Theatergruppe des FV Dinglingen überzeugt im Aktienhof
Die Theatertruppe des Fußballvereins Dinglingen (FVD) hat am Wochenende bei zwei Aufführungen im Aktienhof mit dem Stück »Moral ist, wenn man trotzdem lacht« viele Zuschauer überzeugt.
Vielleicht ist es bedauerlich, dass Dinglingen einen neuen »Nackt-Club« so nur im Theater bekommt. Die drei Akte hatten jede Menge Situationskomik, klar gezeichnete Charaktere und eine eher überschaubare Handlung. Bei Erwin (Gernot Fleig) und Helga (Susanne Eble) hängt der Haussegen schief – wegen Benno (Harald Hofstetter) und der eigenen Tochter Sabine (Ronja Kostanzer). Die beiden hatten (oder haben?) ein Techtelmechtel. Dem nicht genug. Benno, den Hofstetter wunderbar schmierig, ölig und völlig überzogen darstellt, eröffnet einen »Neikt-Club« – noch dazu in Dinglingen. So liest Küchenhilfe oder Magd Erna (Margaritta Bischof) das Wort »Night-Club« und interpretiert den vermeintlichen Schreibfehler flugs zu einem »Nackt-Club« um.
»Neikt-Club«
Turbulent wird es in der Gaststube von Erwin und Helga, wenn Mutter und Tochter wegen Benno aneinandergeraten. Das ganze steigert Klatschbase Frieda (Katarzyma Forma-Reinbold). Die trägt die Nase besonders hoch, was wegen der Nickelbrille eine besondere Note bekommt. Was ihr aber als Vorsitzende des Dinglinger Moralistenvereins selbstverständlich auch gut ansteht. Im ersten Akt sind also mit dem etwas trotteligen Knecht Karl (Martin Lehre) und Friedas Ehemann und Pantoffelheld Sepp (Helmut Müller) alle Charaktere vorgestellt. Klar ist auch, dass Frieda und Benno noch nicht miteinander fertig sind. Als Klatschbase spielt Forma-Reinbold die Figur mit Naivität und einer Verve, die viel Schlimmeres ahnen lässt.
Das ist auch prompt im zweiten Akt der Fall. Die erste Nacht im »Nackt-Club« ist Erinnerung – »o lala« wie Karl und Sepp sich erinnern, »schockierend« meint Frieda. Es habe da, was die Zuschauer nur in den Rückblenden erfahren, tatsächlich Nackte – noch dazu beiderlei Geschlechts – gegeben. Also nehmen die Verwicklungen ihren Lauf. Friede braucht etliche Schnäpse, die Erwin gratis zur Verfügung stellt, um zu vergessen. Sie stellt bei der Gelegenheit beredt und mit nachdrücklichen Gesten unter Beweis, dass Sepp nun aber auch gar nichts zu melden hat.
Laufpass gegeben
Derweil hat Sabine Benno den Laufpass gegeben und Frieda – war im Glas auf der Bühne wirklich Schnaps? – mutiert zum »wilden Tier«, auf das Benno Hören und Sehen vergehen. Die Darsteller haben alle ohne Ausnahme reichlich Erfahrung auf der Bühne. Aber – und ohne irgendeinen der Schauspieler schmälern zu wollen: Was der »Schmalspur-Django« Benno (O-Ton Sabine) und die Klatschbase Friede bei mehr als einem Duett auf der Bühne anstellen, war schon etwas ganz Besonderes. Bei Frieda fällt einfach der biedere Haarknoten auf, die Mähne-Szenen, Mimik und Gestik machen das »wilde Tier« perfekt. Da verwundert es doch, dass am Ende – allerdings mit zweifelhaftem Erfolg – Sepp den Aufstand – wider den Pantoffelhelden – probt. Benno sucht das Weite. Einen »Neikt-Club« hat es deswegen in Dinglingen bis zum heutigen Tag also leider nur auf der Bühne des Aktienhofes gegeben.