Viele Fragen zum Erdwärmeprojekt der Firma Badenova-Wärmepuls
Die Firma Badenova-Wärmeplus will im Raum Lahr die Erdwärme nutzen. In Friesenheim konnten Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie Bürger erste Fragen zum Projekt stellen.
Der Bürgersaal im Rathaus von Friesenheim war am Montagabend besser besucht als sonst. Die Sitzung war als gemeinsame Beratung von Gemeinderat und den vier Ortschaftsräten angesetzt. Damit Badenova-Wärmeplus zur Erdwärmenutzung tief in den Untergrund bohren darf, braucht das Unternehmen eine Genehmigung vom Regierungspräsidium. Voraussetzung dafür ist auch die Information der betroffenen Gemeinden. Der Friesenheimer Gemeinderat und die Ortschaftsräte haben einstimmig der Beteiligung am Antragsverfahren zugestimmt. Ein Bürger und viele Mandatsträger äußerten zahlreiche Fragen an die Vertreterin und den Vertreter von Badenova-Wärmeplus.
Dreh- und Angelpunkt dabei war die Furcht vor Schäden wie nach der Erdwärmebohrung in Staufen. Dort waren 2007 Bohrungen falsch ausgeführt worden. In der Folge quoll Anhydrit in tiefen Gesteinsschichten auf und das Gelände hob sich. Viele Gebäude weisen heute Schäden auf. „Wie wollen Sie vermeiden, dass es ein zweites Staufen gibt?“, fragte ein Bürger.
Dorothee Fechner, Projektleiterin bei der Badenova-Wärmeplus, sagte, in Staufen sei die Bohrung unsachgemäß ausgeführt worden. „Bei unserem Bohrverfahren gibt es immer eine Sperrschicht zum Grundwasser- und zum Grundwasserleiter“, so Fechner. Thomas Maurer, Regionalmanager bei der Badenova-Netze, meinte, es gebe in Baden-Württemberg 2000 Erdwärme-Bohrungen und viele Tiefenbohrungen, die unproblematisch seien.
Julius Haas (CDU) fragte, ob auf öffentlichem oder privatem Gelände gebohrt werde und wie mit der Pacht verfahren werde. Dorothee Fechner und Thomas Maurer erklärten, dass die Bohrung von der Oberfläche aus auch schräg im Untergrund geführt werden könne. „Für uns ist egal, ob wir 300 Meter weiter links oder rechts bohren“, so Maurer. Fechner: „Ausschlaggebend ist die geothermische Eignung am Standort.“ Laut Maurer sei die Pacht einträglich. „Das kann ein Landwirt mit Feldfrüchten kaum erwirtschaften.“
Gemeinsam entwickeln
Oberweiers Ortsvorsteher Andreas Bix (Freie Wähler) erkundigte sich nach der Erfahrung der Badenova-Wärmeplus mit Erdwärmeprojekten. Laut Dorothee Fechner betreibt das Unternehmen bislang noch kein Erdwärmenetz. In Breisach sei ein ähnliches Projekt aber schon weiter gediehen. Voruntersuchungen zwischen 2004 und 2008 wurden dort abgebrochen – „weil die Zeit politisch noch nicht reif war“, erklärte Maurer.
Die Firma habe sich in einer frühen Erkundungsphase mit einer Bürgerinitiative gegen die Nutzung der Erdwärme konfrontiert gesehen. „Uns ist es wichtig, Projekte gemeinsam mit den Menschen und Gemeinden zu entwickeln – jedenfalls nicht gegen sie“, so Maurer.
Roland Herzog (CDU) fragte, inwiefern vorhandene Infrastruktur genutzt werden könne, wenn das heiße Wasser aus der Tiefe einmal gefördert werde. Laut Thomas Maurer müssen Fernwärme-Leitungen verlegt werden. Die Leitungen seien speziell isoliert. Da das geförderte Wasser im Raum Lahr nur zwischen 50 und 60 Grad warm sei, müsse die Energieausbeute mittels einer Wärmepumpe nochmals erhöht werden. Zur Frage nach dem Verbraucherpreis für die Erdwärme sagte Maurer: „Wir konkurrieren ganz normal mit anderen Heizungsträgern und wollen auch mit dem Preis überzeugen.“
Schutterns Ortsvorsteher Hans-Jürgen Kopf (Freie Wähler) versicherte sich, dass die Voruntersuchungen keine Probebohrungen vorsehen. „Wir analysieren anhand von Bohrungen aus der Vergangenheit, anhand von Magnetik-Messungen aus der Luft und mittels seismischen Messungen von der Oberfläche aus“, erklärte Dorothee Fechner. „Am Ende gibt es nur die eine Bohrung, über die wir die Erdwärme dann auch fördern. Alles andere wäre viel zu teuer.“
Heiligenzells Ortschaftsrat Markus Disch fragte nach dem Risiko einer Trinkwasser-Verunreinigung durch die Bohrung. „Wir beziehen in Friesenheim inzwischen einen großen Teil unseres Trinkwassers aus dem Rheingraben.“ Dorothee Fechner und Thomas Maurer beruhigten ihn: Es gebe tagtäglich Erdwärme-Bohrungen, die nicht so transparent kommuniziert würden wie jene des nun anstehenden Projekts.
Guido Leberl, Ortschaftsrat in Schuttern, erkundigte sich nach Dauer und Lärm der Bohrung. Dorothee Fechner nannte einen Zeitraum von drei bis vier Monaten. Bohrtürme könnten heute mit Netzstrom und ohne Generatoren betrieben werden. Bei den Lärm-emissionen verwies sie auf gültige Grenzwerte.
Das Untersuchungsgebiet
Derzeit informiert die Firma Badenova-Wärmeplus in den Gemeinderäten der südlichen Ortenau über das Projekt. Das Untersuchungsgebiet ist 207 Quadratkilometer groß und umfasst die Kommunen Ettenheim, Friesenheim, Kappel-Grafenhausen, Kippenheim, Lahr, Mahlberg, Meißenheim, Rhinau (Frankreich), Ringsheim, Rust und Schwanau (siehe Grafik links). Wenn klar ist, wo die Tiefenbohrung für das Projekt gesetzt wird, will die Firma dort 50 bis 60 Grad heißes Wasser aus 1200 bis 1400 Metern Tiefe fördern, um damit Gebäude zu beheizen.