Wolfgang Miessmer: »O wenn i Geld gnue hätt…«
Zu einem geselligen Abend unter dem Motto »Alemannisch gschwätzt« fanden sich am Freitag gut 40 Besucher in der Nonnenweierer »Heimetstub’« beim Historischen Förderverein (HFV) Schwanau ein. Zu Gast war Wolfgang Miessmer (Seelbach).
Besucher aus allen vier Schwanauer Ortsteilen, aber auch aus Lahr und Friesenheim waren am Freitag zum alemannisch geprägten Abend des Historischen Förderverein (HFV) Schwanau erschienen. Vorsitzender Hans Weide, seines Zeichens ein »Badner mit Migrationshintergrund«, gestaltete seine Begrüßung etwas anders als gewohnt.
Er überraschte den Protagonisten des Abends mit der Kunde von gleich zwei Jubiläen, die beide Männer verbinden. Fünf Jahrzehnte zuvor wurde Miessmer anlässlich der Verabschiedung der ersten Einheit der Bereitschaftspolizei in Lahr von Weide zu einem bunten Abend engagiert. Zudem fand auch die erste HFV-Veranstaltung im seinerzeit neu gestalteten »Heimthus« vor rund 25 Jahren mit Miessmers Beteiligung statt.
Musik- und Wortbeiträge
In den folgenden rund drei Stunden bewies Miessmer seine unterhaltsamen Qualitäten mit einer Mischung aus Musik- und Wortbeiträgen. Der langjährige »Gälfiäßler« pries die Vorzüge der alemannischen Sprache, wechselte zwischen Stücken und Werken aus Österreich, der Schweiz, Baden und Schwaben hin und her.
Dabei kam der interessierte Zuhörer angesichts der Fülle von Facetten kaum hinterher. Ob er dabei beliebte volkstümliche Klassiker wie den »Hans im Schnoogeloch«, »Auf’m Wase graset d’ Hase« oder »In ’s Mutters Stübeli« interpretierte oder über die Verbreitung des Alemannischen philosophierte – Ernst und Humor gingen dabei stets Hand in Hand.
Seine Hassliebe
Seine Hassliebe zu den Schwaben durfte natürlich nicht zu kurz kommen, man weiß ja um das durchaus gespannte Verhältnis zwischen »Badensern« und den Nachbarn. Daher hatte Miessmer auch eine schlüssige Erklärung dafür übrig, warum die Donau bei Immendingen versinke. Die Antwort: »Weil sie sich schämt, im Schwabenland ans Tageslicht zu müssen.«
Aber auch Zeitkritik kam nicht zu kurz, wenn Miessmer Stefan Pflaum zitierte, der sich in Gedichtform kritisch mit dem AKW-Dinosaurier Fessenheim beschäftigte. Ursprüngliches verkörpert der Künstler nach wie vor, die Natürlichkeit des Alemannischen, er schaut dem Volk in bestem Lutherischen Sinne aufs Maul, stellt seine Besonderheiten heraus, ohne aber jemanden böswillig vorführen zu wollen.
»O wenn i Geld gnue hätt«, sinniert er, versetzt sich in die Natur eines Kindes bei »Muetter, i will e Ding« und zeigt seine poetische Seite bei »Jetzt gang i ans Brünnele«.
Schweizer Gedichte stellten sicher, dass das Nachbarland in Miessmers Betrachtungen ebenfalls einen festen Platz erhielt. Anekdoten und kleine Episoden aus Miessmers vielen Jahren als Künstler verliehen vielen Werken zusätzlich Authentizität.
Gut zu lachen
Die Zuhörer hatten immer wieder gut lachen an diesem reichlich bestückten Abend. Das Küchenteam des HFV stellte sicher, dass auch das leibliche Wohl der Gäste nicht zu kurz kam. Standesgemäß wurde der gelungene Abend mit dem »Badnerlied« beschlossen, bei dem kräftig mitgesungen wurde.