500 Jahre Reformation

Baal Novo begeistert mit "Ein Bruder namens Martin"

Regina Heilig
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
30. Oktober 2017

©Ulrich Marx

Mit der Premiere von »Ein Bruder namens Martin« in der Stadtkirche machte das binationale Theater Baal Novo am Freitagabend den triumphalen Auftakt zu zahlreichen Aufführungen in der gesamten Ortenau. 
 

»Nochmal Luther?«, mag so mancher denken. Im Jubiläumsjahr 2017, 500 Jahre nach dem »Thesenanschlag zu Wittenberg«, der am Ende vielleicht doch mehr Legende als Historie ist, sind der Filme, Dokumentationen und natürlich auch Theaterstücke viele. Aber wie so oft »kommt es drauf an, was man draus macht«. 

Und das Schauspiel, das Baal Novo in der Regie von Diana Zöller mit dem Text von Tilmann Krieg umsetzt, ist wahrlich grandios, immer unterhaltsam, farben- und klangprächtig und jede Sekunde faszinierend, sogar wenn man die Geschichte bis hin zu einzelnen Zitaten eigentlich schon kennt. 

Es beginnt wie eine Gerichtsverhandlung, und was für eine. »Bitte erheben sie sich!«, fordert eine Stimme, und gleich darauf bricht eine­ wahre Hölle aus Lärm und Lichtgeflacker los. Ist es das Weltenende, das jüngste Gericht? Erst als der zu einem ängstlichen Häufchen Elend zusammengekrümmte Martin Luther (Hendrik Pape) in Todesangst schreit »Ich will ein Mönch werden!«, klärt sich die Situation. Es ist »das« Gewitter, der ganz und gar irdische Auftakt zum Werdegang des Reformators wider Willen, der schon als Mönch seine wesentlichen Charakterzüge zeigt: Was auch immer dieser Bruder Martin angeht, er macht es ganz. »Du machst die Beichtväter müde, du hast gar keine rechten Sünden«, schimpft der Prior Johann von Staupitz (Guido Schumacher), der den verzweifelt Erlösung Suchenden nach Rom pilgern heißt. Die Reise über die Alpen im Winter wird mit den Hintergrund bildenden grandiosen Naturaufnahmen eindrucksvoll ausgemalt. 

- Anzeige -

Der Gegenpart zum leidenschaftlichen, bisweilen seinen Launen völlig unterworfenen Luther, der im unfreiwilligen Exil auf der Wartburg vor Untätigkeit zu verlottern droht, stellt die Figur des Belial (Benjamin Wendel) dar. Kalt dozierend, treibt der Widersacher wie ein griechischer Chor die Handlung voran und steckt den historischen Hintergrund ab. Bisweilen kann er jedoch sein diebisches Vergnügen am heillosen Zustand der Welt nicht verbergen. Der Dämon schüttet sich aus vor Lachen, nachdem er die eifernden und geifernden Vertreter des jeweils »rechten, wahren Glaubens« imitiert hat – man muss unwillkürlich an so manche allem Anstand und aller Mäßigung enteilende Krawall-Talkshow denken.

Gut gelauntes Teufelchen

Das immer gut gelaunte Teufelchen verulkt sie alle mit Genuss, bis hin zu Papst und Kaiser. So stibitzt er die Krone und hockt sich als schlappes Figürchen auf den Altar – ganz wie ein anderer Herrscher auf der Hand der Konstanzer Imperia hockt (natürlich kommt Jan Hus auch zur Sprache). 

Den vorsichtigen, taktierenden Spalatin, den moralinsauren Erasmus gibt Edzard Schoppmann prächtig, und zu größter Form läuft er auf, als er wie ein Boxkampfreporter vom Reichstag zu Worms berichtet oder als Talkshowgast Worthülsen absondert. Hier, in der letzten Szene, erweist sich mit einem genialen Kniff der Regie Luther wieder als Mann den starken Gefühle, die den Sieg über das pseudosachliche, dafür echt hochnäsige Dozieren, Rabulieren und Detail-Filetieren der substanzlosen Profi-Quassler davontragen: Sein musikalisches Denkmal »Ein feste Burg ist unser Gott« fegt die Gegner am Ende förmlich aus dem Saal. 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Tolle Geschenkidee: Schneeballformer. 
vor 49 Minuten
Der Schutterwälder an sich
Neben höchst besinnlicher Adventswünsche muss sich "der Schutterwälder an sich" heute mal wieder über schlimmste Sprachverhunzung aufregen.
Bürgermeister Thorsten Erny (links) freut sich, dass Philip Kaufmann die Stelle des Kämmerers übernimmt.
vor 1 Stunde
Freude beim Bürgermeister
Der Gemeinderat der Stadt Gengenbach hat der Einstellung von Philip Kaufmann als Kämmerer der Stadt Gengenbach zugestimmt. Der Diplom-Verwaltungswirt hatte sich zuvor in nichtöffentlicher Sitzung persönlich vorstellt.
Wacht mit knechtruprechthaftem Kettenrasseln darüber, dass die Stadtverwaltung artig bleibt: Baumretter Ralph Fröhlich.
vor 3 Stunden
Blick ins Nikolaus-Buch
Wir haben exklusiv fürs Stadtgeflüster entdeckt, was im Nikolausbuch über Offenburg steht. Unter anderem geht es um einen zu fleißigen Burda-Mitarbeiter, den kettenrasselnden und rutenschwingenden "Baumretter" Ralph Fröhlich sowie Santas fehlender Landebahn.
Marco Bauert (links) und Carlo Wörter testen den neu asphaltierten Weg.
vor 6 Stunden
Mehr Komfort für Radler
Keine Fahrten mehr durch den Dreck: Der Radweg zwischen der Hochschule und dem Großem Deich ist nach einer Meldung auf der Radar-App jetzt asphaltiert.
Die Neugefirmten mit Bischof Matthias Ring und den Konzelebranten.
vor 6 Stunden
Jubiläum in Offenburg
Seit 150 Jahren dient die St. Mattiaskirche der alt-katholischen Gemeinde als Gotteshaus. Das wurde mit einer Firmung und Bischofbesuch gefeiert.
vor 9 Stunden
OT-Adventskalender (9)
Die Vorfreude auf Weihnachten wächst. Täglich beantworten stadtbekannte Gesichter fünf Fragen. Heute: Renate Dietz, Geschäftsführerin des Familienbetriebs Dietz-Gorges.
Nach zwei Stunden waren die Schutterwälder "Obsthändler" ausverkauft. In Trupp eins waren (von links): Hannah Osiander, Annabell Osiander, Bastian Herrmann, Paula Herrmann, Judith Neff, Leonie Speer, Luisa Feißt, Sarah Neff, Pia Irslinger und Gruppenleiterin Leonie Oßwald.
vor 10 Stunden
Für neue Zelte
Das Schutterwälder Jungkolping benötigt neue Zelte fürs Zeltlager. Deshalb ging der Erlös der diesjährigen Orangen-Verkaufs-Aktion an die Obstverkäufer selbst.
Bem Steiner ist als des Marktes Meister "Gutewicht" zentraler Bestandteil des täglichen Adventskalender-Rituals.
vor 11 Stunden
Samstag und Sonntag
Täglich um 18 Uhr beginnt das Ritual der Fensteröffnung am Gengenbacher Adventskalender. Eingebettet ist dieses immer in ein Begleitprogramm. Dieses lautet am Wochenende:
Alle vier Wochen findet sonntagmorgens für Kinder ein Spieletreff in den Räumen des „Rebland-Cafés See“ statt.
vor 11 Stunden
Im „Rebland-Café See"
Seit ein paar Monaten bietet der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Zell-Weierbach alle vier Wochen einen Spieletreff als festes Angebot am Sonntagmorgen für Kinder an. Dieses Angebot wird 2024 fortgesetzt.
Die Sanierung des Rathauses in Schuttwerwald soll rund vier Millionen Euro kosten.
vor 11 Stunden
Lesermeinung
Leser aus Schuterwald schreiben über eine schlechte Grundstimmung in der Gemeinde.
Der Christbaum wird weiterhin hier aufgestellt, der Maibaum erhält einen anderen Standort.
vor 11 Stunden
Ortschaftsrat
Der Bühler Ortschaftsrat spricht sich für eine Lösung aus und verlagert den Standort für den Bühler Maibaum.
Drive-By, der aufstrebende Rapper Nico Uhl aus Offenburg, veröffentlicht morgen zusammen mit Ayreen das Musikvideo zum inspirierenden Song "Eine Welt".
vor 18 Stunden
Rapper Drive-By über Inklusion
Der im Rollstuhl sitzende Rapper Drive-By hat ein Musikvideo in Offenburg gedreht. Zu dem Song "Eine Welt" tanzen Seniorinnen aus Altenheim und behinderte Kinder aus Kehl. Das Thema: Inklusion. In der Stadt sei da aber noch viel Luft nach oben.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Die Firmenleitung von Stinus (v.l.): Ferdinand Weber, Jürgen Knapp und Christian Schoenenberg. 
    06.12.2023
    "Wer gut geht, dem geht es gut" – Stinus sorgt dafür
    Gegründet im Jahr 1905 ist die Stinus Orthopädie GmbH heute zum Unternehmen mit 85 Beschäftigten an sieben Standorten angewachsen. Der klassische Komplettbetrieb wird von der fünften Generation weitergeführt.
  • Das Stadtquartier Rée Carré bietet viele verschiedene Aktionen in der Adventszeit an.
    25.11.2023
    Offenburg: Aktionen und Events im Stadtquartier
    In der Adventszeit pflegt das Rée Carré lieb gewonnene Traditionen. Das Stadtquartier erstrahlt im Lichterglanz und bietet neben Glühwein und den vertrauten vorweihnachtlichen Düften ganz besondere Events, um die besinnliche Zeit zu begehen.
  • Petro Müller, Inhaber des Autohauses Baral in Lahr (rechts), und sein Sohn Gerrit suchen noch einen Mechatroniker, um das Team zu verstärken. 
    21.11.2023
    Im Suzuki-Autohaus Baral wächst die nächste Generation heran
    Das Suzuki-Autohaus Baral in Lahr hat sich auf Kleinwagen – neu und gebraucht - spezialisiert. Inhaber Petro Müller und sein Team setzen auf Beratung und Meisterservice in der Werkstatt.
  • Sie halten die Tradition des Bierbrauens hoch im Brauwerk (von links): Der neue Betriebsleiter und Braumeister Martin Schmitt, Geschäftsführer Oliver Braun, Ulrich Nauhauser, der ausgeschiedene Betriebsleiter und Braumeister, sowie Rick Pfeffer, der neue Braumeister.
    21.11.2023
    Brauwerk Baden: Immer am Puls der Zeit
    Die alte und neue Generation der Braumeister des Brauwerks Baden bieten den Kunden neben traditioneller Braukunst auch nachhaltige Ideen und neue Trends.