2019 ist wieder Narrentreffen in Offenburg
Sie wollen das närrische Brauchtum erhalten und den Leuten Spaß und Freude vermitteln: Beim närrischen Gipfeltreffen in der OT-Lokalredaktion sprachen die Zunftmeister der beiden Offenburger Traditionszünfte, Patrick Elble (Althistorische Narrenzunft) und Uwe Schreiner (Hexenzunft), über Glücksmomente, ihre Philosophie, närrische Sorgenkinder – und über 2019: Dann steigt in Offenburg wieder ein großes Narrentreffen!
Offenburg. Lange, lange musste Offenburg warten, jetzt ist endlich wieder ein Narrentreffen in Sicht: Die Althistorische Narrenzunft feiert 2019 ihr stolzes 175-jähriges Bestehen – und hierzu wird es am 16. und 17. Februar 2019 in Offenburg ein Landschaftstreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) geben. »Zwischen 2500 bis 3000 Hästräger werden kommen«, verkündet Patrick Elble voller Vorfreude. Gemeinsam mit Hexenmeister Uwe Schreiner ist der Zunftmeister der Althistorischen Narrenzunft gestern gut gelaunt zum närrischen Gipfeltreffen in der OT-Lokalredaktion erschienen.
Die Hexen hatten im Jahr 2000 aus Anlass ihres 65-jährigen Bestehens ein Narrentreffen ausgerichtet, die Althistorischen hatten letztmals 1994 beim 150-jährigen Bestehen das Vergnügen.
Jetzt soll es 2019 wieder rund gehen. Beginnend mit dem Narrentag am Samstag, 16. Februar 2019, und mit dem großen Umzug am Sonntag, 17. Februar 2019, als Höhepunkt wird in Bohneburg eine närrische Großveranstaltung über die Bühne gehen. »Alles soll sich in der Innenstadt abspielen«, erläutert Elble. Ein Einbeziehen des Messe-Areals sei nicht geplant.
13 Zünfte der Landschaft Schwarzwald und diverse geladene Gastzünfte werden zum Landschaftstreffen kommen. »Ein großes Narrentreffen mit allen 69 Zünften der VSAN hätten wir uns nicht angetan«, betont Elble. Das sei kaum zu stemmen. Lieber klein und fein, damit die Fasnacht urig bleibt, nennt Elble seine Philosophie, der Uwe Schreiner beim OT-Gespräch ausdrücklich zustimmt. Lesen Sie die weiteren Aussagen auf dieser Seite!
Patrick Elble und Uwe Schreiner im OT-Gespräch über...
...die Daifi am Schmutzigen: »Eine Großveranstaltung wird es wohl nie mehr werden. Aber es ist unser Anliegen, das Brauchtum zu erhalten«, sagt Patrick Elble. Ein Problem: Seit am Schmutzigen Schulferien sind, fehle es bei der Daifi an Kindern. Deshalb gehe die Althistorische Zunft bereits am Mittwoch zur Schülerbefreiung und lade die Schüler ein. Damit führe man die Kinder an das Brauchtum ran. Weiteres Problem: Bis auf das »Piccolino« hat nach der Daifi kaum eine Wirtschaft auf, in der sich die Narren aufhalten können, moniert Uwe Schreiner.
...den Kappeobend: Die Wirtschaftsflaute bei der Daifi setzt sich nahtlos beim Kappeobend fort. Bis auf das »Schöllmanns« will keiner öffnen. Als der Kappeobend 1995 ins Leben gerufen wurde, habe es noch viele große Lokale gegeben, in denen Wirtschaftsfasent gefeiert werden konnte, erinnert sich Schreiner. Heute sind viele Wirte Fasentmuffel. Trotz vielen Gesprächen und Angeboten, sich an Kosten für die Musik zu beteiligen, wollen die Wirte am Kappeobend nicht öffnen. Der Aufwand sei zu hoch, hört Schreiner, wenn er nachfragt. Offenbar, mutmaßt er, gehe es den Wirten zu gut. »Als wenn sie keine Lust mehr hätten, als wenn es ihnen zu viel wäre«, wundert sich Schreiner. Das sei aber kein Offenburger Problem, sondern verbandsübergreifend so, berichtet der Hexenmeister.
Nichtsdestotrotz sei der Kappeobend ein Erfolg. Alljährlich pilgerten rund 3000 Narren in die Innenstadt, um in Zelten, Narrenkeller, Hexekuchi und Spitalkeller zu feiern.
...die Finanzen: Gema, Security, Musik, Buskosten – »ums Geld verdienen geht es seit Jahrzehnten nicht mehr«, sagt Elble. Sprich: Die Zünfte werden nicht reich mit ihren Veranstaltungen. Schreiner berichtet, dass die Gema selbst dann zulange, wenn beim Kindernachmittag in der Hexekuchi ein Lied für die Polonaise aufgelegt werde: »Dabei geht es doch darum, den Kindern Brauchtum beizubringen!« Vieles sei heute zweifelsohne komplizierter. Kopien machen bei der Arbeit etwa oder unbürokratisch etwas spenden, das funktioniere nicht mehr. »Als ich angefangen habe, musste ich mich mit vielem nicht auseinandersetzen, was heute zu beachten ist«, so Schreiner. Elble würde sich insgesamt eine höhere Grundförderung der Stadt für kulturelle Vereine wünschen.
...Partyzünfte: »Nur von einem Fest zum anderen fahren, das sehe ich nicht als Fasnacht an«, sagt Elble. »Manchmal fällt mir aber auch gar nichts mehr ein, das hat zum Teil nichts mehr mit Fasent zu tun«, ergänzt Schreiner. Beide halten es für wichtig, das Brauchtum am Leben zu halten, Spaß rüberzubringen und Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Elble sagt aber auch: »Es gibt junge Zünfte, die etwas bewegen.«
...ihr Verhältnis: »Wir haben ein super Miteinander und ziehen an einem Strang«, sagt Schreiner. Offenburg sei die einzige Stadt mit zwei Zünften in der VSAN: »Wir haben Gewicht«, so Schreiner. Elble pflichtet bei: »Wir machen wirklich gemeinsam Fasent in der Stadt.«
Närrische Glücksmomente
Es ist ganz schön anstrengend, Zunftmeister zu sein. Gilt es doch ein Füllhorn an Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Warum sie ihr Amt trotzdem erfüllt, erzählen Patrick Elble und Uwe Schreiner.
Patrick Elble: »Es gibt nichts Schöneres, als ein Kind zum Lachen zu bringen oder beim Besuch im Altersheim die Augen eines älteren Menschen glänzen zu sehen, dessen Gesicht vielleicht von einem Schlaganfall gezeichnet ist. Meinen persönlichen Glücksmoment erlebe ich, wenn auf unseren Veranstaltungen alle Aktiven untereinander und mit den Besuchern Spaß haben, alles gut organisiert ist und ich dies beobachten kann.«
Uwe Schreiner: »Mein Glücksmoment war, als ich am Schmutzigen beim Hexenball in der Abtsberghalle gestanden bin und gesehen habe, dass die Aktiven wieder richtig Fasent machen und mit der Maske schnaigen gehen konnten auf dem eigenen Ball, so wie es früher war – die sind abgegangen wie die Zäpfle! Ich war stolz darauf, dass wir diesen Schritt gegen viele Unkenrufe gegangen sind – es war einfach genial!«