Wasserleitungen aus Holz in Sulz entdeckt
Beim Buddeln für die Sulzer Dorfmitte wurden alte Holzrohre entdeckt, die mehr als 200 Jahre im Boden verborgen gewesen waren. Der Pfarrer hatte einst den Anstoß zur Verlegung der Leitung gegeben. Ein Teil des historischen Fundstücks hat nun der Förderverein Sulzer Heimatgut.
Bei Grabarbeiten für die Umgestaltung der Sulzer Dorfmitte wurden auch im Auftrag der Badenova AG & Co.KG. neue Abwasserrohre verlegt und dabei entdeckte die ausführende Firma plötzlich alte Baumstämme, so glaubte man jedenfalls. Dass dieser Fund aus Sulzer Sicht allerdings etwas an Licht brachte, das schon längst der Vergangenheit angehört, freute besonders den Sulzer Heimatforscher Franz Gänshirt. Man entdeckte auf diese Weise eine aus dem Jahre 1812 verlegte Wasserleitung aus Holz.
Auch wenn es sich „nur“ um ein paar Meter altes Holz handelt – der Fund ist für Heimatforscher Franz Gänshirt eine Sensation. Über 200 Jahre lag dieses Holz verborgen im Untergrund und gerade zum 750- jährigen Dorfjubiläum erblickte es wieder das Tageslicht. Diese dann restaurierte Holzwasserleitung soll später einmal bei der Badenova zu sehen sein, die im Wasserwerk auf dem Galgenberg einen Ausstellungsraum unter dem Motto „Werdegang der Wasserversorgung“ einrichtet. Einen Teil dieser historischen Wasserleitung überlasst die Badenova dem Förderverein Sulzer Heimatgut für ihren Ausstellungsraum.
Franz Gänshirt war über den Fund so angetan, dass er sich gleich wieder erinnern konnte, wer diese alte Wasserleitung bis zum Fundort verlegt hat. Im Jahre 1812 stellte der evangelische Pfarrer Zandt bei der Gemeinde Sulz einen Antrag, auf eigene Kosten eine Wasserleitung zu seinem Pfarrhaus zu verlegen. Damals lautete der Antrag laut Unterlagen „Verlegen einer Wasserleitung für immer“. Und als dieses Projekt genehmigt wurde, konnte mit dem Bau der etwa 300 Meter langen Wasserleitung begonnen werden. Zur damaligen Zeit eine Meisterleistung, es gab noch keine Bagger und Metallrohre und so mussten die einzelnen Holzstämme zunächst mit einem sogenannten Bohrlöffel ausgehöhlt werden, ehe dann die fertigen Holzrohre mit einer Muffe aus Metall verbunden wurden. Zur Herstellung von Wasserleitungen wurden dann die zwei Holzröhren durch Röhrenbüchsen, die auch handgeschmiedet wurden, wasserdicht miteinander verbunden. Die Röhrenbüchsen waren etwas größer als der Bohrungsdurchmesser. Auf diese Weise ließen sich lange Leitungen für die private Wasserversorgung bauen.
Bei der Fundstelle in der Lahrerstrasse 3 wurde das Haus zunächst von der evangelischen Gemeinde als Pfarrhaus und später von der Gemeinde als Schule genutzt. Erst viel später ging das Gebäude an den Bäckermeister Bühler, von den Sulzern „Bühlerbeck“ genannt. Doch bevor der Pfarrer erstmals eigenes Wasser aus den Hahnen (Deichelrohre) fließen sah, verging eine lange Zeit. Von seinem Anwesen in der Lahrerstraße bis zur Brunnenstube des Herrgottsbrunnens gab es einige Hindernisse zu Überwinden.
Abgelehnt
Nachdem die Arbeiten letztendlich fertig waren, konnten die Rohre viele Jahre benutzt werden. Aber oft lief wenig oder kein Wasser, weil die Leitung versandeten. Dies veranlasste Pfarrer Zandt erneut zum Handeln. Er stellte wieder einen Antrag bei der Gemeinde und beim Großherzoglichen Domänenärear für einen Pumpenbrunnen, wobei die Kostenübernahme allerdings wie schon zuvor bei der Wasserleitung abgelehnt wurde. Und wieder schritt der Geistlichtliche in Eigenleistung zur Tat und die anfallenden Kosten mussten wieder von seinen Schäflein beglichen werden. Dies zeigt deutlich auf: Schon in früheren Jahren war man bemüht, seine eigene Wasserstelle am Haus zu haben, was eigentlich heute eine Selbstverständlichkeit ist.