Lahr

Theater um Protest gegen Wyhl in Lahr

Thorsten Mühl
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30. August 2018
Auf Spurensuche am Kaiserstuhl: Das Theater-Ensemble, das »Rote Sonne – dunkle Nacht« auf die Theaterbühne bringen wird, schaute sich mit Hans Weide (links) an den Originalschauplätzen um.

Auf Spurensuche am Kaiserstuhl: Das Theater-Ensemble, das »Rote Sonne – dunkle Nacht« auf die Theaterbühne bringen wird, schaute sich mit Hans Weide (links) an den Originalschauplätzen um. ©Thorsten Mühl

Anfang Oktober feiert im Stiftschaffneikeller das auf Hans Weides gleichnamigem Roman beruhende Theaterstück »Rote Sonne – dunkle Nacht« Premiere. Zur Recherche absolvierte das Ensemble im Vorfeld eine Exkursion zu Original-Schauplätzen.

Über 40 Jahre liegen die Entwicklungen zurück, die den Kampf gegen das geplante AKW Wyhl am Kaiserstuhl betreffen. Bürgerlicher Widerstand, Zusammenhalt, Beharrlichkeit – Schlagwörter, die den Beginn der Anti-Atom-Bewegung begründeten. Der Name Hans Weide wird mit dem Wyhl-Thema ewig verbunden bleiben. Seine Befehlsverweigerung, als Einsatzleiter im Februar 1975 das von Atomkraft-Gegnern besetzte Baugelände zu räumen, war eine der entscheidenden Stationen in der Wyhl-Chronik. 

»Wyhl hat mein Leben nachhaltig geprägt«, sagt Weide, der viele Erlebnisse und Eindrücke in seinem 2016 veröffentlichten Roman »Rote Sonne – dunkle Nacht« verarbeitet hat. Das Buch führt fiktionale und reale Elemente zusammen, ist besonders den Menschen vom Kaiserstuhl als Hommage gewidmet. Anfang Oktober feiert ein auf Motiven des Romans basierendes Theaterstück unter dem Titel »Rote Sonne – dunkle Nacht« in Lahr Premiere. Im Vorfeld unternahm eine rund 20-köpfige Gruppe, bestehend aus Ensemble und Regisseur Christopher Kern in Begleitung Weides, eine Exkursion an Original-Schauplätze des AKW-Protests. 

»Nai hämmer gsait«

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Für die Darsteller sollte es darum gehen, Hintergrundwissen zu gewinnen, um sich besser in ihre Rollen versetzen zu können. Besucht wurden unter anderem die Nato-Rampe samt am Rhein liegenden Gelände und das damalige Lager der AKW-Gegner, wo noch die Reste des Eingangstors zum Rundhaus zu sehen sind. Ein Gedenkstein, der 25 Jahre später gesetzt wurde, erinnert ebenfalls an die Vorkommnisse. Auf ihm ist unter anderem die Protestlosung zu lesen: »Nai hämmer gsait.«
Weide erläuterte den Gästen lebhaft, wie die Polizei den Lagerplatz überraschend stürmen konnte, weil ein Warnsystem der Platzbesetzer (bestehend aus einer Telefonkette und Kirchenglocken) nicht optimal funktionierte. Besetzt worden war das Areal, weil Rodungsarbeiten bei den Protestierern gar nicht gut ankamen. Dass der Platz gegen passiven Widerstand mit aller Autorität und dem Einsatz von Wasserwerfern geräumt wurde, schürte den Widerstand nur noch mehr. Eine Kundgebung schloss sich an, auf der deutsche und elsässische Redner sprachen. Wenige Tage später kam es zu einer weiteren Großkundgebung mit rund 35 000 Menschen. Dass das Areal erneut eingenommen werden konnte, war der Planung des Fischers Balthasar Ehrets zu verdanken, so Weide. 150 Leute näherten sich von Norden her einer nur schwach geschützten Stelle, schlichen sich an, wurden im weiteren Verlauf durch Teilnehmer der Kundgebung solidarisch unterstützt. Am Ende war die Polizei eingekreist. Weide zeigte beim Rundgang Stellen, an denen die Besetzer aufs Areal gelangten.

Der AKW-Protest zieht am Kaiserstuhl bis heute Für und Wider nach sich. Das sah man etwa in Form verschiedener Autoaufkleber (»Atomkraft – Nein, danke« versus »Lieber Atomstrom als Flüchtlingsstrom«) auf dem Weg nach Weisweil. Kurt Schmidt, Leiter des örtlichen Dokumentationszentrums, zeigte den Besuchern Fahnen aus der alten Zeit. Außerdem lieferte er Fakten und Anekdoten, angesichts derer sogar Zeitzeuge Hans Weide sagen musste: »Davon war selbst mir noch einiges unbekannt.« 

Orden in Ehren

Das Thema Wyhl ist bis heute aktuell, konnte Schmidt anhand von zahlreichen Anfragen verdeutlichen. Immer wieder sei der Widerstand Thema verschiedener Diplomarbeiten, etwa aus Japan oder den USA. Ebenso zeigte er den Gästen ein weiteres besonderes Stück. Der leitende russische Offizier im Rahmen der Tschernobyl-Katastrophe 1986 war vor einiger Zeit am Kaiserstuhl zu Gast. Er vermachte den Verantwortlichen seinen damals erhaltenen Orden, der nun in Ehren gehalten wird. 

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