Netzwerk Friesenheim: Flüchtlinge mehr fordern
Auch selber etwas tun – das liege nicht jedem Flüchtling, wurde beim Treffen des Netzwerks Solidarität festgestellt. Eine gute Betreuung entbinde nicht von der Eigenverantwortung.
Fördern und fordern – für beide Seiten sieht das Netzwerk Solidarität Friesenheim Bedarf bei den Flüchtlingen. Am Donnerstag fand wieder das monatliche Treffen im evangelischen Gemeindesaal statt. Anwesend war auch Sozialarbeiter Anatol Berger, der zuständig ist für die Anschluss-Unterbringung.
Martina Hamm, Koordinatorin für Oberschopfheim, sprach von einer positiven Entwicklung bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Oberschopfheim. Es gebe aber auch immer wieder Konfliktsituationen gerade zwischen den männlichen Flüchtlingen aus unterschiedlichen Nationen. Dies wurde auch, mit Beispielen untermauert, von anderen Helferinnen bestätigt. Der allgemeine Tenor war, dass Flüchtlinge zu sehr sich allein überlassen seien. Man forderte noch mehr Betreuung durch das Landratsamt.
»Viel hat sich verändert«
Außerdem wurde beanstandet, dass die Flüchtlingsunterkünfte der Gemeinde teilweise nur mangelhaft ausgestattet seien. Es komme darauf an, ob es sich um die Erstaufnahme handle, für die das Landratsamt zuständig ist, oder um die Anschluss-Unterbringung, für die die Gemeinde aufkomme, erklärte Roland Gutbrod von der Gemeindeverwaltung. Die Gemeinde statte Wohnungen und Zimmer nach dem Obdachlosengesetz aus. Das bedeute, dass der persönliche Bedarf mitzubringen ist. Dies werde auch nach einem bereits längeren Aufenthalt in Deutschland vorausgesetzt. In sehr vielen Fällen fehle es jedoch an entsprechender Eigeninitiative.
Dies war das Stichwort für eine längere Diskussion, wobei die Feststellung von Gutbrod allgemein bestätigt wurde. Man könne nicht alles mit Erlebnishintergrund und Traumatisierung entschuldigen, sagte die Koordinatorin für die Patenschaften, Zuzanna Heinrich. Man müsse deshalb auch von den Flüchtlingen mehr Eigenverantwortung verlangen. Es könne nicht sein, dass einige von ihnen selbst nach zwei Jahren noch kein Wort Deutsch sprechen, obwohl ihnen laufend Sprachkurse angeboten werden. Auch in dieser Hinsicht sei es wichtig, dass der Verein weiterhin für die Übernahme von Patenschaften werbe.
»Seit wir angefangen haben, hat sich viel geändert, und wir haben uns ständig auf neue Situationen einstellen müssen«, stellte Janus fest. Dank der flexiblen Helfer und Mitarbeiter seien jedoch die Aufgaben bewältigt worden. Er freue sich, dass der Flyer für das Geocaching-Projekt dank der Initiative von Andreas Pahlow in Druck gehen kann. Mit diesem Projekt sollen die Flüchtlinge die Gemeinde in einer Art Schnitzeljagd kennenlernen. Außerdem hoffe er, dass mit der finanziellen Förderung der Kirche Projekte für die Flüchtlinge weiterhin gestemmt werden können.
Vorsitzender Eberhard Braun kündigte an, dass das als »Café International« vorgesehene Zuckerfest am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan am 24. Juni verschoben werden muss. Als neuer Termin ist Freitag, 7. Juli, geplant. Des Weiteren werde die Unterkunft am Friesenheimer Bahnhof nach Klärung der technischen Einzelheiten in absehbarer Zeit einen WLAN-Anschluss erhalten.