Zwei Tropfen für Lahr und Alajuela
365 Tage im Jahr tropische Wärme dort – hier gemäßigtes Klima mit ausgeprägten Jahreszeiten. Ein aktiver Vulkan neben der Stadt dort – hier der Schwarzwald.
Es gibt viele Unterschiede zwischen Lahr und der Partnerstadt Alajuela in Costa Rica. Trotzdem teilen sich die beiden Städte etwas Entscheidendes – nämlich Wasser. »Das Wasser, das wir trinken war prinzipiell schon überall auf der Welt. Wasser ist eine geteilte Ressource«, erklärt Baubürgermeister Tilman Petters beim Pressegespräch mit dem Lahrer Anzeiger. Deshalb brauche man einen gemeinsamen Umgang damit. Die neuen bilingualen Bildungsmaterialien sollen dazu ein Beitrag sein.
Ein Team der Ökologiestation Lahr um Antje Kirsch entwickelte das Lern-Set gemeinsam mit zwei Universitäten aus Costa Rica. Stefanie Eissing war ebenfalls beteiligt, sie hatte bereits Zeit in Costa Rica verbacht und konnte gute Sprachkenntnisse beisteuern. »Das ist ein unglaublich aufwendiger Prozess«, sagt Kirsch über das parallele Schreiben in zwei Sprachen. Das Herzstück des Lernsets ist ein hunderseitiges Buch mit der Geschichte des Wassertropfens Go-tica in Costa Rica und der Geschichte des Lahrer Wassertropfens Tröpfi in Deutschland, jeweils auf Deutsch und auf Spanisch.
Außerdem sind in den Sets, von denen es bisher 50 Stück gibt, jeweils drei Handpuppen enthalten: Die zwei Protagonisten Go-tica und Tröpfi und der böse »Kliwa«, eine bedrohlich dunkle Wolke, die an den Klimawandel erinnern soll. »Die Idee des Wasserkreislaufs wird personifiziert«, erklärt Kirsch. Das sei zum Beispiel für Grundschulkinder hilfreich. »Die Kinder können mit den Materialien zukunftsfähiges Denken lernen«, sagt Manfred Kaiser, Leiter der Stabsstelle Umwelt. Petters fügt hinzu, es gehe darum zu verstehen, wie die Wasserkreisläufe in den beiden Partnerregionen funktionieren, und wie menschliche Einflüsse sie zu stören.
Während der anderthalbjährigen Arbeit an dem Projekt besuchten die Teams aus Lahr und Alajuela sich gegenseitig, erzählt Kirsch. Während des Prozesses habe es auch interkulturelle Schwierigkeiten gegeben: »In Costa Rica ist Wasser sauber, wenn es mit Chlor versetzt ist.« In Deutschland sei das nicht nötig, damit Wasser als sauber angesehen werde.
Die intensive Zusammenarbeit mit Alajuela habe nach den gegenseitigen Besuchen auch auf einer tieferen als der reinen Arbeitsebene stattgefunden. Dies sei aufgrund der Zeitverschiebung auch nötig gewesen: »Wir hatten viele Telefonate spät in der Nacht«, sagt Kirsch.
In Alajuela haben bereits 78 Personen in Workshops Zugang zu den Lern-Sets erhalten. »Durch deren Veranstaltungen wiederum, wurden bereits mehr als 1150 Personen zu den Themen Wasser, Biodiversität, Ökosystem Wald und Klimawandel informiert und deren Bewusstsein hierfür gesteigert«, heißt es in der Pressemiteilung der Stadt.