Aktionstag: Jungwinzer zeigten ihre »Reblandliebe«
Jungwinzer zeigten beim Aktions- und Erlebnistag »Reblandliebe« ihren Arbeitsplatz – die Reben. Besucher hatten die Möglichkeit, Reben zu pflanzen und für sie eine Patenschaft zu übernehmen.
Jungwinzer der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg gaben beim Aktions- und Erlebnistag »Reblandliebe« Einblicke in die Arbeit im Weinberg und in ihre Reblandliebe. Dabei hätte das feuchte Wetter am vergangenen Sonntag nicht eindrücklicher die Herausforderungen der Arbeit im Weinberg illustrieren können. Das Wetter bildet die Grundlage und größte Sorge der Winzer. Im feuchtwarmen Klima gedeiht zum Beispiel die Pilzkrankheit Peronospora. Der falsche Mehltau schädigt die Assimilationsleistung der Pflanze und vermindert somit die Qualität der Trauben.
»Es geht nicht ohne Pflanzenschutz«, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, Reiner End, bei der Eröffnung der Veranstaltung in den Reben zwischen Zell-Weierbach und Fessenbach. End vermittelt den 20 Jungwinzern der Weinmanufaktur seit der Gründung der Gruppe Wissen, das diese bewahren und weitergeben.
»Der Boden ist unser Kapital.«
»Was ganz wichtig ist, ist den Boden zu kennen«, erklärte Benedikt Vollmer. »Der Boden ist unser Kapital.« Anschaulich beschrieben die Jungwinzer, alle unter 40 Jahre alt, den Besuchern die Arbeit im Weinberg. »Wir sind nicht nur Winzer, sondern auch Landschaftspfleger«, betonten sie.
Eine neue Düsentechnik mildere den Abdrift von Pflanzenschutzmitteln. Vier Schlepper standen mit den im Weinberg einzusetzenden Geräten im Hang. »Der Mulcher ist die zweitwichtigste Maschine«, erklärten die Jungwinzer. Erde werde aufgelockert und das Unkraut biologisch bekämpft.
Der Einsatz von Nützlingen gegen Schädlinge, Bewurzelung und Begrünung wurde thematisiert. »Wenn der Boden bewurzelt ist, ist das auch besser für das Wachstum der Reben.« Pflanzen würden Stickstoff aus der Luft binden und an den Boden abgeben. »Wir wollen nicht nur Bewusstsein für den Weinbau herstellen, sondern allgemein für die Landwirtschaft«, sagte Jungwinzer Erik Kiefer.
Mit zukünftigen Jungwinzern pflanzte Kiefer die erste Rebe an dem Tag. Die Bepflanzung von Silvaner an dem Aktions- und Erlebnistag »Reblandliebe« beinhaltete die Patenschaft des Rebstock bis zur Lese nach drei Jahren sowie Arbeiten – hacken, binden, schneiden, putzen – im Weinberg.
Informationen über Naturschutz
In Themenzelten gab es Informationen über Naturschutz sowie zu Pflanzen- und Insektenschutz. In einem Zelt konnten Schädlinge unter dem Mikroskop betrachtet werden. Dort, klärten Weinbauberater Johannes Werner vom Amt für Landwirtschaft und Gertrud Wegner-Kiß vom Staatlichen Weinbau-Institut Freiburg auf, waren Schädlinge und ihr Befall auf den Blättern zu sehen.
Ein Informationsstand über Bienen und Honiggewinnung rundete die Darstellung vom Leben und Arbeiten im Weinberg und der Natur ab. Vor zwei Jahren errichteten die Jungwinzer 14 Insektenhotels im Rebland.
Landfrauen bewirteten
Für die Bewirtung sorgten die Landfrauen. Natürlich wurde über Wein nicht nur geredet – drei Selektionsweine der Jungwinzer aus ihrer Linie »Herz und Hand« wurden ausgeschenkt.
»Wir sind in der glücklichen Lage, über Nachwuchs zu verfügen«, sagte der Geschäftsführer der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg, Christian Gehring. Dies zeige sich deutlich an dem heutigen Tag. »Die Jungwinzer sind die Zukunft des Weinbaus. Sie bewahren die Landschaft, indem sie sie pflegen«, betonte er.
»Wir schaffen für die Menschen, damit sie den Wein und die tolle Landschaft genießen können«, betonten die jungen Winzer, die ihre »Reblandliebe« im Neben- und im Vollerwerb leben.
»Gläserne Produktion«
Nicole End, Jungwinzerin und ehemalige badische Weinprinzessin, zeigte sich zufrieden mit dem Aktionstag. »Ich finde es wichtig, dass wir den Weinbau öffentlich machen, dass wir zeigen, was wir genau tun und wie wir arbeiten.« Denn im Rebland, direkt vor der Haustüre, seien die Weinberge.
Die Arbeit hier sei ja »fast« eine gläserne Produktion. »Die Verbraucher fahren und laufen an unserem Arbeitsplatz durch«, so End.
»Deshalb ist es umso wichtiger, den Weintrinkern und Genießern zu zeigen, wie wir mit und in der Natur arbeiten. Denn sie ist der Grundstein für ein gutes Glas Wein«, sagte die ehemalige badische Weinprinzessin.