Ausstellung zeigt Portraits von geflüchteten Frauen
Die Beziehung zu sich selber stärken und das eigene Ich wahrnehmen – das wurde geflüchteten Frauen beim Projekt „Ich-Gefühl“ ermöglicht. Die dabei entstandenen Portraits der Fotografin Ingrid Vielsack sind im Kloster zu sehen.
Die Fotoausstellung „Ich-Gefühl“ im Kloster Unserer Lieben Frau ist das sichtbare Ergebnis eines etwa einjährigen Projekts der evangelischen Erwachsenenbildung Ortenau mit der Fotografin und Projektleiterin Ingrid Vielsack.
Auf 19 großflächigen Tafeln werden geflüchtete Frauen aus Syrien, dem Iran, Afghanistan, Indien, Sri Lanka, Afrika und anderen Ländern so dargestellt, wie sie gesehen werden wollen. Sie ließen sich von der Make-up-Artistin Alexandra Döring beraten und professionell stylen. Das Projekt wurde vom ersten Treffen bis zum Fotoshooting dokumentiert.
„Schau mich an“ war zu dem Thema „Flucht“ die erste Ausstellung der Fotografin Ingrid Vielsack. Dabei ging es um Fluchtgeschichten. Die neue Ausstellung zeigt die Frauen nicht als Geflüchtete und Opfer, sondern will ihnen für den Neuanfang Mut machen. Im Laufe eines etwa einjährigen Projekts konnten sie die Beziehung zu sich selbst stärken und das eigene Ich wahrnehmen, so die Projektbegleiterinnen, zu denen auch Isabel Kimmer, Bezirksbeauftragte für Flucht und Migration, gehört.
Kontakte knüpfen
Viele der Frauen seien durch ihre Vorgeschichte und die Umstände ihrer Flucht traumatisiert und hätten sich schon lange nicht mehr gefragt, wer sie eigentlich selber sind, und wie sie zu anderen in Kontakt treten können. „Ohne, dass wir uns selbst kennen, können wir uns nicht in die Gesellschaft einbringen“, erklärte Claudia Roloff, Leiterin der evangelischen Erwachsenenbildung bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Dienstag.
Bei der Vernissage wurde auch der Film gezeigt, den der Hobbyfilmer Mamdoh Chwich projektbegleitend gedreht hat. Er zeigt die sich langsam entwickelnde vertrauensvolle Atmosphäre, in der die Frauen sich öffnen konnten und selbst bestimmten, was sie anziehen, welchen Schmuck sie tragen, wie sie sich schminken und darstellen wollten. Auch die Frauen, die Kopftuch tragen, experimentierten mit Tüchern, Perlenketten, sogar mit Distelblüten.
„Es war eine sehr schöne Atmosphäre und am Ende konnte man merken, es war wie eine Befreiung“, freute sich Ingrid Vielsack über das gelungene Experiment. Selbst die unterschiedlichen Sprachen seien kein Problem gewesen. Filmemacher Mamdoh Chwich, der einzige Mann in der Runde, habe gedolmetscht, ansonsten habe man sich mit Händen und Füßen verständigen können.
Im Kreuzgang des Klosters sind die Projektteilnehmerinnen in ihrer Schönheit und Individualität portraitiert. Dank Styling und professioneller Fotos wirken sie fast wie Models. Beispielsweise Dalaa. Die 18-Jährige lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Die Farben des von ihr ausgewählten Kopfschmucks erinnern an Wüstensand und an die Heimat Syrien.
Auch Gloria aus Nigeria hat sich mit Stoffen und Kleidern aus ihrer Heimat vor der Kamera präsentiert. Fatima aus Syrien ist ihrer Lieblingsfarbe schwarz treu geblieben, und Maui aus Indien hat den roten Punkt auf der Stirn, Zeichen der verheirateten Frau, in ihr Make-up einbezogen. „So haben sie sich überhaupt noch nie gesehen“, so die Fotografin. Sie seien begeistert und stolz auf die Ausstellung.
Zur Ausstellung ist ein Fotobuch entstanden zum Preis von 7,50 Euro als Spende für Bildungsarbeit mit Migranten. Ausstellung inklusive Film und Unterrichtsmaterialien können von Schulklassen ausgeliehen werden. Die Ausstellung ist bis 31. Oktober geöffnet zu Gottesdienstzeiten oder mit Voranmeldung bei der evangelischen Erwachsenenbildung, 07 81/2 40 18, eeb.ortenau@kbz.ekiba.de.
Weitere Ausstellungstermine: 9. Februar bis 4. März 2020, Friedenskirche Altenheim, 6. bis 22. März 2020, evangelische Kirche Ichenheim.