3D-Erlebniswelt für Kinder
Offenburg. Die Umgestaltung der Abteilung Naturkunde ist der zweite von insgesamt vier Schritten, die das Ritterhausmuseum auf den aktuellen Stand der Ausstellungspraxis bringen soll. Die Umsetzung ist für das Frühjahr 2015 geplant. Phase eins der Neukonzeption stellte die im Dezember 2011 neu eröffnete stadthistorische Abteilung dar. Die neu gestaltete Naturkunde im Dachgeschoss des Museums soll vor allem Kinder und Familien ansprechen. Die Themen Wald, Land und Fluss sollen deshalb mittels Experimentierstationen interaktiv vermittelt werden. Die geologische Sammlung – die Zeit der Steine – soll auf der Empore darin integriert werden.
Hören wie die Eulen
Natur als spannendes Erlebnis – nicht nur – für Kinder: Um das Konzept auf der Basis aktueller museumspädagogischer Ansätze zu entwickeln, wurde die Biologiepädagogin Johanna Prinz mit einbezogen. Spielerisch sollen den Besuchern Flora, Fauna und Geologie sowie »ein Stück Heimat« nahegebracht werden. »Das Flair des Raumes wollen wir dabei erhalten und eine Art 3D-Ausstellung schaffen«, stellte Prinz dem städtischen Kulturausschuss das Konzept vor. Beispielhaft nannte sie ein Moosbett mit Waldgeräuschen, das sich als »Chillout«-Zone eigne. An einem Lupentisch können Pflanzen und Tiere ganz genau begutachtet werden. An einer Hörstation wird das Gehör von Eulen erfahrbar.
»Der Forschergeist soll geweckt werden«, so Prinz. Inhaltlich habe man sich an klassischen Kinderfragen orientiert. Eine feste Reihenfolge der Stationen gebe es indes nicht. »Das ist ideal für Familien«, sagte Prinz.
Bürgermeister Christoph Jopen betonte, es gehe zunächst nur um Tendenzen. Eine Entscheidung treffe erst der Gemeinderat am 17. Juni. Die Fraktionsvertreter im Kulturausschuss begrüßten das vorgestellte Konzept. Mit der erfolgreichen Neugestaltung der Stadtgeschichte aus Phase eins habe sich das Ritterhausmuseum eigentlich bereits empfohlen, merkte Regina Heilig (CDU) an: »Positiv ist, dass externer Sachverstand eingeholt wurde.« Loretta Bös (SPD) lobte insbesondere den Erlebnischarakter des Konzepts und wertete es als weiteren Beitrag zur Innenstadtentwicklung.
Auch die Freien Wähler äußerten sich begeistert: »Das Geld ist gut angelegt«, sagte Angi Morstadt. Es sei wichtig, neben Großprojekten wie dem Kombibad auch solch kleinere Investitionen nicht vollends zu vergessen.
Eva-Maria Reiner (Grüne) sah die geplante Umgestaltung als sinnvolle Ergänzung zu den Erwachsenen-Ausstellungen: »Die heimische Natur kennenzulernen ist wichtig, um diese wertschätzen zu können.« Sie regte an, etwa hinsichtlich der Aspekte touristischer Nutzung und Vermüllung auch den Umgang mit der Natur kritisch in die Ausstellung zu integrieren.
Insgesamt 150 000 Euro soll Phase zwei der Umgestaltung des Ritterhausmuseums kosten. »Dieser Betrag ergibt sich aus Erfahrungswerten bei der Ausstellungsgestaltung«, erläuterte Museumsleiter Wolfgang Gall. Die Planungen würden Kosten von 750 Euro pro Quadratmeter Ausstellungsfläche veranschlagen. Die zu inszenierende Fläche belaufe sich auf 200 Quadratmeter. Das Budget sei »maßvoll bemessen«, sagte Gall, und decke sämtliche Gestaltungsarbeiten ab. Dazu zählten Medien- und Ausstellungstechnik, Vitrinen und Dioramen sowie die Mitmachstationen, die Möblierung sowie die Restaurierung eigener und den Ankauf neuer Präparate.
Phase eins konnte das gesetzte Budget von 110 000 Euro einhalten. Phase drei (Ethnografie) soll im Frühjahr 2016 folgen, Phase vier (Reichsstadt) dann 2017.