Zu Bach im Reichskloster Schuttern getanzt
Bach-Musik auf einer der klangstärksten Orgeln der Region sowie anmutiges, ausdrucksstarkes »Bewegtsein« – so lässt sich das Konzert am Freitag in Schutterns ehemaliger Klosterkirche in aller Kürze umschreiben.
Die historische Forell-Orgel wurde 1863 von Jakob Forell auf der Westempore der einstigen Klosterkirche in Schuttern erbaut. Restauriert wurde das drei-manualige Instrument von der Oberweierer Orgelbaufirma Vier im Jahre 1977.
Die Orgel in der heutigen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt gilt als eines der größten und klangstärksten Instrumente der Region. Am Freitagabend stand die Orgel im Mittelpunkt eines außergewöhnlichen Konzerts anlässlich 1200 Jahre Reichskloster Schuttern. Außergewöhnlich deshalb, weil zum einen fast nur Bach-Werke zur Aufführung kamen. Werke, die allerdings nicht nur aus der Feder von Johann Sebastian Bach stammten, sondern auch von Wilhelm Friedemann Bach und Johann Bernhard Bach komponiert wurden. Zum anderen, weil zu Bach in der Kirche getanzt wurde. Dementsprechend war auch das Motto des Abends: »Bach bewegt – Bach getanzt«.
Dass vor allem Johann Sebastian Bachs tiefgreifende Musik extrem tänzerisch ist, zeigte sich gleich zu Beginn. Martin Groß brachte dessen Musik auf der Forell-Orgel »in Bewegung«, während die Tanzpädagoginnen Phoebe Wacker und Gerlinde Tsopatalo sowie Annika Bainczyk, die vor allem im klassischen Tanz zu Hause ist, Bachs Musik individuell in Bewegung umsetzten und laufend, verharrend, schwebend und innehaltend in die Kirche einzogen. Musik und Tanz verschmelzten buchstäblich ineinander.
Höhepunkt war allerdings kein Bach-Werk, sondern ein Orgelwerk von Martin Groß selbst. Mit »Metamorphosis Scuttera« schuf Groß ein Orgelwerk in Form einer Orgelsymphonie, das die Wandlungen der Schutterner Kirche im Verlauf ihrer 1200-jährigen Geschichte musikalisch beschreibt. Der gregorianische Hymnus »Credo in unum deum« (Ich glaube an einen Gott), der seinen Anfang im 6. Jahrhundert hat, ist thematischer Leitfaden der Orgelsymphonie.
Groß vereint darin viele Klangbilder und lässt diese rhythmisch variieren. Das erstmals aufgeführte Werk erhielt zudem seine besondere Note durch die tänzerische Umsetzung im völlig schmucklosen Altarraum. Ein leergeräumter Altar, eine leere Blumenvase, und dennoch voller Glanz – denn der wurde ihm von den Tänzerinnen eindrucksvoll und ausdrucksstark verliehen.
Die Farbe des Friedens
Groß zeigte sich in einem ersten Fazit überaus zufrieden. Er lobte vor allem die Zuhörer, es war das ganze Konzert über mucksmäuschenstill. Zudem war er, wie wohl alle an diesem Abend, von den charmanten in blau gekleideten Tänzerinnen angetan, die dem Konzert ein besonderes Flair verliehen.
Blau sei auch die Farbe des Friedens, so Groß. Erst jüngst habe er ein Konzert in der Gedächtniskirche in Berlin gegeben, wo alles auf diese Farbe abgestimmt war. »Es ist eine große Andacht gewesen«, freute sich Groß, der sich zum Schluss zusammen mit den Tänzerinnen den verdienten Applaus abholen durfte – dann um so stärker und lang anhaltender.