115 zusätzliche Stellplätze: Tropfen auf den heißen Stein?
Mit 115 Parkplätzen, verteilt auf zwei provisorisch angelegte Areale, soll der enorme Parkdruck rund um Offenburgs Bahnhof gemindert werden. Einzelheiten wurden am Montag in der Sitzung des Technischen Ausschusses und des Verkehrsausschusses vorgestellt.
Wer schon versucht hat, im direkten Bahnhofsumfeld einen Parkplatz zu finden, weiß, wie schwierig das sein kann. Gerade durch Pendler und Dauerparker entsteht enormer Parkdruck. Das bekommen insbesondere die Wohngebiete westlich und östlich des Bahnhofs seit Jahren zu spüren. Gerade zwischen Straßburger und Hauptstraße scheint jede Lücke ausgeschöpft. Um die Situation ein wenig zu entlasten, sollen 2019 und 2020 auf zwei neuen, temporären Arealen 115 neue Stellplätze entstehen.
Wie Reno Beathalter, bei den Technischen Betrieben (TBO) zuständig für den Geschäftsbereich Liegenschaften) in der gemeinsamen Sitzung von Technischem Ausschuss und Verkehrsausschuss am Montagabend darstellte, sollen die Areale auf den in städtischem Besitz befindlichen Grundstücken Rheinstraße 2 (einstige Obdachlosenunterkunft, Gesamtfläche 2409 Quadratmeter, 49 Stellplätze) und Hauptstraße 16 (vormals Reifen Dinser, 2403 Quadratmeter, 66 Stellplätze) angelegt werden.
In Schotterbauweise
Vor dem Hintergrund des zukünftigen Sanierungsgebiets »Bahnhof – Schlachthof«, wo ebenerdige Stellplätze nicht vorgesehen sind, werden beide Parkplätze provisorisch in Schotterbauweise angelegt. Die Areale werden privat betrieben, eingezäunt, beleuchtet und öffentlich zugänglich sein. Auf eine Schrankenanlage wird verzichtet, eingesetzt wird ein Ticketautomat.
Die Kosten belaufen sich laut Beathalter für die Rheinstraße 2 auf rund 75 000 Euro, die jährliche Unterhaltung auf rund 30 000 Euro. Gebaut werden könnte Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres, eine Fertigstellung im ersten Halbjahr 2019 scheint realistisch. Für die Hauptstraße 16 liegen die Kosten bei rund 95 000 Euro, für die Jahresunterhaltung bei 30 000 Euro.
Entsiegelung aufwendig
Der Fall ist komplizierter, da das Areal früher unter anderem als Tankstelle genutzt wurde. Das Grundstück wird als »kampfmittelverdächtige Fläche« geführt. Entsprechende Vorarbeiten sind notwendig, die Kosten einer Entsiegelung werden auf rund 100 000 Euro kalkuliert. Die Stadt geht davon aus, dass ab Herbst 2019 gebaut werden, der Parkplatz ab 2020 zur Verfügung stehen könnte. Beathalter führte aus, aktuell werde von einer siebenjährigen Nutzung ausgegangen. Bei einer Durchschnittsauslastung von 70 Prozent und einer Jahrespacht von 15 000 Euro würden für Rheinstraße 2 rund 7000, für Hauptstraße 16 rund 18 000 Euro Ertrag im Jahr mit dem geplanten Tarifmodell kalkuliert.
Aus den Fraktionen kam überwiegend Lob, aber auch Kritik. Regina Heilig (CDU) sprach von einer Lösung, die »gut, günstig und schnell« zu bewerkstelligen sei. Sie erhoffte sich vor allem eine Entzerrung des Parkdrucks auf der Ostseite des Bahnhofs.
Jochen Ficht (SPD) sah trotz 115 neuen Stellplätzen »zwei Tropfen auf den heißen Stein«, aber keine grundsätzliche Entspannung. Zum Thema Gebühren wurde er deutlich: »Andere Städte lachen darüber.« Artur Jerger (Grüne) begrüßte die Pläne, sprach aber von der »nur zweitbesten Lösung«. Optimal wäre es gewesen, den ÖPNV attraktiver zu gestalten. Jerger benannte »das falsche Signal«, wenn ein Busticket hin und zurück teurer sei als einmonatiges Parken am Bahnhof.
Stefan Konprecht (Freie Wähler) nannte die neuen Areale »einen richtigen Schachzug«. Pendlern sollte ein Angebot unterbreitet werden, »damit, wer zur Arbeit fährt, nicht schon morgens die Nerven verliert«. Thomas Bauknecht (FDP) sah nur dann eine wirkliche Entlastung, »wenn das modernisierte Parkleitsystem 2019 kommen sollte«. Auf Nachfrage Heinz Hättigs (SPD) zum Dauerthema Zebrastreifen am Bahnhof wurde Bürgermeister Oliver Martini wenig konkret. Bisher sei glücklicherweise über die Jahre am Zebrastreifen nichts passiert. Um eine Lösung zu finden, bedürfe es allerdings einigem Vorlauf. Die Ausschüsse nahmen die Planung zur Kenntnis.
Tarife
Für eine einheitliche Tarifstruktur sollen die Parkgebühren für die Areale Rheinstraße 2 und Hauptstraße 16 am benachbarten Park-and-Ride-Parkplatz der Bahn orientiert werden. Das heißt 0,60 Euro pro halbe Stunde, 1,20 Euro pro Stunde, 4,50 Euro pro Tag, 18 Euro pro Woche und 65 Euro pro Monat. Die Stadt geht davon aus, dass in der Hauptstraße künftig der Tagesticketpreis von bisher 1,50 Euro entsprechend an den P-&-R-Parkplatz der Bahn sowie die beiden neuen Areale angepasst werden muss. Dazu sollen in der zweiten Hälfte 2019 Pläne vorgestellt werden. Stellplätze in Franz-Volk- und Straßburger Straße könnten mit einer Maximal-Parkdauer von zwei Stunden versehen werden, ebenso Plätze in der Maria-und-Georg-Dietrich-Straße.