Walter Caroli stellt Teile aus Sulzer Chronik vor

Walter Caroli (links) stellt mit Ortsvorsteher Rolf Mauch Teile aus der Sulzer Ortschronik vor. ©Endrik Baublies
Am Mittwoch stellte Walter Caroli im Sulzer Rathaus weitere »Appetithäppchen« aus der im Werden begriffenen Chronik vor, die pünktlich zum 750-Jahresfeier erscheinen soll.
Die erste Erwähnung von Sulz stammt aus dem Jahr 1270. Das, so stellte Caroli im Bürgersaal vor gut 50 Zuhörern vor, sei ein Novum in seiner Geschichte. Die zwei bisher veröffentlichten Chroniken, eines Pfarrers Ludwig aus dem Jahr 1927 und die von Emil Ell aus dem Jahr 1984, waren von dem Jahr 1275 als der ersten Nennung von »Sulz« oder »Sultz« ausgegangen.
Ells Buch »Geschichtsschreibung endet nie«, ist Mitte der 1980er-Jahre erschienen. Die Geschichte, wie aus dem Langenhard, dem damals noch militärischen Sperrgebiet der Kanadischen Streitkräfte, das Naturerbe wurde, gehört also ebenfalls zu der neuesten Chronik. Caroli stellte bei der Gelegenheit zwei »Neubürger« von Sulz vor. Es handelt sich um die »Sulzer Gelbbauchunke«, die zurzeit, als die Panzer tiefe Furchen auf dem Gelände hinterließen, genau da ein ideales Biotop gefunden hatte. Nachdem die Verursacher der Furchen 1994 endgültig abgezogen waren, sind Tümpel auf dem Langenhard eigens für diese Frösche angelegt worden. Die afrikanische Gottesanbeterin ist aufgrund des Klimawandels dort ebenfalls heimisch geworden.
Eine andere Sulzer Biografie ist die des Pfarrers Christian Friedrich Ludwig Deimling, Pfarrer in Sulz zwischen 1850 und 1857. Der hatte in der Revolution 1848 und 1849 – allerdings in Kirnbach – Ärger mit der Obrigkeit um seine Auslegung des Begriffs Freiheit. Die Sulzer hatten als badische Gemeinde ein eigenes Ortsgericht. Aus den erhaltenen Protokollen zwischen den Jahren 1757 und 1817 stammt die Episode vom Streit der Magdalene Mauch mit einer Christina Bott. Das Gericht, dem der Stabhalter (der Titel des damaligen Bürgermeisters), der Vogt vom Langenhard sowie die Vorläufer des Gemeinderats angehörten, musste über »Scheltworte« wie »hergeloffene Zottel« und wohl echte Handgreiflichkeiten befinden. Das Urteil riet den Frauen, »sich zu vergleichen« und bestrafte beide – ob zusammen oder getrennt, verrät die Quelle nicht »vier Stunden eingehäuselt« zu werden.
Eine andere Geschichte ist die des »Zehntgarbenstreites« zwischen Lahr, unter der Herrschaft Hessen-Nassau und Sulz, das zur badischen Herrschaft mit Verwaltungssitz in Mahlberg gehörte, am Gewann des »Unteren Dammen« in den 1720er-Jahren. Caroli erklärte, dass es sehr viele Quellen geben würde und er diese samt den entsprechenden Registern im Anhang aufführen wird. Dann könnten andere zu einem späteren Zeitpunkt nahtlos an diese Arbeit anknüpfen.
Eine andere Form der Aufgabe eines Historikers ist die von Caroli überzeugend erklärte These, wo der historische Ortsmittelpunkt zu finden sei. Der ehemalige Platz zwischen dem »Kaiser«, dem Gasthaus »Engel«, der Kirche und der ehemaligen katholischen Schule – ab den 1870er-Jahren das Rathaus in der Nähe der heutigen Trotte. Eine Ergänzung Carolis lautete so: Damals seien viele Beschwerden geführt worden, seien die Wege nach Lahr und in Richtung der heutigen B 3 in einem »sauschlechten Zustand« gewesen.
Die Sulzer Chronik
Das gebundene und vierfarbig gedruckte Buch »Sulz und Langenhard – Tradition und Aufbruch« gibt der Sulzer Heimatverein heraus. Der Erscheinungstermin ist das geplante Jubiläum der 750-Jahr Feier im März des Jahres 2020. Die fertige Chronik wird ca. 620 Seiten umfassen, von denen der Autor Walter Caroli etwas mehr als 400 Seiten – noch ohne Layout – bereits verfasst hat.
Völlig neu ist eine ausführliche Darstellung der Sulzer Geschichte während des Dritten Reiches von 1933 bis 1945 sowie eine umfangreichere Darstellung der Epoche davor – zwischen den Jahren 1918 bis 1933.