Wo soll die neue Schwanauer Grundschule gebaut werden?
Schwanau sondiert Standorte für einen Neubau in Ottenheim, Allmannsweier oder Nonnenweier. Laut Wolfgang Brucker bietet „der Standort in Ottenheim die meisten Entwicklungschancen“.
Die Gemeinde will eine neue Grundschule bauen. Weil sich die Sanierung der Schulgebäude nicht lohnt, will sich der Gemeinderat bis Ende des Jahres auf einen neuen Standort für einen Neubau einigen. Geprüft werden die Burkhard-Michael-Halle Nonnenweier, die Gemeinschaftsschule Ottenheim und das Gelände am Sportplatz Allmannsweier. Die Beratungen in den Gremien beginnen am Montag. Die Entscheidung soll am 13. Dezember fallen.
Ein altes Thema kommt nun in die Gänge. Seit 2007 beschäftigt sich die Gemeinde mit der Zukunft der Ludwig-Frank-Grundschule. Wie soll sich die Schule pädagogisch und entsprechend baulich entwickeln? Fehlende pädagogische Konzepte und Konflikte zwischen Schulleitung und Eltern bremsten die Pläne zu Schulsanierungen und der pädagogischen Entwicklung zwischenzeitlich aus.
Sanierung zu teuer
Im Januar 2020 hatte der Gemeinderat dann entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und vor allen anderen Fragen die Standortfrage für die Grundschule zu klären. Mit Corona kam der Stillstand der Planungen. Jetzt soll die Entwicklung der dreizügigen Grundschule wieder Fahrt aufnehmen. Fest steht, dass das Schulgebäude am Hauptsitz der Ludwig-Frank-Grundschule in Nonnenweier nicht saniert wird, wie es lange angedacht war. Gründe dafür gebe es viele, berichtet Bürgermeister Wolfgang Brucker in einem Pressegespräch in Ottenheim am Donnerstag. Das Schulgebäude in Nonnenweier würde zu wenig Platz und keine Entwicklungsmöglichkeiten bieten, zudem wären die Sanierung teuer und die verkehrliche Situation schwierig. Drei Standortoptionen für einen Neubau wurden deshalb ermittelt, die am Montag im Gemeinderat und dann in den Ortschaftsräten diskutiert werden, bevor am 13. Dezember die Standortentscheidung fallen soll.
Laut Bürgermeister Brucker sind die Baukosten an allen drei Standorten ähnlich hoch. Für den Bau der Grundschule veranschlagt der Rathauschef zwischen zehn und 15 Millionen Euro (ohne Fördergelder). Hauptkriterium für die Entscheidung seien aber nicht die Kosten, sondern der pädagogische Nutzen. Ein in der Sitzungsvorlage des Gemeinderats aufgeführter Kriterienkatalog sortiert die Vor- und Nachteile der jeweiligen Standorte. Entstanden war er in Zusammenarbeit mit der Grundschule und deren Leitung, betont Brucker. „Vom Kinde her gedacht“, also aus dem pädagogischen Blickwinkel betrachtet, sei der Liste zufolge Ottenheim der geeignetste Standort: „Er bietet die meisten Entwicklungschancen,“ betonte der Bürgermeister. Nonnenweier und Allmannsweier böten zwar großzügig viel Platz.
Ottenheim könne aber mit der Vision eines Campus aufwarten – ein einziger Standort, an dem die Schulen Schwanaus konzentriert sind und Synergieeffekte entstehen können: „Was Ottenheim unterscheidet, ist die engere Verzahnung mit der Gemeinschaftsschule. Man könnte Fachräume mitnutzen. Neigungen lassen sich über den Hof besser entwickeln“, zählt Brucker auf. Ressourcen könnten gebündelt werden. So könnten Lehrer an beiden Schulen eingesetzt werden, schulartübergreifende Arbeitsgemeinschaften könnten entstehen, die Grundschule käme in den Genuss von Schulsozialarbeit, gemeinsame Projekte seien denkbar.
Die Schulentwicklung in Schwanau ist auch eine Reaktion auf den von der Politik formulierten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den ersten vier Schuljahren, der ab dem Schuljahr 2025/26 besteht. Ob eine freiwillige Ganztagsschule eingeführt oder lediglich das Betreuungsangebot am Nachmittag ausgebaut wird, ist noch offen. Die neue Schwanauer Grundschule soll aber bereits im Hinblick auf Grundschüler, die sich ganztags in der Schule aufhalten konzipiert werden.
Nutzung durch Vereine
Über die Nachnutzung der Schulhäuser in Nonnenweier und Allmannsweier hat sich die Gemeinde noch keine Gedanken gemacht. „Das Gebäude in Nonnenweier abbrechen und Wohnungsbau gehen immer.“ In Allmannsweier sei die Nutzung des Gebäudes, das eine direkte Verbindung zur Halle habe, durch Vereine oder die Volkshochschule denkbar.
Brucker plädiert dafür, sich in der nun anstehenden Debatte an Sachargumenten zu orientieren. „Durch die Verlagerung von Standorten mag auf den ersten Blick eine Verschlechterung für den betreffenden Ortsteil eintreten. Aus dem Schwanauer Blickwinkel betrachtet, gewinnt allerdings die Grundschule insgesamt. Grundschule und weiterführende Schule nähern sich an. Wir schaffen Synergien, bündeln die Kräfte und stärken damit den Schulstandort Schwanau“, wirbt die Sitzungsvorlage für das Vorhaben.