70 Jahre Grimmels gehen in den Ruhestand
»Zu meiner Berufswahl kann ich mich im Nachhinein nur beglückwünschen«, sagt Oberstudienrätin Ruth Schmidt im Rückblick auf ihre lange Schullaufbahn, die sie die letzten 33 Jahre am Grimmelshausen-Gymnasium verbracht hat. Damit scheidet eine der Dienstältesten aus dem Offenburger Traditionsgymnasium. Mit ihr verabschiedet das »Grimmels« zwei weitere verdiente Mitglieder des Kollegiums.
Auch Oberstudienrätin Renate Umbach (17 Jahre Grimmels, Sport, Französisch, Italienisch) und Oberstudienrat Edmund Stocker (20 Jahre, Mathematik, Chemie) haben das Profil des Grimmelshausen-Gymnasiums durch ihre verschiedenen Tätigkeiten und Funktionen und nicht zuletzt durch ihren persönlichen Einsatz mitgeprägt.
Ruth Schmidt, Winzertochter aus der Ortenau, hat für sich neben ihren Fächern Biologie und Chemie vor allem das pädagogische Element des Schulbetriebs ins Zentrum gerückt. So hat sie den Bereich der Studien- und Berufsorientierung mitaufgebaut, einen Zweig, der in diesem Jahrzehnt im Gymnasialbetrieb stärker betont wird. Zugleich hat sie sich lange als Personalrätin, zuletzt im Bezirkspersonalrat, intensiv für die Belange der Kollegen eingesetzt. So schätzen Schüler wie Lehrer den »Wirbelwind« Schmidt für die besondere menschliche Note, die sie der Schule gegeben hat. »Ehemalige« halten gerne Kontakt zu ihr.
Kleine »Revolution«
Dabei waren ihre Anfänge »holprig«, weil sie keine Stelle bekam, wie sie selbst sagt: »Als ich dann vor 33 Jahren als Mutter von zwei kleinen Kindern am Grimmelshausen-Gymnasium mit halber Stelle begann, waren meine Kollegen fast nur Männer. Berufstätigkeit und Kinderbetreuung standen damals noch nicht unbedingt auf der Agenda. Das Familienmodell war noch klassisch.«
Schulischen Wandel hat auch der Neurieder Edmund Stocker aktiv unterstützt. Ihm ist vor allem die frühzeitige Digitalisierung der Verwaltung am Grimmels zu verdanken. Als er 1998 am Grimmels begann, wurde der Stundenplan wie damals üblich »von Hand gesteckt«. Als Stundenplaner führte Stocker 2001 dafür ein Computerprogramm ein. »Als mein Vorgänger das Büro betrat, fragte er mich, wo der Stundenplan sei, denn die Stecktafeln an den Wänden waren leer. Alles war in einer Diskette versteckt«, so Stocker schmunzelnd über diese kleine »Revolution«.
Geschätzt wird er für sein »offenes Ohr«, sein pädagogisches »Händchen« und seine Zuverlässigkeit. Geradezu berüchtigt ist indes seine absolute Gewissenhaftigkeit. »Er ruht nicht eher, als dass er den Fehler gefunden hat«, weiß Hansjörg Haaser, langjähriger Kollege, zu berichten.
Italienisch etabliert
Für ihre Gradlinigkeit und ihren fordernden Unterricht geachtet ist bei allen Sport-, Französisch- und Italienisch-Lehrerin Renate Umbach. Vor 25 Jahren nahm sie die Gelegenheit wahr, sich im Zusatzfach Italienisch – damals Mangelfach – berufsbegleitend ausbilden zu lassen. Seit jeher ihr Lieblingsfach baute die Wahl-Kenzingerin Italienisch am Grimmels auf, organisierte Austauschfahrten und trägt seitdem zur neusprachlichen Vielfalt entscheidend bei. Ursprünglich am Schiller-Gymnasium tätig wechselte Umbach an das Grimmels, da hier der Wunsch nach der Einführung des neuen Faches bestand.
Fehlen wird allen drei – so erzählen sie – der Kontakt mit den Schülern. Ein idyllisch gelegener eigener Garten und der C.-Bechstein-Flügel im Falle der Wahl-Kenzingerin Umbach sollen allerdings über diesen Mangel hinweg helfen. Schmidt will sich der Lokalgeschichte widmen, während sich Stocker schlicht auf Urlaub außerhalb der Ferienzeiten freut.