Prototyp Löschfahrzeug für Feuerwehr Friesenheim
Zum 125-jähriges Bestehen gab es ein besonderes Geschenk: Die Feuerwehr Friesenheim hat nun in ihrem Fuhrpark ein außergewöhnliches, zukunftorientiertes Fahrzeug stehen.
Es sind gerade einmal 18 Sekunden, die jedoch stets was Besonderes ankündigen. Am Sonntagmorgen erklang die Eurovision-Hymne zu Ehren eines neuen Feuerwehrfahrzeugs in Friesenheim. Diesmal ist es nicht nur eine Ersatzbeschaffung, sondern weit mehr. »Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass die Feuerwehrangehörigen sehr stark mitgewirkt haben«, so Bürgermeister Erik Weide bei der Feierstunde. Unzählige Sitzungen, Besprechen und Aktionen haben letztlich zu dem Ergebnis geführt. »Somit haben wir nicht irgendein Fahrzeug von der Stange, sondern wir haben sogar einen Prototyp – ein Fahrzeug, bei dem die Erfahrungen aus praktischen Einsätzen eingeflossen sind.« 240 000 Euro hat die Gemeinde dafür im Haushalt eingeplant.
»Kein Schnickschnack«
Das Prunkstück erklärte Gesamtwehr-Kommandant Reiner Graupe, der jedoch zuvor den Gemeinderäten dankte, dass sie mit diesem Fahrzeug eine zukunftsorientierte Entscheidung getroffen haben. Eine Entscheidung für einen MLF (Mittleres Löschfahrzeug), das einen 1000 Liter-Löschwassertank und Rettungstechnik an Bord hat: ein Defibrillator und einen Spineboard. Ansonsten ist alles gehalten nach Norm. »Es gibt kein Schnickschnack bei dem Auto, es ist modern aufgebaut und es wird Vorbild für andere Feuerwehren sein, die sich auch ein zukunftgerichtetes Fahrzeug aussuchen wollen«, zeigte sich Graupe überzeugt.
Gespart wurde an den Sitzplätzen, aber zugunsten einer Wohlfühlatmosphäre im Mannschaftsraum. Und zugunsten einer Besonderheit, die die Feuerwehr im Brandfall noch schneller agieren lässt. In den üblichen Fahrzeugen ist im Mannschaftsraum Platz für zwei Atemschutzträger, die sich für den Einsatz während der Anfahrt fertig machen. Der Neue hat Platz für vier. Es entfällt somit eine Wartezeit, da die beiden Atemschutzträger in ein Objekt nur dann rein dürfen, wenn Ersatz bereit steht. Dieses Fahrzeug, das künftig auch bei Türöffnungen eingesetzt wird, sei außergewöhnlich, weil es einmalig in Deutschland ist.
Es seit gar nicht so einfach gewesen, einen Hersteller zu finden. Einigen sagten laut Graupe gleich Nein, weil der Bau zu kompliziert und teuer sei. Die Firma Thoma-Wiss in Herbolzheim ließ sich letztlich darauf ein, zusammen mit den Friesenheimern das Musterstück aufzubauen.
Nach der Weihe durch Pfarrer Rainer Janus und dem Feuerwehrseelsorger Werner Kohler stürzten sich die Gäste förmlich auf das neue Fahrzeug. Darunter auch zahlreiche Feuerwehrangehörige, die nicht nur aus der Ortenau kamen, sondern auch aus Senden bei Ulm und aus Friesenheim im Landkreis Rhein-Hessen, die zur 125-Jahrfeier (wir berichteten) nach Baden gekommen waren. Kreisbrandmeister Bernhard Frei zeigte sich ebenfalls beeindruckt. Der MLF ersetzt den alten LF 16, der 40 Jahre im Dienst stand. Eine außergewöhnliche Dienstzeit für ein Feuerwehrfahrzeug. Normalerweise geht man von 20 bis 25 Jahre einer Nutzungsdauer aus.