Warum Wiesen mit wichtigen Blumen und Kräutern gemäht werden
Blumen und Bienen - darum geht es dieses Mal in der Serie "Warum? Der Lahrer Anzeiger fragt nach", die immer am letzten Samstag im Montag erscheint. Egal, was Sie wissen wollen, wir besorgen die Antwort. Aufgerufen, ihre Fragen zu schicken, sind Menschen aus Friesenheim, Meißenheim und Schwanau.
Schwanau
Warum werden die öffentlichen Wiesen mit ihren wichtigen Blumen und Kräutern gemäht?
Was wäre, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Maja Lunde zeichnet in ihrem Roman »Die Geschichte der Bienen« kein schönes Bild der Zukunft: Die Menschen bestäuben darin jede einzelne Blüte von Hand. Nur Phantasie? Bislang schon. Fakt ist aber: Die Bienen werden weniger – und das hat Folgen für die Menschen. Denn ohne Bienen werden die Pollen nicht mehr von Blüte zu Blüte getragen, ohne Pollen keine neuen Pflanzen, ohne Pflanzen kein Essen. Etwa ein Drittel unserer Nahrung, schätzen Experten, werden von Bienen bestäubt. Die Tierchen selber sind vor allem scharf auf den Nektar, den sie als »Flugbenzin« brauchen. Allerdings setzt die Landwirtschaft mit großflächigen Monokulturen den Bienen zu. Nur zeitweise gibt es etwas zu essen. Die Vielfalt fehlt. Dazu kommen die Pflanzenschutzmittel.
»Warum also werden im Hochsommer, wenn die schönsten Kräuter erntereif sind, die Wiesen abgemäht?«, fragt Sabine Ziegler aus Ottenheim. »Das ist Bienenfutter. Das ist Schmetterlingsfutter.« Sie findet: »Zum Schutz der Wildtiere sollten die Wiesen stehen bleiben. Wir brauchen sie!«
Als ein Flächen-Beispiel nennt Sabine Ziegler in Ottenheim die Straße Richtung Sportplatz mit dem Innendamm. Hier wurde das Grün erst vor kurzem gemäht, gibt Bauhofleiter Bernd Leppert im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger zu. Aber: »In der Regel mähen wir solche Sachen nur zweimal im Jahr. Für uns ist das Thema immer schwierig. Ein Teil will, dass alles wie ein Golfrasen aussieht und ein Teil will, dass gar nicht gemäht wird.«
Allerdings habe die Gemeinde auch rechtliche Pflichten. »Wir sind verantwortlich für die Verkehrssicherheit«, erklärt Leppert. Wenn das Gras also zu weit in die Straße hängt, muss es weg. Gleiches gilt für alles Grün. »Wenn es an einem Auto streift und es gibt Kratzer, kann die Gemeinde haftbar gemacht werden.«
An den Straßen, für die der Kreis zuständig ist, wird das Gras in zwei Klassen aufgeteilt. Straßenbegleitgrün heißt das übrigens auf Behördendeutsch und aufgespalten wird es in den Intensiv- und den Extensivbereich. Der erste umfasst »Bankette, Trenn- und Mittelstreifen, Sichtflächen und Flächen, deren Bewuchs aufgrund der Verkehrssicherheit niedrig gehalten werden muss«, erklärt Kai Hockenjos, Pressesprecher beim Landratsamt Ortenaukreis. »Hier wird je nach Vegetation zwei- bis dreimal im Jahr gemäht.« Das andere Grün wie Böschungen und Anschlussstellen wird einmal im Jahr gestutzt, »um den Lebensraum und die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt entlang der Straßen zu erhalten und fördern«.
Allerdings gibt es Pflanzen, denen geht es öfters an den grünen Kragen – »Problempflanzen« wie das Jakobskreuzkraut. Mit seinen Pyrrolizidin-Alkaloide kann es tödlich für Pferde, aber auch Menschen sein. »Diese Bereiche werden in unseren Pflegemaßnahmen separat behandelt und haben andere Pflegeintervalle«, erklärt Hockenjos.