Reformation: Drei Gemeinden im Ried feiern einen Gottesdienst
Den 500. Jahrestag der Reformation haben die Gemeinden Schwanau, Meißenheim und Neuried am Dienstag im Rahmen eines Festgottesdienstes in der Nonnenweierer Dorfkirche zelebriert. Freude und Nachdenklichkeit hielten sich dabei die Waage.
Beim Ried-Festgottesdienst anlässlich 500 Jahren Reformation wurde am Dienstag, auf den Tag genau 500 Jahre nach Martin Luthers Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche, manch bemerkenswertes Wort gesagt. Dazu zählte etwa der von Pfarrer Heinz Adler (Meißenheim) angestoßene Gedanke: »Reformation ist nicht nur Anlass zur Freude, sondern muss auch zu kritischem Nachdenken anregen.« Axel Malter (Allmannsweier) trieb die Sorge um, dass das Jubiläum »nicht mehr gewesen ist als ein Hype, von dem nicht mehr bleibt als ein kurzlebiges mediales Ereignis«. Er wünschte sich, dass ein »neuer Hunger nach dem Wort Gottes entstehe«.
»Steiniger Weg«
Auch Christine Egenlauf (Nonnenweier/Wittenweier) formulierte eine wichtige Aussage des Nachmittags. »Erneuerung ist für die Kirche immer wieder notwendig. Kirche ist Werden und Wachsen, aber auch ein Besinnen auf die traditionellen Wurzeln.« Sie brachte noch einen zweiten zentralen Gedanken ein, das Freiheitsmotiv. Luther habe einen »mühevollen, steinigen Weg bis zur Freiheit« hinter sich bringen müssen. Egenlauf zitierte eine Stelle aus dem Galaterbrief: »Zur Freiheit hat uns Christius befreit« (Galater 5, 1 bis 6). Sie sei ein Gut, dessen sich der Mensch immer wieder bewusst sein müsse. Freiheit verändere, reformiere, was nicht selten mit Ringen einhergehe. Das gelte auch für die Kirche, die laut Egenlauf »lebt, wenn sie auf Veränderung vertraut«.
Marie Jakobi-Stöbener (Ottenheim) setzte sich mit dem Thema Reformation ebenso spirituell auseinander. Sie zitierte einen Teil von Luthers Rechtfertigungslehre und stellte heraus, dass für den Menschen »simul iustus et peccator« gelte. Der Mensch sei – so die Übersetzung des lateinischen Urtextes – ein Sünder, werde durch Gottes Gnade gleichzeitig aber auch gerecht(fertigt). Ein Gedanke, der »befreiend wirkt und zum Leben beruft«, so Jakobi-Stöbener. Abgerundet wurde die umfangreiche Predigt durch die Gedanken von Renate Malter (Allmannsweier) sowie der Neurieder Pfarrerkollegen Michael Ott und Anna Manon Schimmel.
Festlichen Charakter gewann der 75-minütige Gottesdienst auch durch seine musikalischen Beiträge. Die fünf Kirchenchöre von Ottenheim, Nonnenweier, Altenheim, Ichenheim und Meißenheim vereinigten sich zu einem einzigen, rund 100 Köpfe starken Ensemble. Unter der wechselweisen Leitung von Susanne Moßmann, Sylvia Ruf, Frank Spengler und Erna Zipf errichteten die Aktiven als gewaltiger Klangkörper ein eindrucksvolle Gebäude aus Stimmen, das vom Keller bis hinauf zum Dachgeschoss fest, erhaben und stolz auf einem unerschütterlichen Fundament des Gotteslobs fußte. Davon konnten sich die Zuhörer bei Werken wie »Eine feste Burg ist unser Gott«, »Du bist da«, »Nun bitten wir den Heiligen Geist« oder auch »Laudate dominum« beeindrucken lassen. Abgerundet wurde dies durch die Beiträge des Meißenheimer Posaunenchors, der durch einige Schwanauer Aktive wie Karl-Martin Kögel (Allmannsweier) oder Rudolf Ziegler (Nonnenweier) verstärkt wurde. Günter Wäldin übernahm hier die Leitung.