieder in die Wahlheimat gehen, wo sie inzwischen schon viele Freunde gefunden hat. Wie und ob das angesichts der aktuellen Corona-Krise zu realisieren ist, bleibt aus heutiger Sicht offen.
Schattenseiten
Auch die Schattenseiten Namibias hat Mehler kennengelernt: „Es herrscht große Armut, Arbeitslosigkeit, vor allem Korruption sind weit verbreitet“, legt sie dar. Haupteinnahmequelle sei der Tourismus, der zur Zeit aufgrund der geltenden Ein- und Ausreiseverbote aber völlig zum Erliegen gekommen sei. Mehler hatte Glück, konnte noch rechtzeitig das Land verlassen. Die letzten deutschen Touristen würden zur Zeit ausgeflogen. Mehler bedauert: „Insgesamt wird Namibia durch die Epidemie besonders hart getroffen, für die Menschen vor Ort ist das eine Katastrophe.“
Namibia hieß früher mal "Deutsch-Südwestafrika"
Namibia ist ein Staat im Südwesten Afrikas, der durch die Wüste Namib entlang seiner Atlantikküste geprägt ist. Er gilt als besonders reich an Wildtieren, unter anderem auch im Etosha-Nationalpark. Von 1884 bis 1915 war Namibia unter der Bezeichnung „Deutsch-Südwestafrika“ mit der Hauptstadt Windhoek (heute rund 330 000 Einwohner) eine deutsche Kolonie. Deshalb leben in dem offiziell seit 1990 unabhängigen Staat noch viele Deutschstämmige. Zum Teil wird auch noch – als eine von elf Sprachen in Namibia verbreiteten Sprachen – Deutsch gesprochen.