Rocken für kulturelle Vielfalt
Für Vielfalt eintreten und Farbe bekennen – so lautete das Motto eines von der Gruppe »Superguru« und der Rockwerkstatt gemeinsam organisierten Benefizkonzerts. 1500 Euro wurden für die Lahrer Flüchtlingshilfe gesammelt.
»Natürlich ist jeder froh über die Dönerbude um die Ecke«, sagt Gitarrist Matthias Ambs von »Superguru«. Der Orient hat seiner Meinung aber sehr viel mehr zu bieten. »Flüchtlinge und Zuwanderer bringen einen reichen kulturellen Schatz mit«, wie er am Rande des kleinen Festivals betonte.
Ambs muss es wissen. Er hat vor einigen Jahren die Baglama für sich entdeckt, eine in der Türkei und Persien beheimatete Laute, die seither elektrisch verstärkt bei »Superguru« immer wieder zum Einsatz kommt. Für »Rock east« haben er und seine Bandkollegen gleich noch einen echten Meister des Instruments verpflichtet, den aus Anatolien stammenden, in Rastatt lebenden Virtuosen Murat Bay. Eine kleine musikalische Verbeugung vor der Kultur des Orients wurde darüber hinaus aber von jeder Band gefordert.
Hommage an den Sonnengott
Die gleich zu Beginn antretende Formation »EDS« erfüllte diese Forderung mit ihrem Song »Ra«, einer kleinen, nicht ganz ernst gemeinten Hommage an den Sonnengott des alten Ägyptens.
Klaus Biehler und »Bail« packten am Samstag im Schlachthof unter anderem einen Song der in Lahr einst legendären Gruppe »Im Affekt« aus, servierten mit »Snake Charme« eines der musikalischen Glanzlichter der Gruppe, bei der Biehler das Schlagzeug bearbeitete.
Carmen und Atze Gödkemir, ein deutsch-türkisches Paar aus Emmendingen, stellten im Rahmen des Benefitzkonzerts ihr neues Bandprojekt vor, mit dem sie tief in die Welt der Singer/Songwriter, die lockeren Harmonien der Blumenkinder der 1960er-Jahre eintauchten.
Kernige Rockriffs mit melodiösem Einschlag und ein paar orientalischen Zitaten servierte im Anschluss die Gruppe »Dust in my Hand« aus Ichenheim.
Bauchtanz und Baglama
Für eine echte Überraschung sorgte »Superguru« selbst, obwohl die Gruppe kurzfristig den Ausfall ihres Schlagzeugers verkraften musste, der sich am Freitag die Hand gebrochen hatte. Für den Song »Shiva« hatten sie sich drei Bauchtänzerinnen organisiert, die mit kreisenden Hüften die Blicke der knapp 200 Zuhörer auf sich zogen. Matthias Ambs spielte darüber hinaus alle vier Songs des Kurzauftritts auf der Baglama, die elektrisch verstärkt auch der klassischen E-Gitarre durchaus das Wasser zu reichen vermag.
Ganz anders der Auftritt von Murat Bay und seinem Pianisten Wilfried Buhl. Hier standen klar die musikalischen Ornamente des Orients im Vordergrund, die Virtuosität eines Meisters der arabischen Laute.
Im Zusammenspiel mit einigen Musikern der zum Abschluss auftretenden »Babysnakes« sorgte das Duo aber auch für eine wunderbare Begegnung von Orient und Okzident. Die von Sänger Marc Vetter angeführten »Babysnakes« glänzten im Finale mit progressiven Rockklassikern und handverlesenen Songs wie »Kasmir« (Led Zeppelin), »Gates of Babylon« (Rainbow) und »Mustafa« von »Queen«, aber auch mit dem ganz am Schluss servierten »With a little help from my friends«, das auf seine Art wunderbar den Ansatz des Abends spiegelte und viele Zuhörer zum Mitsingen animierte.