SVJBO begeistert bei Allerheiligen-Konzert in Friesenheim
Das traditionelle SVJBO-Konzert an Allerheiligen in der Sternenberghalle hatte viele Facetten. Darunter auch drei deutsche Erstaufführungen.
Immer an Allerheiligen, wenn über 100 junge Musikerinnen und Musiker aus der gesamten Ortenau auf der Bühne in der Friesenheimer Sternenberghalle Platz nehmen, ist der Saal voll. Von den 660 Stühlen waren beim Konzert des Sinfonischen Verbandsjugendblasorchesters Ortenau (SVJBO) am Donnerstag nur wenige frei geblieben. Er wolle über alles reden, nur nicht länger als zwei Minuten, so der Ortenauer Verbandspräsident Toni Vertrano zu Beginn. Doch diese konnte er nicht einhalten, weil es auch galt, Spender und Sponsoren anzusprechen. Denn in einem Jahr hat der Blasmusikverband mit seinem Jugendblasorchester Großes vor. Es soll eine Konzertreise durch die USA machen. Die Musiker müssen einen Eigenanteil leisten, aber dennoch sei man auf Spenden angewiesen. Sollte die Reise nicht stattfinden, wird es 2019 wie gewohnt ein SVJBO-Konzert in der Sternenberghalle geben. Allerdings nicht an Allerheiligen, sondern an Allerseelen. Lieber wäre es ihm jedoch, wenn das Orchester in den Staaten seine exzellente musikalische Visitenkarte abgeben könnte.
Das erhofft sich auch Dirigent Rüdiger Müller. Es habe ihm wieder ein große Freude bereitet, mit dem Orchester auf dieses Konzert hinzuarbeiten, sagte er zum Schluss. Natürlich hatte Müller mit seinen jungen Musikern auch wieder eine Zugabe vorbereitet. Eine Hommage an Michael Jackson, der dieses Jahr 60 Jahre alt geworden wäre. Doch mit dem Stück »Michael«, arrangiert von Robert W. Smith, war noch nicht Schluss, mit »Ammerland« von Jacob de Haan gab es noch eine Zugabe.
Zwischen Zugaben und Begrüßung lag erneut ein Konzert auf höchstem Niveau. Die Zuhörer waren begeistert. In diesem Jahr überraschte das Orchester gleich mit drei deutschen Erstaufführungen – alle im zweiten Konzertteil. Beginnend mit »Birds in the Azure Sky« von Satoshi Yagisawa, einer Auftragskomposition für Junior-High-Schools im Westen Japans, und »The Archangel Raphael who leaves a house of Tobias« von Masanori Taruya, eine musikalische Vertonung des Rembrandt-Gemäldes »Der Erzengel Raphael verlässt die Familie des Tobias«.
Ein echter Hinhörer war die dritte deutsche Erstaufführung »Of our new day begin« von Omar Thomas, einem jungen aufstrebenden Komponisten, dem eine große Karriere vorausgesagt wird. Es ist sein einziges Werk für Blasorchester, er hat sich vor allem dem Jazz verschrieben. Er beschreibt mit dem Werk einen traurigen Tag in der jüngsten Geschichte der USA: den 17. Juni 2015, als ein weißer Mann in einer afroamerikanischen Kirche in Charleston sechs Frauen und drei Männer in einer Betstunde erschoss. Die Blues-Melodien waren unüberhörbar, es wurde geklatscht und gestampft und gesungen – das Orchester meisterte diese etwas andere Herausforderung super. Auch dem 100. Geburtstag Leonard Bernsteins wurde gedacht mit Tänzen aus dessen »West Side Story« nach einem Arrangement von Jan Polster.