Mit Amber in die Zukunft des Waldes
500 nordamerikanische Amberbäume sollen in einem Pilotprojekt helfen, den Friesenheimer Gemeindewald gegen den Klimawandel zu wappnen. Der Verein Unser Wald hat sich dafür eingesetzt und jetzt mit der Pflanzaktion begonnen. Kostenpunkt pro Baum und Pflanzung: 6,20 Euro. Am Donnerstagabend wurde die Pflanzung in der Nähe der Vollmerhütte offiziell übergeben. Zuvor waren dort 150- bis 160-jährige Tannen gerodet worden. Ihnen hatte der Borkenkäfer stark zugesetzt. Die Kosten für die Pflanzung der Amberbäume auf 10 Ar Fläche in Höhe von rund 3000 Euro hat die Sparkasse Offenburg/Ortenau übernommen.
„Wir stehen seit langem gut da“, sagte Bürgermeister Erik Weide als Vorsitzender des Vereins Unser Wald mit Blick auf die von Revierförster Christian Junele in den zurückliegenden Jahren vorangetriebene Anpassung der Baumarten. Dass dies notwendig sei, betonte Junele selbst: Seit 20 Jahren experimentiere man mit Baum-
arten, die wichtig werden könnten. „In den vergangenen 20 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um ein Grad Celsius gestiegen, „damit einhergegangen ist eine sinkende Niederschlagsmenge.“
Hitzetolerante Baumart
Für Amber – übrigens die 51. Baumart im Gemeindewald – habe man sich entschieden, weil man damit an anderer Stelle bereits vor zehn Jahren experimentiert habe – mit guten Erfahrungen. Amber, höchster Laubbäume Europas, sei hitzetolerant, benötige nur wenig Wasser, stehe gerne in der Sonne. Wenn Wasser knapp werde, könne der Amber sein Laub abwerfen – ähnlich wie Robinie und Linde. Buchen hingegen fehle diese Fähigkeit. Frostsicher bis minus zehn Grad sei der Amber und damit die ideale Art unter den gegebenen Betrachtungen.
Außerdem verfüge das Amberholz über einen roten Kern von geringerer Dichte als die Eiche. Es sei ausgesprochen gut geeignet als Brenn-, Schreiner- und Papierholz. Zwar spiele der Handel mit Amberholz hierzulande noch kaum eine Rolle. Doch in den USA sei es der zweitwichtigste Baum. Bis es allerdings soweit ist, dass die Friesenheimer Bäume gefällt und verkauft werden können, werden 100 bis 150 Jahre vergehen.
Auf dem Weg von der Vollmerhütte Richtung Heiligenzell stechen dem Spaziergänger nach wenigen Hundert Metern die 500 Triebe in den grünlichen Wuchsschutzröhren sofort ins Auge. Diese Röhren werden erst in drei Jahren entfernt, wenn die Bäumchen rund 1,20 Meter hoch und vor Wildverbiss geschützt sind. Im Abstand von drei auf zwei Metern sind die Bäumchen gepflanzt. Dazwischen linsen auch andere Jungbäumchen wie Buche, Ahorn und Kiefern hervor, die im Amberwäldchen stehen bleiben dürfen.
In Baden-Württemberg hat das Projekt Amberbäumchen in dieser Größenordnung ein Alleinstellungsmerkmal. Wie der Revierförster weiter erklärte, gehe der Blick der Waldbewirtschaftung in die Zukunft: „Wir rechnen mit dem Klimaszenario von 2100.“