Bewegende Lesung zum Gedenken an Hiroshima in Offenburg
Ein Plädoyer für Frieden und Achtung vor dem Leben war eine Lesung mit musikalischer Orgelbegleitung am Donnerstag in der Auferstehungskirche in Offenburg zum 75. Jahrestag des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima.
„Worte und Musik für den Frieden“ erinnerten an die Opfer des Atombombenabwurfes auf Hiroshima, der Tod, Zerstörung und unsägliches Leid ausgelöst hat. Die Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft Mittelbaden (DFG-VK) am Donnerstag in der Auferstehungskirche in Offenburg mahnte mit eindringlichen Texten zur Ehrfurcht vor dem Leben und forderte nukleare Abrüstung.
„Waffen überall, Eisen, Witwen und Waisen, Terror und Mord, Leichen, nicht zu erreichen durch irgendein Wort“, schilderte die Studentin Emma Stacey als eine von vier Vortragenden des Leseabends das Kriegsgrauen in ihrem Wortbeitrag aus „Ohne Krieg“ von Georg Kreisler.
„Eine ,Welt ohne Krieg‘ aber nennt man auch Zukunftsmusik“, schreibt der Autor pragmatisch, denn er weiß: „Der Friede auf Erden bringt immer Beschwerden“, doch das, so appelliert er an die Menschheit, „heißt noch lange nicht Krieg.“
„Töne des Friedens“
Bezirkskantor Traugott Fünfgeld umrahmte die Lesung mit zwei Orgelwerken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. Werke, die auch Albert Schweitzer bei seinem Konzert in der Offenburger Stadtkirche im Oktober 1929 gespielt hat. „Töne des Friedens“ sind ihm zum Motto geworden und prägen seine musikalische Arbeit. Fünfgeld verbindet sie mit Schweitzers „Ehrfurcht vor dem Leben“.
Von der anwachsenden Zahl Lieder, die er in den letzten zwei Jahren zu Texten komponiert hat, erklangen am Leseabend „Lasst die Musik in euch klingen“ (Text Eckart Bücken) und als Uraufführung „Töne des Friedens hören wir“, getextet vom Offenburger Pfarrer Norbert Großklaus.
Constanze Armbrecht, Leiterin der VHS Offenburg, las Texte von Gordon Summer, Marie-Luise Kaschnitz und von Andrea Gibson, die das „Ja“ zum Leben preist und schreibt: „Schlag all deine Saiten an, spiel jeden Akkord, leg nicht eine Sekunde lang dem Trommeln deines Herzens Zügel an, spiel, als fiele unsre letze Chance zu überleben, wenn du’s nicht versuchst.“
Die Kurzgeschichte „An diesem Dienstag“ von Wolfgang Borchert trug Edgar Common, Leiter des Kulturbüros der Stadt Offenburg, vor. „Der Krieg hat viele Dienstage“, erzählt der Autor darin, an einem dieser Dienstage saßen die Schulmädchen vor der schwarzen Tafel und schrieben: „Im Krieg sind alle Väter Soldat.“ Krieg wird mit g geschrieben, erfuhr Ulla von der Lehrerin, – G wie Grube.
Silvia Goics, freie Journalistin und Autorin, las aus „Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben“ des evangelischen Theologen Albert Schweitzer, die auf eine grundlegenden Aussage gebracht lautet: „Gut ist Leben erhalten und Leben fördern, böse ist Leben vernichten und Leben hemmen.“ Goics schloss mit dem bekannten Gedanken des Urwaldarztes, Philosophen, und Pazifisten, den er als Mittelpunkt seiner Ethik formulierte: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“
Katastrophale Folgen
Auch 75 Jahre nach den Bombenabwürfen auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki sind Atomwaffen noch immer nicht verboten, jeder Einsatz von nuklearen Waffen würde katastrophale, weitreichende und langanhaltende Folgen für Mensch und Umwelt haben, so Ernst Rattinger, der zusammen mit Wolfgang Eberhardt (beide Deutsche Friedensgesellschaft) die Veranstaltung moderierte.
Aufruf zur Ächtung von Atomwaffen
Im Juli 2017 verabschiedeten die Vereinten Nationen den Vertrag zum Verbot von Kernwaffen, der seitdem von mehr als 80 Nationen unterzeichnet und von 35 ratifiziert wurde. Die Bundesrepublik Deutschland hält jedoch an der atomaren Abschreckungspolitik fest.
Die Deutsche Friedensgesellschaft fordert die Bundesregierung auf, dem Vertrag beizutreten. Sie unterstützt auch ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear weapons), die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen und Träger des Friedensnobelpreises 2017.
ICAN setzt sich dafür ein, Atomwaffen zu ächten. Mehrere Bundesländer, Landkreise und mehr als 90 Städte in Deutschland unterstützen die Kampagne, darunter Lahr, Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe Stuttgart und Tübingen.
Auch die Stadt Offenburg solle den ICAN Städteappell unterzeichnen, fordern auch die Veranstalter des Leseabends. Ein entsprechender Antrag wurde Anfang des Jahres von der Grünen-Fraktion gestellt, im Herbst soll darüber laut Ernst Rattinger im Gemeinderat beraten werden.