Schuttern: Infozentrum wird Klostermuseum

Das Klostermuseum in Schuttern in der Abenddämmerung. ©Wolfgang Schätzle
Aus dem Infozentrum in Schuttern wird ein Klostermuseum. Die von Studierenden und Professoren der Universität Heidelberg erarbeitete Neukonzeption soll bis Ende des Jahres umgesetzt werden.
Das vor acht Jahren eröffnete Infozentrum Reichskloster Schuttern ist nun selbst Geschichte. Daraus wird nun das Klostermuseum Schuttern, so der Vorsitzende des Historischen Vereins Schuttern 603, Martin Buttenmüller, im Ausbildungsraum der Feuerwehrabteilung Schuttern. Anlass war ein Vortrag vom Heidelberger Universitätsprofessor Christian Witschel zur Neukonzeption des künftigen Klostermusems Schuttern.
Zunächst erinnerte Witschel noch einmal an die Anfänge des Projekts mit dem Masterplan des Freiburgers Niklot Krohn zur Inwertsetzung des ehemaligen Klosters. Im Frühjahr 2016 fiel dann die Entscheidung zur Neugestaltung, die entsprechende Konzeption soll durch das Heidelberg Zentrum Kulturelles Erbe (HCCH) der Universität Heidelberg erfolgen.
Im Sommer 2017 folgt die Erstellung des ersten Teils des inhaltlichen Teils (8. bis 13. Jahrhundert), im Oktober des gleichen Jahres wird ein Kooperationsvertrag zwischen Gemeinde, Kirchengemeinde und der Universität Heidelberg unterzeichnet. Der zweite Teil des inhaltlichen Konzepts (14. bis 19. Jahrhundert) wurde im Frühjahr 2018 erstellt. Im Juli erfolgte die Erstellung des Umsetzungskonzepts, das nun von Witschel erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Die Fertigstellung des neuen Klostermuseums ist für Ende dieses Jahres vorgesehen.
Sechs Räume
Die Neugestaltung umfasst sechs Räume im ersten Obergeschoss des Pfarrhauses (ehemals Refektorium) inklusive des Vorraums. Hinzu soll in einem zweiten Schritt ein Lapidarium im Untergeschoss eingerichtet werden. Weiter soll im selben Design am Parkplatz neben der ehemaligen Klosterkirche eine Informationstafel angebracht werden. Ebenso im Eingangsbereich der Kirche mit Angaben zu den Grabungen unter der Kirche.
Einher mit dem Projekt Klostermuseum geht auch eine Neuformulierung des Wikipedia-Eintrags zu Schuttern und es wäre sinnvoll ein Begleitbändchen zur Ausstellung zu erarbeiten, schlug Witschel vor. Der Gast aus Heidelberg erläuterte die einzelnen Sektionen: Der Vorraum ist zur Einführung vorgesehen.
Im zweiten Raum kommen die gesicherten Anfänge des Klosters zu tragen. Mittelalterliche »Myhten« zur Gesichte des Klosters sind dort ebenfalls zu finden. In Raum drei geht es um Schuttern als kulturelles Zentrum im neunten Jahrhundert. Das erste Prunkstück des ehemaligen Klosters, das Schutterner Mosaik, sowie die Grabungen unter Leitung des Lahrers Karl List werden im vierten Raum herausgestellt.
Im gleichen Raum wird in weiteren Sektionen auch über Schuttern im 11. Jahrhundert sowie über die kirchlichen Reformbewegungen des Hochmittelalters und dem romanischen Neubau der Klosterkirche informiert. Administrative, wirtschaftliche und interkulturelle Strukturen des Klosters in Spätmittelalter und Früher Neuzeit findet der Besucher in Raum fünf. Die neunte Sektion im Raum sechs widmet sich der barocken Nachblüte und dem Besuch Marie Antoinettes in Schuttern.
Die ganzen Sektionen finden sich auf 23 Wandbannern mit einheitlichen Design wieder. Die Texte darauf werden knapp gehalten. Etwa 1200 bis 1300 Zeichen, so Witschel. Geplant sind zwei bis drei Abbildungen pro Wandbanner, darunter sind auch neu erstellte Karten sowie 3D-Rekonstruktionen der verschiedenen Phasen des Kirchenbaus. Wo es sinnvoll ist, werden zudem über dem eigentlichen Text Zitate aus Quellen hinzugefügt, wozu eigens neue Übersetzungen angefertigt worden sind, so Witschel.
Originale Fragmente
Gezeigt werden ein bis zwei Faksimiles von Urkunden, originale Fragmente des Fußbodenmosaiks, der Münzschatz von Oberschopfheim, die spätgotische Madonna, Köpfe der Geroldsecker sowie Objekte zu Marie Antoninette. Weiter werden auf einem niedrigen Holzpodest fünf bis sechs Fragmente der Bauskulptur der romanischen Kirche präsentiert. Im letzten Raum wird künftig das Modell der barocken Klosterkirche den Abschluss bilden.Witschel als auch Buttenmüller gehen von 50 000 Euro Gesamtkosten aus.
Pirmin rückt in den Vordergrund
Im Zuge des neuen Konzepts für das Infozentrum und künftige Klostermuseum in Schuttern werden in der Geschichtsschreibung nach neuesten Erkenntnissen neue Akzente gesetzt. Nicht Offo und Heinrich II. rücken in den Vordergrund, sondern Pirmin.
In Sektion II zu den gesicherten Anfängen des Klosters Schuttern wird aus der Vita Pirmini zitiert, wonach Pirmin mit Gottesfurcht und Eifer zehn Klöster einrichtete. Dazu gehörte neben Schwarzach und Gengenbach auch auch Schuttern. Offo, der als Klostergründer gilt, geht den Schutternern jedoch nicht verloren.
In Sektion III, die sich mit mittelalterlichen »Mythen« zur Geschichte des Klosters befasst, wird auf sein Wirken hingewiesen. Ein angelsächsischer König als Gründer von Schuttern im Jahr 603 wird klar mit einem Fragezeichen versehen.
Dies gilt auch für den Heiligen Heinrich, der als zweiter Gründer des Klosters verehrt wird. So wird in dieser Sektion des Klostermuseums auch vom »angeblichen Besuch Heinrichs II. in Schuttern« die Rede sein. An der Universität Heidelberg ist man sich ziemlich sicher, dass Kaiser Heinrich II. nie in Schuttern gewesen ist. Unbestritten ist hingegen der Besuch von Marie Antoniette, zu sehen in Sektion IX.
Einzigartiges Schutterner Mosaik
In den Sektionen III und IV rücken zwei Prunkstücke aus der Klostergeschichte in den Blickpunkt. Zum einen das Schutterner Evangeliar, dessen Original sich im Londoner Museum befindet und in der virtuellen Klosterbibliothek Schuttern an der Universitätsbibliothek Heidelberg nachzulesen ist.
Zum anderen wird dort auf das Schutterner Mosaik und die Grabungen unter der Leitung von Karl List eingegangen. Das Mosaik und das Evangeliar sind die beiden Alleinstellungsmerkmale Schutterns. Im Zentrum von Raum drei steht eine Medienstation. Dabei handelt es sich um einen Bildschirm, eingelassen in eine Holzkonstruktion, die einem mittelalterlichen Schreibpult nachempfunden ist. Dort können sich Besucher digital über das Schutterner Evangeliar informieren. Zudem kann man sich in einer Audiostation Auszüge aus dem Evangeliar sowie Briefe des neunten Jahrhunderts anhören. Ein kurzer Film informiert über die Baugeschichte der Klosterkirche.
In Raum IV gibt es ein einzigartiges Schutterner Mosaik mit figürlichen Darstellungen. Das Mosaik ist ungefähr in Originalgröße als Fußbodentapete in den Raum eingebracht und somit für die Besucher begehbar.