Wittenweier vor 45 Jahren durch Bau mit dem Rhein verbunden
Vor 45 Jahren konnte bei Wittenweier mit dem Elzsteg erstmals eine Direktverbindung zwischen Elz und Rhein hergestellt werden. Der Steg war zudem eines der maßgeblichen Projekte, die dem Riedort bei der Gemeindereform zugesagt worden waren.
Einerseits eine Kuriosität, bis vor 45 Jahren aber auch Realität war Wittenweiers Situation, bezogen auf den Rhein. Das Rieddorf liegt »nur« 300 Meter Luftlinie vom großen Strom entfernt, es bestand allerdings keine direkte Verbindung von der Elz zum »Altvater« Rhein. Wer vom Dorf aus zum Rhein gelangen wollte, konnte zwischen drei Optionen wählen. Erstens und zweitens: Umwege über Nonnenweier und Kappel auf sich nehmen. Drittens: Mithilfe eines Kahns über die Elz in Richtung Rhein setzen.
Im Grunde bestand noch eine vierte Option, jedoch nur bis zur Rheinstauung. Alt-Ortsvorsteher Wilhelm Schlager erinnert sich: »Aufgrund des niedrigen Wasserstands war es in trockenen Sommern kein Problem, über das Wehr an den Rhein zu gelangen. Doch seit der Rhein gestaut wurde, schied diese Möglichkeit aus.«
Bereits Ende der 1960er-Jahre suchte die seinerzeit noch selbstständige Kommune Wittenweier nach einer Möglichkeit, die Elzüberquerung zum Rhein bequemer und einfacher zu gestalten. Die Suche erwies sich jedoch als mühsam. Man konnte Kontakt mit dem französischen Oberbefehlshaber der Streitkräfte aufnehmen.
Doch eine Anfrage, ob französische Pioniere einen Steg über die Elz bauen könnten, wurde 1967 abgelehnt. »Der Gemeinde wurde mitgeteilt, dass die Arbeiten nach Umfang, Dauer und Wichtigkeit des Stegs zu groß seien«, erzählt Wilhelm Schlager. Ein Jahr später scheiterte auch ein zweiter Versuch. Aufgrund der Rheinstauung befürchteten die Behörden ernsthaftere Folgen für einen Stegbau. Die Planungen wanderten für die nächsten Jahre erst einmal in die Schublade zurück.
Mit der Gemeindereform 1971/1972, in deren Zuge auch die neue Riedgemeinde Schwanau entstand, konnte dann ein entscheidender Durchbruch erzielt werden. Wittenweier war zunächst Teil der Gemeinde Ottenheim geworden, danach der kleinste von vier Schwanauer Ortsteilen.
Das Rieddorf erhielt Zusagen für mehrere bauliche Großprojekte im Gesamtumfang von rund zwei Millionen Mark.
»Anziehungspunkt«
Binnen zehn Jahren sollten diese verwirklicht werden. Für das erste Projekt, den Elzsteg, wurden 100 000 Mark bereitgestellt. Der Weg sollte allerdings nicht einfach werden, denn die Ausschreibung erreichte Angebote von bis zu 140 000 Mark. Seitens der Firmen wurde argumentiert, dass aufgrund der Aufschüttung des Rheindamms keine Rammschiffe in die Elz eingebracht werden konnten. »Am Ende war es den Planern des Ingenieurbüros Zink zu verdanken, dass sie mit der Firma Müller einen Interessenten fanden, der ein annehmbares Angebot vorlegte«, beschreibt Wilhelm Schlager. Bis zum Vorliegen sämtlicher Genehmigungen wurde es Februar 1973.
Und auch beim Bau mussten noch Probleme überwunden werden. Schlager: »Die Rammschiffe lagen im Vorfeld längere Zeit auf dem Trockenen, wurden daher undicht. Hier musste zunächst Abhilfe geleistet werden.« Danach konnten die Arbeiten bis zur Einweihung des Stegs zügig vorangebracht und abgeschlossen werden.
Wilhelm Schlager kennzeichnet den Steg als »einen markanten Anziehungspunkt Wittenweiers. Er kann, auch dank des angelegten Parkplatzes, sowohl von Spaziergängern als auch von Radfahrern als Rundweg über Nonnenweier oder Kappel und auch ins Elsaß genutzt werden«.
Mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, sind ab und an Unterhaltungsmaßnahmen notwendig, wobei der Steg nach wie vor nicht an Stabilität eingebüßt hat. Dennoch wird in den kommenden Jahren, wie vom Ortschaftsrat auch schon angemahnt, eine eingehendere Untersuchung wohl nicht ausbleiben.
Holz und Stahl
Der Elzsteg besteht überwiegend aus Kastanienholz. Er wurde Ende Februar 1973 von der Firma Müller (Ottersweier) in rund sechs Wochen errichtet. Die Baukosten lagen bei 93 795 Mark. Der Steg ist 71 Meter lang, 1,50 Meter breit und liegt 1,80 Meter über dem Wasserspiegel der Elz.
Die Widerlager bestehen aus Stahlbeton, die Hauptträger aus Stahl. Zwischen den einzelnen Feldern sorgen zwölf gerammte Holzpfähle für die Stützung. Der Steg-Überbau besteht vollständig aus Holz, den Belag bilden fünf Zentimeter dicke Bohlen. 2001 wurde der Steg für 25 000 Euro saniert, 2003 angefaulte Pfähle mit einem schützenden Stahlmantel an der Wasseroberfläche versehen.