Pflastermobil hilft Bedürftigen
Es ist ein Pilotprojekt, das vergangene Woche in Offenburg und am Mittwoch in Lahr vorgestellt und von der »Leser helfen«-Aktion der Mittelbadischen Presse mitfinanziert wurde: das Pflastermobil der Pflasterstube Offenburg. Was es damit auf sich hat, wurde bei der Vorstellung beim »Café Löffel« erläutert.
Da steht es nun: ein umgebautes Adria Twin Wohnmobil, ein Kastenwagen auf Basis eines Fiat Ducato. Wo sonst im Heck ein Bett eingebaut ist, haben Fachleute eine Behandlungsliege installiert. Eine Dusche, ein Küchenblock und ein Tisch mit Sitzgelegenheiten runden das Innenleben ab. Ein Laptop und ein Drucker sollen noch installiert werden, dann ist das Pflastermobil komplett.
Was hat es damit auf sich? Das erklärte Axel Richter, Vorsitzender des Fördervereins der Pflasterstube im Offenburger St. Ursulaheim, das Obdachlosen Unterkunft gewährt. »Wenn wir krank sind, Schmerzen oder Wunden haben, gehen wir zum Arzt, zeigen unsere Versicherungskarte und werden behandelt«, sagte der Chirurg im Ruhestand. Bei Obdachlosen sei das anders. »Diese Menschen verlieren zum einen das Gefühl für ihren Körper, zum anderen haben sie eine enorme Hemmschwelle, eine Praxis zu betreten. Viele sind auch gar nicht versichert.« Und genau da setzt das Pflastermobil an: Darin helfen Mediziner unentgeltlich und unbürokratisch – sowohl im sozialen wie auch im medizinischen Bereich.
Notfallhilfe leisten
»Wir dürfen keine Rezepte und auch keine Überweisungen ausstellen«, berichtete Rudolph John, pensionierter Allgemeinmediziner. »Was wir machen können, ist Notfallhilfe leisten, Wunden versorgen und ähnliches.« Er selbst wird die Arbeit im Pflastermobil übernehmen, wenn es vor dem »Café Löffel« steht oder die neuralgischen Punkte in Lahr angefahren werden, an denen Obdachlose anzutreffen sind. Denn nicht alle sind auch Gäste des Cafés.
Einige Ärzte an Bord
Sehr zur Freude der Organisatoren haben sich bereits einige Ärzte aus dem gesamten Ortenaukreis bereit erklärt, im Pflastermobil zu helfen oder Patienten weiter zu behandeln. In Lahr sind das neben Rudolph John die praktizierenden Ärzte Siegfried Wiesenberg (Chirurg) und Johannes Werz (Allgemeinmediziner), die die kostenlose Weiterbehandlung übernehmen. Mit Bärbel Holst aus Bühl ist auch eine Zahnärztin im Team, die eine kleine mobile Zahnbehandlungseinheit mitbringt. Um die Arbeit zu unterstützen, hat der Förderverein des »Café Löffel« einen Fonds eingerichtet.
Birgit Hügel, die Leiterin der sozialen Einrichtung, war begeistert von dem neuen Angebot: »Das werden unsere Gäste sicher gern annehmen. Da gibt es immer eine große Hemmeschwelle.« Auch der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom begrüßte das Projekt. »Das ist ein großartiges Angebot, das sehr niederschwellig angelegt ist. Dass es über das ganze Kreisgebiet hinweg läuft, finde ich fantastisch. Für das Fahrzeug wird ab sofort jeden Mittwoch in der Zeit von 10 bis 13 Uhr, wenn das Pflastermobil in Lahr ist, ein Parkplatz direkt vor dem ›Café Löffel‹ reserviert«, versprach Schöneboom.
Nachlass ausgehandelt
Finanziert wurde das 48.000 Euro teure Fahrzeug von der Stephanie-Stiftung aus Achern (22.000 Euro) und über die Aktion »Leser helfen« der Mittelbadischen Presse. Die Firma Camping-Kuhn in Offenburg konnte beim Unternehmen Reimo, dem Generalimporteur für Adria-Wohnmobile, einen Nachlass von 7000 Euro aushandeln.