Schutz für Radler: Duft der Liebsten erinnert
Eine dufte Aktion starteten die Stadtverwaltung Lahr in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommune (AGFK) gestern auf dem Parkplatz des Einkaufsmarktes Arena. Mit pinkfarbenen Duftherzen fürs Auto sollte auf den oft vergessenen Schulterblick aufmerksam gemacht werden.
Rund 22 Prozent aller Verkehrsunfälle, bei denen Autofahrer die Schuld tragen und Radfahrer die Leidtragenden sind, passieren beim Abbiegen der Autos. Der Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass kein Radfahrer im toten Winkel ist, wird oft vergessen.
»Ich bin selbst Radfahrer«, sagte Bürgermeister Guido Schöneboom, der gemeinsam mit Martin Stehr, beim Stadtplanungsamt für die Verkehrsplanung zuständig, und Helmut Schönberger vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) die Duftherzen verteilte. »Ich schaue als Radfahrer immer ins Auto rein, um mich zu vergewissern, dass mich der Fahrer gesehen hat.«
Die Reaktionen der Autofahrer auf dem Parkplatz der Arena waren überwiegend positiv. Erst wurden die Männer in ihren gelben Schutzwesten mit pinkfarbenem Herzen und dem Slogan »Tu’s aus Liebe« mit skeptischen Blicken beäugt. Am liebsten, so schien es, hätten einige gleich mit den Worten »wir kaufen nichts« den Kontakt abgewehrt.
Gewinnendes Lächeln
Einige hatten es auch ganz furchtbar eilig, solange sie noch von einem geplanten Verkauf ausgingen. Doch das gewinnende Lächeln, das die Herzenverteiler zeigten, öffnete ihnen den Zugang zu den Bürgern.
»Ich schaue immer in den Spiegel und achte auf Radfahrer«, sagte Klaus Jäger. »Das haben wir ja schließlich in der Fahrschule gelernt.« Die Aktion findet der Lahrer gut. Allerdings sollten die Radfahrer auch mehr auf ihre Sicherheit achten, sich nicht so dunkel kleiden und die Beleuchtung am Rad kontrollieren.
Renate Hofsäß und ihr Mann Wolfgang sind da völlig unterschiedlich. Während er sagte, er schaue immer über die Schulter und es sei wichtig, mehr Rücksicht zu üben, gab sie offen zu, dass sie den Schulterblick meist vergisst.
Am Ende zufrieden
Schöneboom, Stehr und Schönberger waren am Ende zufrieden mit der Aktion. Gut 300 Herzen haben sie verschenkt.
Dass die Aktion ausgerechnet am Valentinstag stattgefunden hat, gefiel dem Bürgermeister besonders gut. »Das bietet sich doch an, um ins Gespräch zu kommen. Und wenn man damit den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, rentiert sich das doch allemal«, sagte er.
Dass die Herzen gut angekommen sind, konnte man auch sehen. Viele Autofahrer hatten sie gleich an den Spiegel gehängt.
Radfahrer noch sehr gefährdet
Im Jahresvergleich wird deutlich, dass die Zahl verunglückter Radfahrer in Baden-Württemberg zwischen 2012 und 2016 stetig von 9225 auf 10 116 angestiegen ist.
Während die Zahl der Unfälle mit Sachschaden um 13,7 Prozent zugenommen hat, sind es bei den tödlich verunglückten Radfahrern 26,2 Prozent. Bei den schwer verletzten Radlern ist die Zahl um 2,7 Prozent gesunken, bei den Leichtverletzten dagegen um 4,8 Prozent auf 6685 angestiegen.
Die Stadt Lahr verfügt über ein Gesamtstraßennetz von ungefähr 190 Kilometern Länge. Für Radfahrer stehen insgesamt 30 Kilometer zur Verfügung, wovon rund zwölf Kilometer Radfahrstreifen beziehungsweise Schutzstreifen sind. An fünf von insgesamt sieben signalisierten Knotenpunkten in der Kernstadt sind Radfahrschleusen und/oder Aufstellflächen markiert.
(Quellen: www.gib-acht-im-verkehr.de; Stadt Lahr)
Die Herz-Idee
Das mit dem Slogan »Tu’s aus Liebe« bedruckte pinkfarbene AGFK-Herz ist eigentlich geruchsneutral. Die Idee ist, dass Liebende es mit ihrem Parfum besprühen und es ihrem oder der Liebsten schenken. Am Rückspiegel hängend wird der Autofahrer dann nicht nur durch den Duft an den Partner, sondern auch liebevoll an den Schulterblick erinnert.
Um auch Radfahrer davor zu warnen, rechts am Fahrzeug vorbeizufahren und so in den toten Winkel zu geraten, wird derzeit als Ergänzung zum Duftherz ein Aufkleber entwickelt, den sich die Fahrer von Lkws, Bussen und Autos ans Heck kleben können.