Zusammenspiel aus Orgel und Flöte begeistern in Reichenbach
Tilo Strauß an der Orgel und Sonja Kanno-Londoll an der Quer- sowie Traversflöte haben das Publikum beim Orgelkonzert in der Reichenbacher Pfarrkirche St. Stephanus am Sonntag begeistert.
Einen würdigen Abschluss fand der Volkstrauertag, der durch den Dauerregen und das Grau der Nebel die Melancholie noch verstärkte, mit dem Konzert für Orgel und Querflöte in der Pfarrkirche St. Stephanus Reichenbach. Die Vielfalt der Albiez-Orgel aus dem Jahr 1848 zeigte, dass die Orgel zu Recht „Königin der Instrumente“ genannt wird, besonders wenn sich Virtuosen ans Werk machen. Tilo Strauß, Kantor der Seelsorgeeinheit an der Schutter in Lahr (Orgel), und Sonja Kanno-Landoll (Quer-/Traversflöte) gestalteten ein musikalisches Ereignis, das sich würdig in die Reihe der zur Tradition gewordenen Orgelkonzerte in Reichenbach einreihte.
Sanfte Klänge
Die Auswahl war fein abgestimmt. Sie reichte vom bedeutendsten Bach-Sohn Carl Philip Emanuel, der die Barockmusik in die Klassik führte und zu seiner Zeit berühmter als sein Vater war, über die Bachschüler Johann Friedrich Doles und Johann Christian Kittel wiederum zu dessen Schüler Christian Heinrich Rinck. Schon im ersten Werk, der Sonate in B-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach durchschwebten in den drei Sätzen die wundersamen Töne der Flöte, begleitet von sanften Klängen der Orgel, den weiten Kirchenraum und ließen den düsteren Tag vergessen. Die Choralvorspiele „Liebster Jesu wir sind hier“ und „Den Herren will ich loben“ des Bachschülers und Thomaskantors Johann Friedrich Doles, der im hohen Alter mit Mozart in Leipzig zusammentraf, zeigten die verschiedenen Möglichkeiten der Albiez-Orgel. Schließlich kam Wolfgang Amadeus Mozart, der unterschwellig in den Musikstücken schon zu erahnen war, selbst zu Gehör. Mit „Andante in C-Dur“ KV 315 machten die beiden Künstler den Zuhörern eine ganz besondere Freude.
Die „Fantasia a-moll“ von Johann Christian Kittel ließ in majestätischen Sequenzen den Ernst des Volkstrauertages nicht nur vertiefen, sondern auch zur inneren Ruhe bringen. Noch einmal kam Carl Philipp Emanuel Bach mit der „Sonate a-moll“ für Traversflöte solo zu Gehör. Sonja Kanno-Landoll spielte die drei Sätze vor dem Publikum virtuos.
Rinck aus Thüringen wirkte in Darmstadt und wurde als bester Organist seiner Zeit gefeiert. Er führte die Romantik in seiner Orgelliteratur zu höchster Vollendung. Von ihm spielte Tilo Strauß die Choralvorspiele: „Wenn wir in höchsten Nöten sein“, „Seelenbräut’gam Jesu“ und „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“. Diese Werke waren, ebenso das „Konzert F-Dur für Flöte und Orgel“ vom gleichen Meister wie geschaffen für die ebenfalls romantische Albiez-Orgel. Die einzelnen Gemüts- und Seelenlage bei den Chorälen und in den drei Sätzen des Konzertes sprachen für sich.
Als Zugabe folgte eine Bearbeitung der „Spieluhr“ von Ludwig van Beethoven als ein Hinweis auf das Beethovenjahr, das den Musikfreunden für 2020 bevorsteht. Stefanie Kremling-Deinert vom Orgelbauförderverein sprach verbindende Worte.