Stolperstein in der Obertorstraße erinnert an Juden in Lahr
Zur Erinnerung an die aus Lahr stammenden Juden, die von Nationalsozialisten ermordet oder vertrieben worden sind, gibt es vor vielen Häusern in der Stadt »Stolpersteine« im Pflaster. Vergangene Woche wurde der vorletzte der vorgesehenen Steine vom Initiator der bundesweiten Aktion verlegt.
Das Mahnmal, der Stolperstein Nummer 59, in der Obertorstraße, erinnert an Sofie Bermann. Die Lahrerin, die 1863 in Nonnenweier geboren wurde, ist eine der wenigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die die Deportation nach Gurs im Sommer 1940 durch die Nationalsozialisten überlebt hat.
Am Donnerstag hat Gunter Demnig persönlich den vorletzten Lahrer Stolperstein verlegt. Demnig sagte vor den etwa zehn Anwesenden, dass das Interesse gerade wegen der großen Anzahl der Aktionen sogar noch steigen würde. So gibt es in Russland die Idee, etwas Ähnliches für die Opfer Josef Stalins zu initiieren. Er selbst habe mittlerweile diese Mahnmale mit den Namen der Opfer in der Ukraine, Lettland, Polen. Finnland und – ganz neu – in Schweden verlegt.
Stadtarchivar Thorsten Mietzner fügt dem hinzu, dass die Stolpersteine bei Führungen durch die Stadt Lahr oder im Schulunterricht Berücksichtigung finden. »Die Stolpersteine sind inzwischen ein Teil der Stadt«, sagte er.
Deportation nach Gurs
Das Haus an der Obertorstraße 6 hatte Sofie Bermann, geborene Weil, im Jahr 1921 gemeinsam mit ihrem Ehemann gekauft. 1940 zwangen die Nazis die – schon betagte – Frau, das Haus zu verlassen. Am 22. Oktober wurde Sofie Bermann zusammen mit 20 anderen Menschen aus Lahr nach Gurs deportiert.
Einen Tag vor ihrem 77. Geburtstag erreichten die Opfer das Lager am Rand der Pyrenäen. Sie überlebte zwei Jahre dort, eine »Hölle, wo Kälte, Feuchtigkeit, Schlamm, Ungeziefer, und Krankheiten« herrschten. Doris Gerteis, die seit Jahren die Aktion der Stolpersteine in Lahr betreut, stellte die Vita vor, nachdem das Denkmal im Pflaster vor der Haustür seinen Platz gefunden hat.
Bermann hatte Glück und wurde nicht in die Vernichtungslager in Polen deportiert. Nach drei weiteren Stationen in Frankreich wurde sie im Sommer 1944 durch den Vormarsch der Alliierten befreit. Mit 82 Jahren wurde sie von Verwandten abgeholt und beschloss ihren Lebensabend in einem Seniorenheim in der Schweiz.
Das neue Mahnmal in der Obertorstraße, unweit des Alten Rathauses, ist nun der Stolperstein Nummer 59 in Lahr. 48 der verlegten Steine erinnern an jüdische Opfer. Die Verlegung eines letzten Stolpersteins ist im kommenden Jahr geplant. Der soll im Neuwerkhof dann an das Schicksal der Familie Weil erinnern.