Pedelec-Leihsystem kostet 700.000 Euro
In Lahr soll es wie berichtet bis zur Landesgartenschau 2018 drei Leihstationen für Pedelecs geben. Das vorläufige Realisierungskonzept stellte Planer Ralf Kaulen vor. Die erste von zwei Stufen würde einmalig etwa 700 000 Euro sowie monatlich knapp 13 000 Euro kosten.
In der Sitzung des Technischen Ausschusses und des Verkehrsausschusses am Mittwoch hat Ralf Kaulen vom Planungsbüro Kaulen (Aachen) das Realisierungskonzept für drei Pedelec-Verleihstationen bis zum Beginn der Landesgartenschau (LGS) 2018 vorgestellt. Wie berichtet, fassten die Gremien mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss, wonach das Konzept weiter ausgearbeitet werden soll.
Mit den Leihstationen, so Kaulen, soll »eine attraktive Mobilitätskette« in Lahr aufgebaut werden. Einerseits werde der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ergänzt und neue Kunden gewonnen, andererseits Besuchern der LGS und Touristen etwas geboten.
Für Lahrer und Besucher
Einheimische würden das Angebot in erster Linie dort nutzen, wo der Verkehr nicht vom ÖPNV abgedeckt ist, die Strecke zu Fuß zu weit ist oder kein eigenes Fahrrad zur Verfügung steht. Mit den E-Lastenrädern können zudem schwere Dinge transportiert werden. Während der LGS sei das Angebot attraktiv für Besucher, die beispielsweise vom Gartenschau-Gelände in die Innenstadt gelangen möchten.
Drei Leihstationen samt Gepäckschließfächern soll es in der ersten Stufe geben – an Rathaus, Bahnhof und LGS-Eingang. Insgesamt sollen 123 Pedelecs und drei E-Lastenräder angeschafft werden. Die meisten Räder (100) werden an der LGS benötigt. Kaulen rechnete vor: »An den Wochenenden werden bis zu 10 000 Besucher pro Tag erwartet. Man geht davon aus, dass ein Pedelec pro 100 Besuchern vorgehalten werden sollte.« Nach der LGS könnten die zusätzlichen Räder in der zweiten Stufe auf neue Standorte verlegt werden – etwa an den »Schlüssel«, das Klinikum und in die Stadtteile.
Die erste Stufe würde 700 000 Euro kosten, für den Betrieb würden monatlich 12 700 Euro fällig, sagte Kaulen. Die zweite Stufe koste 243 000 Euro. Förderungen seien möglich. Die Investition könne über die LGS oder die Stadt erfolgen.
Rückgabe möglich
Es gebe auch die Möglichkeit, die Pedelecs nach der LGS an den Betreiber (Stichwort rechts) zurückzugeben. Dann würde der Stadt 30 Prozent der Bereitstellungskosten erstattet. Davon riet Kaulen allerdings ab: »Es ist sinnvoller, das System weiter zu nutzen.« Er wies darauf hin, dass die Stadt jährlich 1,3 Millionen Euro für den Betrieb des Stadtbusses an die SWEG zahle. Das Leihsystem würde pro Jahr zusätzlich 130 000 Euro kosten, gleichzeitig aber das Mobilitätsangebot stärken.
Die Mehrheit zeigte sich angetan von dem Konzept. Roland Hirsch (SPD): »Im Hinblick auf die LGS sollten wir das vorantreiben. Über die Standorte kann man sich danach noch unterhalten.« Zur Frage, wie die Bevölkerung für das Angebot begeistert werden könne, sagte Kaulen, dass die Werbetrommel gerührt werden müsse. Firmen könne es über Job-Tickets schmackhaft gemacht werden. Ob 123 Räder nicht zu viel seien, wollte Klaus Schwarzwälder (FW) wissen. Kaulen: »Es muss eine Grundmenge vorhanden sein, damit das Angebot auch genutzt wird.«
Nextbike
Als Anbieter schlug Ralf Kaulen die Firma Nextbike aus Leipzig vor. Sie bietet zwei Tarifmodelle für Nutzer an. Ohne jährliche Grundgebühren kostet die erste halbe Stunde Fahrt 1,50 Euro, weitere 30 Minuten ebenfalls 1,50 Euro. Wer das Rad 24 Stunden lang behält, muss 18 Euro zahlen. Bei einer Grundgebühr von 48 Euro ist die erste halbe Stunde kostenfrei. Registrierung und Ausleihvorgang funktionieren online, per App, an der Station oder telefonisch.
Pedelecs und E-Lastenräder
Pedelecs (Pedal Electric Cycle) haben einen elektrischen Hilfsantrieb mit maximal 250 Watt Leistung. Sie unterstützen den Fahrer bis maximal 25 Stundenkilometer – aber nur, wenn er gleichzeitig auch selbst die Pedale tritt. Rechtlich gelten sie als Fahrräder.
E-Lastenräder haben eine Transportkapazität bis zu 300 Kilogramm. Die elektrische Unterstützung hilft beim Transport großer Lasten.