Musikalisches Highlight in Stiftskirche Lahr
In der Stiftskirche wurde die „Petite Messe Solennelle“ von Gioacchino Rossini aufgeführt. Das Publikum war begeistert von der facettenreichen Darbietung.
Mit Gioacchino Rossinis „Petite Messe Solennelle“ hat das evangelische Bezirkskantorat unter Leitung von Hermann Feist am Samstagabend in der Stiftskirche ein musikalisches Highlight gesetzt. Die Musik in Tanz umgesetzt hat die Lahrer Kompanie Szene2.
Es war eine beeindruckend facettenreiche Aufführung, mit welcher der im nächsten Jahr ausscheidende Kantor des Kirchenbezirks Lahr, Hermann Feist, einmal mehr alle Register seines Wirkens gezogen hat: der ganze Altarraum voller Sängerinnen und Sänger des hauseigenen Chorensembles Concertino Vocale. Dazu ein Quartett aus professionellen Gesangssolistinnen und -solisten, wobei die beiden Frauenstimmen für das Lahrer Publikum keine Unbekannten sind: Hanna Feist für die Sopranlage und Kulturamtsleiterin Cornelia Lanz für die Altstimme.
Tenor Nik Kevin Koch kann neben dem Staatstheater Stuttgart sowie der Oper Köln internationale Bühnen als Referenzen vorweisen, während Bassstimme Menno Koller unter anderem Engagements an der Rheinoper Düsseldorf und der Rheintriennale hat. Weitere Mitwirkende als Virtuosen ihres Fachs waren der Pianist Carl-Martin Buttgereit aus Rheinfelden, sowie der Konzertmeister des Bundesakkordeonorchesters, Franco Coali aus Müllheim.
Neu und bislang einmalig im Kontext Kirchenmusik war die Einbindung des inklusiven Tanzensembles Szene2, das unter der Leitung von William Sanchez bereits mehrfach in Lahr in Erscheinung getreten ist. Es war also das ganz große musikalische Besteck, das Feist an diesem Abend in der Stiftskirche aufgelegt hat. Was beim Verständnis der Situation eine wichtige Rolle spielt. Denn im Hinblick auf die sich dramatisch entwickelnde Pandemielage hätte es die Vernunft eigentlich geboten, die Veranstaltung zu verschieben. Getestete Mitwirkende und streng auf 2G kontrollierte Besucher hin oder her – beim Blick auf ein mit rund 120 Menschen gefülltes Kirchenschiff konnte man sich eines mulmigen Gefühls nicht erwehren.
Musikalisch hat das Publikum mit der „Petite Messe Solennelle“ nicht nur akustisch, sondern auch optisch Ergreifendes präsentiert bekommen. Aus der Feder des ansonsten eher für heitere Opernkompositionen bekannten Gioacchino Rossini wurden die 14 Teile der Messe zu einem Erlebnis, bei dem das Religiöse, Heilige, nicht in Steifheit erstarren musste, sondern sich allen zur Verfügung stehenden Raum nehmen durfte. So begannen die Tänzerinnen und Tänzer ihre Darbietungen etwa in strahlend ausgeleuchteten Plexiglaskästen, bewegten sich je nach Atmosphäre der Stücke introvertiert-gemessen oder in expressiver Dynamik weit ausgreifend über den Bühnen-Boden.
Die ganz feine Art
Dass sich Gesangssolisten und Tänzer gemischt haben, um im letzten Teil der Messe im Stil eines Tableau figé den Zauber des „Dona Nobis Pacem“ als kontemplatives Element stehen zu lassen – das war unter die Haut gehendes Kino der ganz feinen Art. Der Soundtrack dazu: ein unglaublich weich und geschmeidig angeschlagenes Piano, dezent untermalende Akkordeonklänge und natürlich die ganze Fülle der bis ins letzte Detail perfekt einstudierten und dem liturgischen Inhalt angemessenen Chorstimmen – dieses Konzert wird in der Erinnerung der Besucher noch lange nachwirken.