Als der Teufel einst beim Parteitag losging
Kommunikation ist alles. Manchmal klappt sie, manchmal nicht. Dann weichen manche auf Handfestes aus.
Jetzt musste ich doch tatsächlich in dieser Woche noch etwas arbeiten. Zumindest an der Wochenschau. Ich hatte mir eine wirklich spaßige Kolumne ausgedacht, aber mich leider auf die Kraft eines 61-jährigen Gehirns verlassen. Und am Montag, als ich die Kolumne aus den Tiefen meiner Erinnerung hervorkramen wollte, war sie weg. Komplett. Ich weiß nicht einmal, über welches Thema ich schreiben wollte. Ich hätte mir wenigstens ein paar Stichwörter aufschreiben sollen. Aber wahrscheinlich hätte ich sie dann entweder nicht lesen können oder ich hätte nicht verstanden, was ich damit wollte. Oder beides.
Die Kommunikation ist im Allgemeinen und im Besonderen nicht so einfach – vor allem mit sich selbst.
Aber, man muss nur findig sein – ich habe es jetzt immerhin geschafft, eine Kolumne zu schreiben, ohne ein Wort aus dem Entwurf zu benutzen; zumindest bis zu dieser Stelle. Das Thema lautet: „Heute fällt die Glosse aus.“
Nein, natürlich fällt sie nicht aus. Schließlich gehört zum Freitag die Wochenschau dazu. Und eine Idee kommt meist im Laufe des Verfassens.
Auch andere haben Geistesblitze. Vor einigen Jahren (ich krame im Archiv) hatte ein Pfarrer Triebe (!) die glänzende Idee, Bürgermeister zu werden im sächsischen Städtchen Arzberg. Evangelischer Seelsorger zu sein, das reichte ihm offensichtlich nicht. Komisch, was ist ein Schultes gegen einen Pfarrer, der ja für gewöhnlich einen besonderen Draht zum lieben Gott hat?
Schien Triebe aber nicht zu haben, sonst hätte er vielleicht keine Wahlkampfveranstaltung mit Tänzerin gemacht, die blank zog.
Nackte Tatsachen
Nackte Tatsachen haben aber nichts mit Sachargumenten im Wahlkampf zu tun. Und schon gar nichts mit dem Amt des Seelsorgers. Vielleicht wollte der Pfarrer seinen Talar teilen und die Blöße der Frau in einer Art politischen Rollenspiels bedecken. Vielleicht war die Gemeinde Arzberg damals nicht auf Rosen gebettet – und der Pfarrer wollte sich zum Wohltäter stilisieren.
Ich weiß es nicht.
Ein ähnliches Happening gab es, wie jeder weiß, auf dem Kieler Parteitag der CDU 1979. Heiner Geißler beschrieb das so: „Auf dem Europaabend ging vor der Pause plötzlich das Licht aus, es wurde finster im Saal, und neun Girls tanzten auf der Bühne, drei von ihnen oben ohne. Dann ging der Teufel los.“
Kann ich mir vorstellen, dass damals der Teufel losging – bei so vielen Sündern auf einmal. Die Frage ist nur: in welche Richtung? Ging er auf die Parteispitze los? Oder die halbnackten „Girls“?
Ich habe keine Ahnung, ich war auch hier nicht dabei.
Die guten alten Zeiten also – halbnackte Damen zum Amüsement der Herren. Heute ist das Gott sei Dank vorbei, #metoo und andere Frauenbewegungen haben solchem Pläsier den Docht ausgepustet. Gibt es höchstens noch heimlich.
So weit klappt also die Kommunikation zwischen den Geschlechtern ausgezeichnet – der Mann von heute weiß, wo der Bartel den Most holt. Und wenn nicht, seine Frau wird es ihm schon sagen.
Schönes Wochenende!