Knerbli-Traumschiff legte ab

Berghauptener Narren: WC-Reiniger auf Brandwunde

Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
21. Februar 2020

(Bild 1/4) Die Knerbli-Zunft Berghaupten hatte in der Schlosswaldhalle am Donnerstagabend volles Haus. ©Thomas Reizel

Die Knerbli-Zunft Berghaupten feierte am Donnerstag einen gelungenen Abend. Er bot alles – spitzenmäßige närrische Unterhaltung, gepfefferte Kritik (siehe Hintergrund) und viel fürs Herz: Bürgermeister Philipp Clever und seine Victoria sind tags zuvor zum zweiten Mal Eltern geworden. Sie bekamen einen kleinen Henri, die Gäste Freibier.
 

„Das Knerbli-Traumschiff fährt gen Norden – vom Dorfbach bis zu den Fjorden“. Diesem Motto wurde die Narrenzunft Berghaupten am Donnerstagabend in der Schlosswaldhalle gerecht. Köstlich schon die Moderatorinnen Hedwig (Anette Brüderle) und Erna (Silke Laug), die auf dem Traumschiff passende Männer finden möchten, Idealmaße: 60 (Millionen Euro) / 90 (Jahre alt) /42 (Grad Fieber).

Auf der Reise gen Norden begegneten ihnen unter anderem wilde Piraten und Pippi Langstrumpf, tänzerisch dargestellt vom Narresume und Kindergruppen des Turnvereins. Doch bald war die Mannschaft (Los Borrachos) kurz vorm Meutern. Denn sie hatte nichts zu trinken. Die zehn Matrosen klopften mit Händen und Bechern rhytmisch auf einem langen Tisch. Das war schwer, und die Synchronizität begeisterte das Publikum.

Richtig gefährlich kamen „drei Witwen“ daher. „Wieder einmal sind wir zu haben, wieder einmal sind wir frei“, jammerten sie, und schoben nach: „Wer unsere ollen Männer wirklich kannte, weiß, das ist kein Grund zum Traurig-sein.“

Denn die Damen hatten ihre Gatten um die Ecke gebracht. „Meiner hielt mich nicht als Frau, nur als Magd, seine Liebe war die Jagd. Er war die Wildsau, aber ich der Jäger.“ Der andere lief ins Küchenmesser, weil er meinte, seine Mutter kocht besser. Der dritte war mit einer Geliebten auf Bali. Dafür gab’s Wurstsalat mit Zyankali.Klasse: Zunftmeisterin Tanja Weiß spielte mit der Nase auf ihrer roten Flöte.

Die Spättle sorgten haufenweise für Lacher, ohne dabei ein Wort zu sprechen. Ein Ehepaar hatte Kinokarten in der ersten Reihe, doch leider waren die Plätze von anderen belegt. Er saß links außen, sie rechts. Herrlich, wie sie ihre Nachbarn anstupften, um die Plätze zu tauschen. Das führte zu jeder Menge Missverständnisse, bis Lärm aus einem Gruselschocker zu vernehmen ist. Die vier Besucher zwischendrin flüchten entsetzt, endlich kann das Paar zusammenrücken.

Das Knerbli-Traumschiff war schon recht weit auf seiner Fahrt nach Norden gekommen. So leise die Pantomime war, so laut wurde es plötzlich. Furchterregende Wikinger stürmten die Schosswaldhalle! Sie schwangen „schwere“ Äxte, machten klar, wer hier das Sagen hat.

- Anzeige -

Von ganz anderer Seite zeigten sich die „Fasendjodler“ (TTC Berghaupten), die mit neckischen Seemansliedern und Moritaten die Herzen im Sturm eroberten.

Dazwischen sorgten Holger (Till Eulenspiegel) und Yannik Kienzle (Büttenredner), Karin Nitzschke als Paradiesvogel und Renate Schindler („Antonia“) für närrische Spitzen. Kienzle arbeitet im Rathaus Gengenbach („Dort isch alles elektrisch, sogar bei meinem Gehalt trifft einen der Schlag.“). Der Oberzunftmeister Holger Kienzle hatte viel Nachdenkliches und Schmonzetten parat, aber auch Kritik.

„Schluss mit Amore!“

Antonia, temperamentvolle Italienerin, wollte partout nicht in den Urlaub an die Fjorde, so wie es ihr Mann vorgeschlagen hatte. Weil dieser aber an seinen Plänen festhielt, griff Antonia zum letzten Mittel: „Wenn du nicht vernünftig wirst, ist Schluss mit Amore!“

Der Paradiesvogel zwitscherte der Narrenschar in der Schlosswaldhalle vieles, auch von „einem aus dem Tal“, der beim feuchtfröhlichen Grillen eine Brandwunde erlitt und diese desinfizieren wollte. Das tat er auch – „mit einem Mittel für Bad und WC. Das tat höllisch weh.“

Den schaurig-schönen Schlusspunkt des Abends setzten die Hexen mit einem Tanz zu Rammsteins „Oomph – Augen auf“ (Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein!). Danach feierten viele der anfangs rund 450 Gäste mit DJ Achim. Zuvor hatte das Blasorchester für Stimmung gesorgt.

Hintergrund

Holger Kienzle kritisiert Rassismus im Dorf

Holger Kienzle, Oberzunftmeister der Berghauptener Narrenzunft „Knerbli“, thematisierte als Eulenspiegel Rassimus in Berghaupten. Das OT druckt diese Passage wörtlich ab. Bürgermeister Philipp Clever und Robert Harter (CDU) bestätigten zuvor auf OT-Nachfrage den Sachverhalt: Das sagte Holger Kinzler: „Ä junge Familie mit kleinem Kind ä Dreizimmerwohnung sucht. Gar nicht so einfach, ei verflucht. Er schafft als Lagerist, sie in der Pflege, kein Hartz. Doch ä Wohnung bekomme si in Berghaupten nicht. Warum? Sie sind schwarz. Ich schwätz nicht einfach ebbis daher, ich war bei der Suche dabei und schäm’ mich für uns wirklich sehr. Was ich da erlebt hab’, ich bin schockiert, leider henn’s in Berghaupten noch immer nicht alle kapiert! Aber in d’ Kirch renne zum Bette, wie sind wir toll. Der do obe nimmt uns doch nimmi für voll! Ich weiß nur eins, des isch Fakt, ihr Liebe, vom Charakter der beide könnt sich so mancher ä Schieb’ abschniede.“ Auf OT-Nachfrage erklärte Holger Kienzle: „Wir haben mittlerweile eine Wohnung für sie gefunden, aber die Suche hat Monate gedauert.“

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Das bedeutendste Offenburger Kunstdenkmal, der Offenburger Ölberg aus dem Jahr 1524, erzählt detailreich die Geschichte vom Verrat an Jesu an Gründonnerstag.
vor 6 Stunden
500 Jahre Ölberg
500 Jahre Ölberg: Seit mindestens einem halben Jahrtausend besteht der Offenburger Ölberg, der 1524 erstmals erwähnt wurde. Da das bedeutende Kunstdenkmal die Geschichte vom Verrat an Jesu an Gründonnerstag erzählt, erinnert das OT heute an dieses Jubiläum.
Großen Zulauf hatte bei der Jobbörse der Infostand der Zimmerei Irslinger. Auch Bürgermeister Martin Holschuh (hinten Mitte), Rektorin Henrike Scharsig (vorne rechts) und Organisator Alexander Beathalter (links neben der Rektorin) waren an den Ständen unterwegs.
vor 9 Stunden
"Quelle der Inspiration"
Rund 30 Firmen haben sich bei der dritten Schutterwälder Jobbörse am vergangenen Freitag in der Mörburghalle präsentiert. Unternehmen und Veranstalter ziehen eine positive Bilanz.
Vernissage der Ausstellung des VON (von links): Rüdiger Stadel (Mitglied kultureller Beirat der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte), Martin Seidel (Sparkasse Kinzigtal), Stefan Medel (Zunftmeister Gengenbach), Theo Schindler (Narrenmeister VON), Gunther Seckinger (VON-Vogt Ortenau), Thomas Rautenberg (Museumsleiter), Christian Daxer (Narrenrat), Gudrun Reiner (Vize-Narrenmeisterin VON), Thorsten Erny (Bürgermeister), Rudi Maurer und Gündüz Askin (beide Narrenräte).⇒Foto: Thomas Reizel
vor 9 Stunden
Ausstellung des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte
Das Gengenbacher Narrenmuseum startet am Samstag in die neue Saison. Und es hat für ein Highlight gesorgt: Der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte präsentiert sich mit ausgewählten Exponaten in der Türmerstube des Niggelturms.
Auch im Fürstenberger Hof in Unterharmersbach startet ab April die Museums-Saison wieder. 
vor 11 Stunden
Ein Besuch lohnt sich
Ab April ist geöffnet, im Storchenturm kann ab Ostersonntag Stadtgeschichte geschnuppert werden.
CDU-Kandidaten in Fessenbach (oben von links): Marc Zöller, Marcus Jogerst-Ratzka, Josef Hugle, Monika Freund (in der Mitte von links), Ludwig Holl, Katja Manandhar sowie (unten von links) Paul Litterst und Stephan Seitz.
vor 12 Stunden
CDU-Kandidaten für Ortschaftsrat
Die CDU Fessenbach hat im Gasthaus "Linde" ihre Liste für die Ortschaftsratswahl am 9. Juni aufgestellt.
Luise Schubert feiert ihren 95. Geburtstag in ihrem Geburtshaus in Offenburg. 
vor 12 Stunden
Offenburg
Die Offenburgerin Luise Schubert wird am Donnerstag 95 Jahre alt. Seit ihrer Geburt wohnt sie in der Kronenstraße in der Offenburger Vorstadt.
Das Windschläger Orchester trat mit dem Jugendorchester "Jowibo" unter der Leitung von Dirigent Philip Ott auf.
vor 12 Stunden
Heiße Rhythmen aus Afrika
Beim Jahreskonzert des Musikvereins Windschläg am Samstag wurde das Publikum musikalisch nach Afrika entführt. Jugend- und großes Orchester hatten auch einen gemeinsamen Auftritt.
In der Brückenhäuserstraße wurde ein neuer Point of Presence, also ein Verteiler fürs schnelle Internet, aufgestellt. Dieser steht nahe des Gymnasiums.
vor 16 Stunden
Schritt für schnelles Internet
Der Anschluss Gengenbachs an das Glasfasernetz ist einen Schritt nähergerückt: Am Freitag hat die Breitband Ortenau GmbH & Co. KG in der Brückenhäuserstraße nach eigenen Angaben vom Dienstag einen Point of Presence errichtet.
Ehrungen (von links): Silke Merzweiler (geehrt für 25 Jahre Mitgliedschaft) mit dem Vorsitzenden Jürgen Britsch und Reinhard Brunner, langjähriger Beisitzer, der aus dem Vorstand verabschiedet wurde.
vor 17 Stunden
Generalversammlung
Generalversammlung des RMSV Bohlsbach: Bei den Neuwahlen wurden die Vorstände in ihren Ämtern bestätigt.
Der Pachtvertrag fürs "Bistro unter den Pagoden" läuft aus.
27.03.2024
Wer erhält den Zuschlag?
Das 2001 eröffnete "Bistro unter den Pagoden" in der Offenburger Stadtmitte wird saniert und dann neu verpachtet: Ab April können sich Interessenten, die das Café betreiben wollen, bei der Stadt bewerben.
Pretty Pink. 
27.03.2024
"OG Distrikt"
Tipps für die Tage über und nach Ostern hat DJ Martin Elble wieder zusammengestellt. Dafür blickt er auch über den Rhein.
Bei der Spendenübergabe (von links): Stefanie Link (Aktiv im Ried), Erwin Moser (Vorsitzender Hausacher Bärenadvent), Manuela Schwärzel (Aktiv im Ried).
27.03.2024
Neuried
Verein Aktiv im Ried hilft dem Hausacher Bärenadvent für dessen Arbeit

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.