Reitturnier in Ottenheim: Plakate als deutliche Warnung
In ungewöhnlich deutlicher Form hat der Reit- und Fahrverein (RFV) Ottenheim im Vorfeld seines am Wochenende bevorstehenden Reit- und Springturniers Hinweise für Besucher und Aktive herausgegeben. Das Ganze besitzt einen ernsthaften Hintergrund.
Am Wochenende werden wohl wieder Hunderte von Besuchern den Natursportpark an der Ottenheimer Rheinstraße besuchen. Der RFV Ottenheim lädt einmal mehr zu seinem Reit- und Springturnier ein.
Wer nicht gerade Insider der Pferdesportszene ist, dürfte sich in den vergangenen Wochen über die deutliche Art und Weise gewundert haben, wie der RFV Hinweise für Besucher und Aktive über die Turniertage veröffentlicht hat. Die Hinweisplakate springen ins Auge und machen den Betrachter aufmerksam.
Diese Form der Info war so in dieser Art bisher nicht der Fall, hat aber einen ernsthaften Hintergrund. 2011 wurde ein damals dreijähriges Kind beim Pfingstturnier eines südbadischen Vereins, als es unbeaufsichtigt einen Pferdeanhänger erkletterte, von einem Pferd schwer verletzt. Ein Unglücksfall, dessen Rechtslage kürzlich vor dem Oberlandesgericht (OLG) zur Einschätzung kam, den betreffenden Verein als Veranstalter mittels Teilschuld in die Verantwortung zu nehmen. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
Schwierige Ausgangslage
Die Ausgangslage ist schwierig und nicht eindeutig: Die Ausrichtung öffentlicher Turniere und Feste unterliegt in dem Sinn allgemeinen, aber nicht für alle Fälle verbindlichen Regeln. Selbst Verbände oder Versicherungen geben bis dato kaum oder keine klaren, und schon überhaupt keine rechtsverbindlich in allen Einzelheiten unzweifelhaft zu beurteilenden Vorgaben für Kunden und Mitglieder.
Der RFV Ottenheim hat für sich die Konsequenz gezogen und beschlossen, in einem Rahmen, der vertret- und leistbar scheint, aktiv zu werden. »Mit den im Internet veröffentlichten und über die Turniertage an einigen markanten Punkten aufgestellten Plakate wollen wir Besucher und Teilnehmer des Turniers sensibilisieren. Dazu wird es während des Turniers im Stundenrhythmus entsprechende Durchsagen geben«, kündigt Vorsitzender Martin Frenk an.
Dieses bewusst deutliche Vorgehen soll nach außen hin ein klares Zeichen dokumentieren, »dass wir alles, was uns möglich ist, dafür zu tun bereit sind, um einem Unglück, wie er sich im betreffenden Fall ereignet hat, entgegenzuwirken«, verdeutlicht Martin Frenk.
Noch vorsichtiger
Dass Reitvereine, seitdem das Urteil und seine möglichen Folgen in der Szene Gesprächsthema sind, noch vorsichtiger reagieren werden, versteht sich von selbst. »Klar ist: Bei ganz großen, professionell aufgezogenen Veranstaltungen sind die Möglichkeiten – sowohl personell als auch finanziell – noch einmal ganz andere. Die Vereine in der Umgebung, uns eingeschlossen, agieren ehrenamtlich. Das bedeutet, wir geraten an einem bestimmten Punkt an unsere Grenzen«, merkt der RFV-Vorsitzende, der in seiner weiteren Funktion als Geschäftsführer des Pferdesportverbands Südbaden über die Anliegen der Vereine genau Bescheid weiß, an.
Trotzdem mit Vergnügen
Hundertprozentig sicher ausschließen lassen werden sich Unglücksfälle trotz allen Bemühens nicht. »Mehrere tausend Turniere werden alljährlich veranstaltet, wir bewegen uns, was Vorkommnisse dieser Art betrifft, bundesweit nicht einmal im Prozentbereich. Aber jedes Unglück ist eines zu viel«, unterstreicht Elmar Trunkenbolz, stellvertretender Vorsitzender des RFV Ottenheim. Trotz der Thematik sollen, auch das betonen die Verantwortlichen, Besucher und Aktive weiter mit Freude und Vergnügen aufs Turniergelände kommen.
»Am eigentlichen Geschehen ändert sich ja nichts. Wenn wir alle aber mit offenen Augen und umsichtig unterwegs sind, dann ist bereits viel getan«, hält Martin Frenk fest.