Pianist David Helbock spielt im Lahrer Stiftsschaffneikeller
Der Pianist David Helbock und sein Trio »Random/Control« haben am Samstagabend im Stiftsschaffneikeller furios aufgespielt. Auf den Spuren großer Jazzpianisten erzeugten die drei Musiker mit mehr als zwei Dutzend Instrumenten einen
eigenen Klangkosmos.
Tuba und Trompete schlagen ebenso gleichzeitig auf wie das Tenor- und Sopransaxophon, in die Klavierakkorde mischen sich elektronische Klangschnipsel. Die Beat-Box wummert, in Hintergrund wird eine Klangschale angeschlagen: Die drei Musiker aus Österreich treten bei ihrem Auftritt in Rahmen der Jazzreihe des Kulturkreises mit mehr als zwei Dutzend Instrumenten und Klangkörpern an.
Das wuchtige Alphorn zählt dabei ebenso dazu wie der Gong auf dem Schoß von Pianist David Helbock, das Tambourin und die Schellen, die sich Blechbläser Johannes Bär an das Bein gebunden hat.
Andreas Broger wechselt von Saxophon oder Klarinette zur Blockflöte, spielt wie Johannes Bär oft auf zwei Instrumenten gleichzeitig. Das Trio, das erst vor wenigen Wochen bei der »Jazzpassage« in Offenburg für Furore gesorgt hat, legt in Lahr noch einmal nach. Das Konzert ist gut eine halbe Stunde länger, das Publikum dichter am Geschehen.
David Helbocks »Random/Control« überrascht immer wieder, obwohl die drei Musiker »nur« ihre Lieblingsstücke großer Jazzpianisten servieren. Chick Corea, Carla Bley und Keith Jarrett kommen zu Gehör, Joe Zawinul und Duke Ellington. Die Songs werden verfremdet und erweitert, in einem ganz neuen Kontext, einer außergewöhnlichen Instrumentierung etwa, neu aufbereitet.
Musik aus dem Handgelenk
Der Auftritt fasziniert, weil die drei Musiker immer wieder Neues wagen, in der Reduktion nach der Essenz des Themas forschen, es dann aber auch aus dem Handgelenk heraus mit viel Schwung verdichten. Es wird locker gegroovt, dann peitscht die Beat-Box das ganze vorwärts.
Wenig später versinkt ein anderer Song in einer sphärischen, fast elegischen Aura, einer feinsinnigen Klangrede. In den Flügel geblasen bringen Sopransaxophon und Trompete die Klaviersaiten zum Schwingen, während der Pianist auf einem Gong trommelt.
Dann hallt plötzlich ein vierstimmiger Bläsersatz durch den mit rund 70 Zuhörern gut besuchten Keller.
Die Jazzreihe des Kulturkreises setzt so gleich zu Beginn des Jahres ein Ausrufezeichen, an dem sich die kommenden Akteure messen lassen müssen.