Metaller »wollen ein Stück vom Kuchen«
Lahr. Die Warnstreiks von Angehörigen der Metall- und Elektroindustrie sind gestern in die zweite Runde gegangen: Etwa 250 mit Trillerpfeifen bewaffnete Beschäftigte der Firmen INA und Grohe demonstrierten gestern von 13.30 Uhr an für eine halbe Stunde vor dem INA-Werksgelände in Lahr für zusätzliches Geld in der Lohntüte: 5,5 Prozent mehr Gehalt werden von der IG Metall im Rahmen von Tarifverhandlungen gefordert; der Arbeitgeberverband Südwestmetall bietet aber nur 2,3 Prozent mehr Lohn – verteilt auf drei Monate, wobei Mai und Juni als Nullmonate gelten sollen. Aufs Jahr bezogen, rechnete gestern der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Offenburg, Ahmet Karademir, den Kollegen vor, seien das nur 1,9 Prozent. Damit sei nicht einmal die Inflation ausgeglichen. Das Angebot der Arbeitgeberseite bezeichnete er als »beschämend« und einen »Taschenspielertrick«.
»Heißer Sommer«
Karademir verwies auf einen Profit in Höhe von 50 Milliarden Euro, die Elektro- und Metallunternehmen im vergangenen Jahr erwirtschaftet hätten. Eine Lohnsteigerung von 5,5 Prozent würde für die Arbeitgeber »nur« neun Milliarden Euro Mehrausgaben bedeuten. »Wir wollen ein Stück vom Kuchen, wenn uns die Bäckerei schon nicht gehört«, argumentierte der Gewerkschaftsmann unisono mit dem Grohe-Betriebsratsvorsitzenden Timo Mai. Karademir kündigte einen »heißen Sommer« an, sollte die Industrie auf die Forderungen der Arbeitnehmerseite nicht eingehen. Dass Lohnerhöhungen die Kaufkraft stärken und damit die wirtschaftliche Prosperität sichern würden – auf diesen Umstand machte Ahmet Gözgen, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von INA im Anschluss aufmerksam.
Das letzte Wort hatte Klaus Melder, DGB-Kreisvorsitzender, der den Blick auch auf andere Branchen erweiterte, nachdem erst gestern, einen Tag nach der zentralen Kundgebung zum Tag der Arbeit in Offenburg, Mitarbeiter des Lahrer Dehner-Gartencenters gegen die »Tarifflucht« ihres Arbeitgebers auf die Straße gegangen waren. Melder forderte die Kollegen dazu auf, »auf breiter Front« für ihre Interessen einzutreten: »Lassen wir uns das nicht gefallen!«