75. Jahrestag

Bewegende Lesung zum Gedenken an Hiroshima in Offenburg

Barbara Puppe
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
08. August 2020

Friedenstauben aus Hefeteig gab es als Dank für die Akteure der Lesung zum 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf die japanische Stadt Hiroshima (von links): Wolfgang Eberhardt, Emma Stacey, Constanze Armbrecht, Silvia Goics, Ernst Rattinger, Traugott Fünfgeld und Edgar Common. ©Peter Michael Kuhn

Ein Plädoyer für Frieden und Achtung vor dem Leben war eine Lesung mit musikalischer Orgelbegleitung am Donnerstag in der Auferstehungskirche in Offenburg zum 75. Jahrestag des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima. 

„Worte und Musik für den Frieden“ erinnerten an die Opfer des Atombombenabwurfes auf Hiroshima, der Tod, Zerstörung und unsägliches Leid ausgelöst hat. Die Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft Mittelbaden (DFG-VK) am Donnerstag in der Auferstehungskirche in Offenburg mahnte mit eindringlichen Texten zur Ehrfurcht vor dem Leben und forderte nukleare Abrüstung.

„Waffen überall, Eisen, Witwen und Waisen, Terror und Mord, Leichen, nicht zu erreichen durch irgendein Wort“, schilderte die Studentin Emma Stacey als eine von vier Vortragenden des Leseabends das Kriegsgrauen in ihrem Wortbeitrag aus „Ohne Krieg“ von Georg Kreisler. 

„Eine ,Welt ohne Krieg‘ aber nennt man auch Zukunftsmusik“, schreibt der Autor pragmatisch, denn er weiß: „Der Friede auf Erden bringt immer Beschwerden“, doch das, so appelliert er an die Menschheit, „heißt noch lange nicht Krieg.“

„Töne des Friedens“

Bezirkskantor Traugott Fünfgeld umrahmte die Lesung mit zwei Orgelwerken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. Werke, die auch Albert Schweitzer bei seinem Konzert in der Offenburger Stadtkirche im Oktober 1929 gespielt hat. „Töne des Friedens“ sind ihm zum Motto geworden und prägen seine musikalische Arbeit. Fünfgeld verbindet sie mit Schweitzers „Ehrfurcht vor dem Leben“. 

- Anzeige -

Von der anwachsenden Zahl Lieder, die er in den letzten zwei Jahren zu Texten komponiert hat, erklangen am Leseabend „Lasst die Musik in euch klingen“ (Text Eckart Bücken) und als Uraufführung „Töne des Friedens hören wir“, getextet vom Offenburger Pfarrer Norbert Großklaus. 

Constanze Armbrecht, Leiterin der VHS Offenburg, las Texte von Gordon Summer, Marie-Luise Kaschnitz und von Andrea Gibson, die das „Ja“ zum Leben preist und schreibt: „Schlag all deine Saiten an, spiel jeden Akkord, leg nicht eine Sekunde lang dem Trommeln deines Herzens Zügel an, spiel, als fiele unsre letze Chance zu überleben, wenn du’s nicht versuchst.“ 

Die Kurzgeschichte „An diesem Dienstag“ von Wolfgang Borchert trug Edgar Common, Leiter des Kulturbüros der Stadt Offenburg, vor. „Der Krieg hat viele Dienstage“, erzählt der Autor darin, an einem dieser Dienstage saßen die Schulmädchen vor der schwarzen Tafel und schrieben: „Im Krieg sind alle Väter Soldat.“ Krieg wird mit g geschrieben, erfuhr Ulla von der Lehrerin, – G wie Grube. 

Silvia Goics, freie Journalistin und Autorin, las aus „Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben“ des evangelischen Theologen Albert Schweitzer, die auf eine grundlegenden Aussage gebracht lautet: „Gut ist Leben erhalten und Leben fördern, böse ist Leben vernichten und Leben hemmen.“ Goics schloss mit dem bekannten Gedanken des Urwaldarztes, Philosophen, und Pazifisten, den er als Mittelpunkt seiner Ethik formulierte: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ 

Katastrophale Folgen

Auch 75 Jahre nach den Bombenabwürfen auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki sind Atomwaffen noch immer nicht verboten, jeder Einsatz von nuklearen Waffen würde katastrophale, weitreichende und langanhaltende Folgen für Mensch und Umwelt haben, so Ernst Rattinger, der zusammen mit Wolfgang Eberhardt (beide Deutsche Friedensgesellschaft) die Veranstaltung moderierte. 

Hintergrund

Aufruf zur Ächtung von Atomwaffen

Im Juli 2017 verabschiedeten die Vereinten Nationen den Vertrag zum Verbot von Kernwaffen, der seitdem von mehr als 80 Nationen unterzeichnet und von 35 ratifiziert wurde. Die Bundesrepublik Deutschland hält jedoch an der atomaren Abschreckungspolitik fest. 
Die Deutsche Friedensgesellschaft fordert die Bundesregierung auf, dem Vertrag beizutreten. Sie unterstützt auch ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear weapons), die internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen und Träger des Friedensnobelpreises 2017. 
ICAN setzt sich dafür ein, Atomwaffen zu ächten. Mehrere Bundesländer, Landkreise  und mehr als 90 Städte in Deutschland unterstützen die Kampagne, darunter Lahr, Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe Stuttgart und Tübingen.
Auch die Stadt Offenburg solle den ICAN Städteappell unterzeichnen, fordern auch die Veranstalter des Leseabends. Ein entsprechender Antrag wurde Anfang des Jahres von der Grünen-Fraktion gestellt, im Herbst soll darüber laut Ernst Rattinger im Gemeinderat beraten werden.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Kassenverwalterin Petra Hertwig, Elisabeth Braun und Barbara Oschwald-Häg (von links) beraten und informieren im eigens für die Nachbarschaftshilfe geschaffenen Büro im Rathaus Waltersweier.
vor 1 Stunde
Neue Helfer sind immer willkommen
Versammlung der Nachbarschaftshilfe Waltersweier: So viele Einsätze wurden 2023 absolviert und über diese Zertifizierung freut man sich besonders.
Der neue Empfangstresen im Foyer wird zu zwei Seiten passierbar sein.
vor 1 Stunde
Freizeitbad in Revision
Am Montag endet der Umbau des Offenburger Freizeitbads Stegermatt. Ein umgestaltetes Foyer mitsamt neuem Kassensystem soll in der kommenden Saison für kürzere Wartezeiten sorgen.
Schäuble-Nachfolger bei „Kälte-Huber“ zu Besuch (von links): Bärbel Huber, Hannes Grafmüller (MIT), Johann Riemenschneider, Claudius Wurth, Jens Herbert (Vorsitzender CDU-Stadtverband), Klaus Lauble, Ben Huber, Bundestagsabgeordneter Stefan Kaufmann, Joe Huber, Anne Nickert, Daniel Huber, Beatrice Geiler und Helga Gund.
vor 4 Stunden
Stefan Kaufmann bei "Kälte-Huber"
Schäuble-Nachfolger in Offenburg zu Gast: Der CDU-Bundestagsabgeordnete, Stefan Kaufmann, hat die Firma Peter Huber Kältemaschinenbau SE besucht.
Zollbeamte überprüften am Mittwoch auf dem Biberacher B33-Parkplatz in Richtung Haslach, ob alle arbeitsrechtlichen Vorschriften eingehalten wurden.
vor 7 Stunden
Aktion zum Sicherheitstag 2024
Im Zuge des Sicherheitstags 2024 fand am Mittwoch eine Kontrolle an der B33 auf dem Biberacher Parkplatz statt. Im Gegensatz zu anderen Orten gab es dort keine größeren Auffälligkeiten. Dennoch hatten die 26 Beamten von Polizei und Zoll viel zu tun.
Ulf Wollezin ist zertifizierter Mediator.
vor 9 Stunden
Vortrag beim Hospizverein
Der Hospizverein Offenburg lädt seine ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen ein. Zuletzt geschah dies durch einen Vortrag von Ulf Wollenzin über Probleme, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten.
Neue Wanderausstellungen, wie derzeit im Glashaus die Ausstellung "Weggeschafft", sollen auch das Stammpublikum immer wieder in den Salmen locken. 
vor 16 Stunden
Kulturausschuss
Die Bilanz nach zwei Jahren Salmen fällt gemischt aus. Die Besucherzahlen kommen an die angepeilten 30.000 nicht ran. Dafür gab es viel Kritik. Salmen-Chefin Katerina Ankerhold ist sich sicher: "Der Ansatz geht auf." Es brauche mehr Zeit.
vor 17 Stunden
Das Beste der Woche
Ein Unglück kommt selten alleine. So ging es auch einer Leserin, die hier ihre Geschichte erzählt. Ob sie gut ausgeht?
Auch weil derzeit weniger Parkraum bei der Abtsberghalle zur Verfügung steht, wurde kürzlich bei einer größeren Veranstaltung rücksichtslos geparkt.
vor 18 Stunden
Ortschaftsrat Zell-Weierbach
In der Frageviertelstunde des Ortschaftsrats von Zell-Weierbach kamen die Themen rücksichtslose ­Parken und eine Verlängerung der Tempo-20-Regelung auf der Umleitungstrecke auf.
Am 9. Juni wird auch in Schutterwald ein neuer Gemeinderat gewählt. Drei Räte kandidieren nicht mehr.
vor 20 Stunden
Kommunalwahl am 9. Juni
Wer stellt sich wieder zur Wahl, wer hört auf? Vier Listen wurden für die Gemeinderatswahl in Schutterwald am 9. Juni zugelassen. Wir geben eine ausführliche Übersicht zu den Kandidaten.
Fahrzeugführer Sven Wirt (rechts) erteilt den Feuerwehrmännern, die gleich ins Treppenhaus des Freizeitbads stürmen werden, Befehle.
vor 20 Stunden
Offenburg
Mit Blaulicht und Atemmasken rückten am Donnerstag Feuerwehrtrupps ins Offenburger Freizeitbad Stegermatt aus. Anlass war kein Notfall, sondern eine Übung. Zum Glück: denn eine dabei gewonnen Erkenntnis wird womöglich Leben retten.
Will den Weg zu mehr Demokratie ebnen: Ralph Fröhlich. 
vor 21 Stunden
Einwohnerversammlung gefordert
"Baumretter" Ralph Fröhlich sieht bei der Stadt Demokratiedefizite und hat das Fehlen einer Einwohnerversammlung bei der Kommunalaufsicht moniert.
Der Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal Stefan Polap ehrte verdiente Ortenberger Musiker (von links): Emil Riehle, Heinrich Herp und Patrick Hornisch.
vor 22 Stunden
Hornisch seit 25 Jahren dabei
Eine Ehrung für 25 Jahre und zwei Auszeichnungen für 60 Jahre aktives Musizieren gab es im Rahmen des Frühjahrskonzerts des Musikvereins Ortenberg.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".