Paketbote unterschlägt Retouren-Pakete

Bei einer Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei zahlreiche Pakete. ©Symbolfoto Bernd Wüstneck/dpa
Am Mittwochvormittag musste sich ein Paketbote vor dem Lahrer Amtsgericht verantworten. Er soll als Fahrer für ein Postunternehmen einige Retouren-Pakete im Wert von fast 10 000 Euro unterschlagen haben. Zu einem Urteil kam es nicht, weil nicht alle Fragen geklärt wurden. Der Prozess wurde unterbrochen und soll im März fortgesetzt werden.
Nur in einem Fall steht offenbar fest, dass der Angeklagte tatsächlich als Fahrer für ein Subunternehmen, welches im Auftrag der Post handelte, sich mit dem Transportfahrzeug auf Tour befand. Denn er wurde beobachtet und auf frischer Tat ertappt. In allen anderen Fällen, in denen er angeklagt ist, muss nun noch beim Paketunternehmen ermittelt werden, ob der Mann an den Tagen, die mit der Tat in Zusammenhang stehen, als Bote eingesetzt war.
Kunden-Beschwerden
Der Fall, zu dem der Angeklagte keine Angaben machte, war ins Rollen gekommen, als sich einige Kunden bei der Post beschwerten. Retouren von Online-Bestellungen, die bei Postfilialen in Lahr und Umgebung aufgegeben wurden, hatten offenbar zwischen Oktober 2018 und Juni 2019 nicht ihr Ziel erreicht, weswegen diese Kunden nun nachfragten. Zwei Männer, die zum betreffenden Zeitraum bei der Post beschäftigt waren, traten im Prozess vor dem Amtsgericht als Zeugen auf. Es sei aufgefallen, dass hauptsächlich an Samstagen Pakete verschwanden, erklärten sie. Daraufhin wurde die Post tätig. Also stellte sie eine Falle und schleuste ein Paket bei der Filiale im Arena-Einkaufszentrum in Lahr an einem Samstag in den Kreislauf ein.
Observierung
Der verdächtige Paketbote, der bis dahin nicht bekannt war, wurde observiert. Er habe im lebhaften Einkaufsgeschehen aus unmittelbarer Nähe beobachtet, sagte ein Zeuge, wie der Bote die Lieferung in Empfang genommen und in seinen Sprinter geräumt habe.
Dabei habe sich dieser sehr auffällig verhalten. Ganz so, als ob er die Pakete schon einmal für sich vorsortiert habe. Die Aufgabe des 48 Jahre alten Mannes, der der Unterschlagung und der Verletzung des Postgeheimnisses angeklagt ist, war es, diese Ladung im Paketzentrum in der Lahrer Lotzbeckstraße abzuliefern.
Kontrolle durch Polizei
Dort kam es zu einer Kontrolle durch die Polizei, die von der Post vom Fall in Kenntnis gesetzt worden war. Dabei bestätigte sich die Annahme, der Mann unterschlage Waren. Neben jenem fingierten Paket befanden sich noch weitere Sendungen im Laderaum des Fahrzeuges, als der Mann den durch eine Schranke gesicherten Posthof verlassen wollte. Der Paketbote habe sich damit verteidigt, er habe die Pakete nach Offenburg transportieren wollen. Dies sei allerdings nicht Teil seines Auftrags gewesen, erklärten die Zeugen. „Die Pakete sind grundsätzlich alle in Lahr abzuliefern“, sagte einer.
Wohnungsdurchsuchung
Bei einer Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei zahlreiche Pakete, zum Teil noch originalverpackt und damit eindeutig zuzuordnen. Die Dokumentation des Umfangs der Beute habe sich als schwierig erwiesen, erklärte ein Polizist, der als Zeuge auftrat. Deshalb habe man die Waren ins Polizeirevier gebracht und asserviert. Da versäumt wurde, beim Subunternehmer zu ermitteln, an welchen Terminen der Angeklagte als Bote auf Achse gewesen ist, wurde der Prozess auf Anregung des Verteidigers Marc Kutschera unterbrochen. Dessen ungeachtet hat die Post vorerst einmal den Schaden beglichen, der durch das Verschwinden von 76 Paketen entstanden war.