Baugebiet "Schleichgässchen II": Warum die Realisierung stockt

Blick ins potenzielle künftige Rammersweierer Neubaugebiet „Im Schleichgässchen“, zweiter Bauabschnitt. ©Thorsten Mühl
Die Realisierung des Neubaugebiets „Im Schleichgässchen II“ in Rammersweier bietet Chancen für die Zukunft, die Entwicklung stockt aber schon seit Jahren. Der Rat sprach über die Gründe.
Das Neubaugebiet „Im Schleichgässchen“ nimmt – daraus haben in den vergangenen 15 bis 20 Jahren Rammersweiers Ortsvorsteher und Ortschaftsräte nie einen Hehl gemacht – für die zukünftige Entwicklung des im Schnitt ältesten Offenburger Ortsteils eine Schlüsselrolle ein. Das hatte Ortsvorsteher Trudpert Hurst (CDU) auch in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats wieder in Erinnerung gerufen.
Seine Hoffnung ist, „dass mit beginnenden Planungen des ,Schleichgässchens II‘ als Baugebiet auch jungen Familien eine Perspektive in Rammersweier geboten wird“. Doch bereits die Entwicklung bis zum 2009 erfolgten Spatenstich des ersten „Schleichgässchen“-Abschnitts, der 44 Bauplätze umfasste, erwies sich als steiniger Weg für Rammersweiers Gremium. 17 Jahre Vorlaufzeit vergingen vom Zeitpunkt eines ersten Gedankens über den 2006 beschlossenen Bebauungsplans bis zum offiziellen Spatenstich.
Es stockt und stottert
Zunächst war eine Erweiterung des Baugebiets um sogar zwei weitere Abschnitte mit rund 80 Wohneinheiten im Gespräch. Diese ersten Impulse haben sich längst auf „nur“ noch einen zweiten Abschnitt mit etwa 38 Bauplätzen reduziert. Die Entwicklung des zweiten Abschnitts stockt und stottert seit Jahren – was verschiedene Gründe hat, die in der aktuellen Ortschaftsratssitzung mehr oder weniger deutlich gestreift wurden.
Ortsvorsteher Hurst rekapitulierte, dass der zweite Bauabschnitt folgen sollte, sobald 75 Prozent von Abschnitt eins bebaut seien. Das ging schneller vonstatten als allgemein erwartet, dann traten aber neue Hindernisse auf. 2017 wurde im Rahmen des städtischen Siedlungs- und Innenentwicklungsmodells (SIO) eine Priorisierung zukünftiger Baugebiete und deren Umsetzung vorgenommen.
Nach einigem Hin und Her in der Diskussion wurde „Im Schleichgässchen II“, nachdem zunächst die Zeit zwischen 2025 und 2030 in Aussicht gestellt wurde, schließlich auf 2021/2022 avisiert. Trudpert Hurst rief in Erinnerung, „dass die Stadt keine willkürliche Terminierung vornahm, schließlich wird auch in anderen Ortsteilen schon seit Jahren auf die Realisierung neuen Wohnraums gewartet“.
Was er als aktuell neuesten Sachstand vermelden könne, „ist einerseits nicht so viel, stellt andererseits aber immerhin eine Perspektive dar“. Zum Jahreswechsel habe Leon Feuerlein (Leiter Stadtplanung und Stadtgestaltung) signalisiert, dass im Jahresverlauf „mit ersten Planungen“ begonnen werden soll.
Hurst wollte niemandem Sand in die Augen streuen: „Das heißt, es werden bis zu nächsten entscheidenden Schritten bestimmt zwei Jahre ins Land gehen.“
„Poker“ mit Besitzern
Der alte Plan datiere von 2007, die nächste Hürde bestehe jetzt darin, eine Eigentümergemeinschaft aufzustellen und mit den Grundstücksbesitzern ins Gespräch zu gehen.
Aydin Özügenc (Bürgerliste) wiederholte den nicht neuen Wunsch, im Rahmen des zweiten Bauabschnitts bezahlbaren und gerade für junge Familien attraktiven Wohnraum zu schaffen. Es gehe darum, die örtliche Altersstruktur perspektivisch zu verjüngen, wozu auch die Stadt Anreize schaffen sollte.
Hier liege allerdings der Pferdefuß, wie Martin Böhler (CDU) aufzeigte. Er erinnerte daran, dass nahezu sämtliche Grundstücke des zweiten Bauabschnitts in Privatbesitz seien. „Inwieweit die Stadt daher gesteigertes Interesse hat, Abschnitt zwei schnell zu entwickeln, kann keiner sagen. Es dürfte schwer genug werden, da die Grundstücksbesitzer versuchen werden, profitabel zu verkaufen – was legitim ist“, prognostizierte Böhler.
Auch Uwe Klein (Bürgerliste) gab sich keinen Illusionen hin: „Aufgrund der Erfahrungswerte beim ersten Bauabschnitt wird man sich auf einen gewissen Poker mit den Grundstücksbesitzern einstellen müssen.“