Wie der Lahrer Stadtwald unter dem Klimawandel leidet

Bei der SPD-Sommertour ging es am Donnerstag um die Auswirkungen des Klimawandels im Lahrer Stadtwald. Der städtische Forstverantwortliche Michael Heid (vierter von rechts) informierte. ©Thorsten Mühl
Die Mitglieder der Lahrer SPD beschäftigten sich im Rahmen ihrer Sommertour mit den Auswirkungen des Klimawandels im Lahrer Stadtwald. Vor allem die geringe Niederschlagsmenge bereitet den Forstverantwortlichen Sorge.
Der Klimawandel und seine Auswirkungen – auch auf den bezogen Wald bleibt dieses Thema nicht ohne Auswirkungen. Über die Situation, Auswirkungen und Strategien, wie mit der Entwicklung zukünftig umgegangen werden kann, informierte sich die Lahrer SPD am Donnerstag im Rahmen ihrer Sommertour.
»Nicht noch mal erleben«
Als fachkundiger Begleiter war Michael Heid, der städtische Forstverantwortliche, mit dabei. Heid begann seine Ausbildung 1978, ist seit 1984 bei der Stadt Lahr tätig. Er erlebte die Auswirkungen des starken Eisbruchs von 1982 mit, doch insbesondere Orkan »Lothar« hinterließ Spuren, an denen der Wald über Jahre zu kauen hatte. »100 000 Festmeter fielen seinerzeit um. Es dauerte rund drei Jahre, das aufzuarbeiten. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben müssen«, sagte Heid.
Er zeigte den rund 15 Anwesenden anhand von Kartenmaterial die Verbreitung des Lahrer Stadtwalds auf und kam beim anschließenden Rundgang auf die Auswirkungen des Klimawandels zu sprechen. Vergangenes Jahr habe es im Schnitt in Lahr 610 Liter geregnet, dieser Wert sei nicht weit entfernt von der Quote des afrikanischen Staates Namibia (600 Liter) gewesen. »Problematisch ist, dass uns die Niederschläge insgesamt fehlen. Sie kommen entweder zur falschen Zeit oder fallen, anders als früher, gerade auch im Winter nicht mehr so üppig aus«, führte Heid aus.
Bis Ende der 1980er Jahre sei die Situation noch stabil und im annehmbaren Rahmen gewesen. »Seither ging die Niederschlagsmenge immer mehr zurück«, bemerkte der Forst-Verantwortliche. Die Effekte für den Wald seien deutlich spürbar. Sie stünden unter immer größerem Stress, die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten steige. Als Beispiel der jüngeren Vergangenheit nannte Michael Heid das durch einen Pilz hervorgerufene Eschentriebsterben (ETS) und zeigte beim Rundgang einige markante Stellen auf.
Die Frage nach dem zukünftigen Wald und seiner Gestaltung wurde aufgeworfen. Heid nannte dazu verschiedene Schlagworte. Der Wald der Zukunft müsse artenreich gestaltet werden, wobei in den seitens der Forstwirtschaft in den Mischwuchs regulierend und steuernd eingegriffen werden sollte. Es gehe vor allem darum, wachstumsunterlegene Arten zu fördern. Fichte und Esche würden sich im Laufe der kommenden Jahre allmählich verabschieden, erklärte Heid. Daher werde aktuell schon darauf geschaut, Fichten im Alter von 60 bis 70 Jahren zu schlagen, da so ein guter Ertrag erzielt werden könne beim Verkauf.
Hoffnungen: Eiche
Im weiteren Verlauf des Rundgangs zeigte Heid auf, dass in die Eiche große Hoffnungen gesetzt werden, was die Zukunft von Berg- und Auwald betreffe. Sie sei eine stabile, ertragreiche Sorte, bei der man allerdings auch viel Geduld brauche. Exemplarisch legte er dar, wie eine Eichenpflanzung mit 60 Trupps pro Hektar, insgesamt also 1200 Pflanzen, aussehen könne. Dazu könnten sich als weitere Sorten Ulme, Linde und Feldahorn gesellen.
Die Forsteinrichtung für die kommenden zehn Jahre befindet sich momentan in der vorbereitenden Phase. Bei einer Bepflanzung von rund 100 Hektar wären das vorstellbare Kosten von rund 1,5 Millionen Euro für das kommende Jahrzehnt. Ob es dazu kommen wird, entscheidet in letzter Instanz allerdings der Lahrer Gemeinderat.