Wetterlage macht auch Gärtnerei in Kürzell zu schaffen
Des einen Freud, des anderen Leid: Freibad- und Baggerseegänger jubeln bei den sommerlichen Temperaturen und der regenarmen Zeit, für Landwirte und Gartenbaubetriebe stellt die aktuelle Wetterlage ein Herausforderung dar. Der Lahrer Anzeiger hat sich darüber mit Gärtner Michael Billian unterhalten.
Michael Billian kann als Kenner der Wettersituationen in der Rheinebene bezeichnet werden – denn er weiß genau, wie schnell sich Wetterextreme auf das Wachstum aller Pflanzen, egal ob Gemüse, Obst, Salate, Blumen oder Bäume auswirken kann. Er und seine Frau Simone betreiben in Kürzell eine Gärtnerei.
»Die in den letzten Jahren immer wieder schrecklichen Wetterkapriolen in Deutschland und Europa haben sich Gott sei Dank nicht direkt bei uns in der Ortenau abgespielt«, zieht er eine Bilanz. Was aber nicht als dauerhafte Garantie zu verstehen sei, so der Gärtner. Schon das letzte Jahr sei von viel zu viel Trockenheit und hohen Temperaturen geprägt gewesen und habe der Gärtnerei und den Mitarbeitern so manches Mal das letzte abverlangt.
»Auch wenn man die Felder noch so umfangreich beregnet, bei zu starker Hitze leiden die Pflanzen, was sich im Ertrag niederschlage«, führt Billian aus. Die Pflanzenwelt in unseren Breiten sei einfach nicht auf derartige Extreme ausgelegt. So mögen zum Beispiel Begonien keine zu große Hitze, genauso wie Blumenkohl und Brokkoli und viele andere Pflanzen auch. Die künstliche Bewässerung in der freien Fläche, mache viel Arbeit, schiebt der Gärtner noch nach.
»Auch in den Gewächshäusern ist es dann schnell zu heiß. Unsere Gewächshäuser sind teilweise nicht technisch so ausgerüstet wie neue Anlagen.« Eine Nachrüstung wäre einfach zu teuer. Hinzu komme, dass das Geschäft mit dem Verkauf von Setzlingen sehr rückläufig sei.
»Auf jeden Fall weisen die Wasserspeicher in der Natur ganz klar Defizite auf«, betont der Gärtner. Sie seien noch lange nicht gefüllt, auch wenn es in den letzten Wochen immer wieder einmal geregnet habe. Im Bereich von Kürzell sei dabei weniger Regen gefallen, als in den umliegenden Dörfern. Es sei hier in der Region total unterschiedlich wo die Regenwolken ihr kostbares Nass abladen.
Das Frühjahrsgeschäft in diesem Jahr sei verhalten gewesen, zieht er ein Resümee. »Die Nächte im Mai waren zu kalt, was das Wachstum der Pflanzen verlangsamt habe und die Blühphase dann zu spät begann.« So sei zum Beispiel der Geschäftsbereich der Balkonpflanzen dieses Jahr in seiner Gärtnerei stark eingebrochen, weil die Leute eine zu kurze Blütezeit ihres Blumenschmucks befürchteten.
Bislang verschont
»Grundsätzlich bin ich echt froh, dass wir bisher von Hagel- und starken Sturmschäden verschont geblieben sind«, sieht es Billian trotz aller Widrigkeiten dann doch noch positiv. Jammern sei auch nicht seine Sache. Sein Geschäft läuft immer noch, zudem liefere er seine Ware auch an den Großhandel aus. »Bislang sind wir trotz der Wetterextreme mit unseren ganzen Erzeugnissen noch mit einem blauen Auge davon gekommen.«
Neben den Herausforderungen während der Sommermonate, seien zudem die Winter in den letzten Jahren zu mild gewesen, der Boden nicht richtig durchgefroren, was natürlich für Ungeziefer und Schädlinge ideale Bedingungen gewesen wären.
Wetterextreme nehmen weiter zu
2019 war erneut ein schwieriges Jahr für den Obst- und Gemüsebau mit großen Herausforderungen bei extremen Witterungsverhältnissen. Die regionalen Wetterextreme nehmen weiter zu. Die Abreife des Baumobstes, aber auch des Weins, beschleunigte sich. Beim Gemüse war es für das Wachstum teilweise zu heiß mit entsprechenden Ertragsrückgängen, und die Auswirkungen auf die Herbstkulturen sind derzeit nicht abschätzbar.
Quelle: Deutscher Bauernverband