Premiere: "Baal Novo" mit Nachkriegsstück in Schwanau
Am 16. Juni ist das Theater »Baal Novo« zum dritten Mal mit einer Aufführung in Schwanau zu Gast – diesmal mit »Blutsschwestern und Blutsbrüder«. Mit Geschäftsführer Guido Schumacher sprach der Lahrer Anzeiger im Vorfeld über das Stück.
Seit 2015 sind »Baal Novo« aus Offenburg zu jährlichen Aufführungen in Schwanau zu Gast. Wurden »Zur Sache, Chérie« (2015) und »Runter zum Fluss« (2016) noch in der Wittenweierer Elzhalle aufgeführt, ist am 16. Juni, 20 Uhr, eine andere Größenordnung geplant. Auf dem Gelände des Nonnenweierer Diakonissenhauses wird »Blutsschwestern und Blutsbrüder« auf der Freilichtbühne aufgeführt.
»Aller guten Dinge sind drei, kann man in diesem Fall ruhig sagen«, hält Guido Schumacher fest. Der Geschäftsführer von »Baal Novo« steckt wie alle Verantwortlichen und Aktiven in der heißen Vorbereitungsphase. Schwanau erlebt die Uraufführung des Stücks, was außergewöhnlich ist. »Normalerweise finden die Premieren in Offenburg oder Straßburg statt. Aber diesmal fiel die Wahl auf Schwanau, weil man uns hier seit zwei Jahren hervorragend unterstützt«, hebt Schumacher hervor. Ein Jahr hat das Projekt mit allem drum und dran in Anspruch genommen.
»Mit Zeitzeugen«
»Blutsschwestern und Blutsbrüder« stammt aus der Feder von Edzard Schoppmann und ist zeitlich in den 50er-Jahren angesiedelt. »Wir haben ab Herbst 2016 umfassend recherchiert, mit Zeitzeugen gesprochen und biographisches Material gesammelt. Schoppmann hat das Ganze dann zum Stück verdichtet«, so Schumacher. Das Stück ist Teil des größeren Gesamtprojekts »Geschichten für das Nichtvergessen«, in dessen Rahmen »Baal Novo« eine Reise zurück in die Vergangenheit der Ortenau absolviert. Bereits ab dem Frühjahr war eine mobile Ausstellung im Kreis unterwegs mit Videos, Exponaten und Erzählungen zum Thema. Die Theatertournee mit elf Stationen bis zum 4. August bildet den krönenden Abschluss des Projekts.
Allzu viele Details will Schumacher, der das Stück als »Heimatrevue mit Tiefgang« charakterisiert, nicht preisgeben. Vereinfacht zusammengefasst, wird der Weg von vier Kriegskindern begleitet, die im Nachkriegsdeutschland aufwachsen: Marthe (Tochter einer Näherin), ihr Bruder Rudi, Franz (Sohn des Gauleiters und späteren Volksbankdirektors) und Hannah (Tochter des Rektors der Dorfschule). »Was sie erleben, wird mit Dramatik erzählt. Die Zuschauer dürfen sich aber auch auf andere Emotionen freuen, denn vieles ist auch unglaublich witzig«, erzählt Schumacher. Inszeniert wird das Ganze auf einem zehn Meter langen, umgebauten Anhänger. Zehn Darsteller kommen in der mit Pause 135 Minuten langen Aufführung zum Einsatz. Dazu kommen als weiteres Element übergroße Puppen, die die Elterngeneration darstellen. Mit diesen interagieren die Darsteller, eine Form der Inszenierung, die vom Zuschauer verlangt, sich auf diese Art der Schilderung einzulassen.
»Baal Novo« versprechen sich gerade durch die Freilichtaufführung laut Geschäftsführer »eine verstärkende Wirkung« beim Zuschauer. Der Aufführungsort (Neudeutsch: Location) spiele dabei auch eine Rolle. Schumacher: »Ein Stück Zeitreise passt bestens auf dieses historische Areal, wir freuen uns auf ein schönes Kulturerlebnis.« Für dieses wird aktuell noch mit allem Einsatz an der Geschichte und der Bühne geschraubt.