Beziehung zwischen Arzt und Patient am Klinikum diskutiert

Bereiten Symposium »Patientenfürsprache« vor (von links): Dieter W. Schleier, Leiter Zentrale Unternehmenskommunikation am Ortenau-Klinikum; Markus Bossong, Pflegedirektor am Ortenau-Klinikum; Medizinethiker Giovanni Maio (Universität Freiburg); Ingrid Fuchs, Patientenfürsprecherin am Ortenau-Klinikum, Detlef Schliffke, Patientenfürsprecher und Vorsitzender des Bundesverbands Patientenfürsprecher in Krankenhäusern. ©Ortenau-Klinikum
Medizinethiker, Patientenfürsprecher und Pflegende sind zu einem Gedankenaustausch zusammengekommen. Der Grund: Am 18. und 19. Oktober ist das bundesweite Symposium »Patientendialog« in Offenburg geplant.
Wie kann das Vertrauen von Patienten in die medizinischen und pflegerischen Leistungen von Kliniken weiter vertieft werden und welche Bedeutung kommt dabei der Patientenfürsprache zu? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Gesprächs, zu dem kürzlich der Medizinethiker Giovanni Maio von der Universität Freiburg; Detlef Schliffke, Patientenfürsprecher und Vorsitzender des Bundesverbands Patientenfürsprecher in Krankenhäusern (BPiK); Ingrid Fuchs, Patientenfürsprecherin am Ortenau-Klinikum Offenburg-Gengenbach, und Markus Bossong, Pflegedirektor am Ortenau-Klinikum Offenburg-Gengenbach, zusammengekommen sind.
In einem Punkt stimmten alle Beteiligten in besonderer Deutlichkeit mit Giovanni Maio überein: »Es ist der Patient, der die Medizin definiert.« Da die Medizin ihre Existenzberechtigung erst aus der Not des Patienten ziehe, müsse dieser im Mittelpunkt stehen. Auch der Leitgedanke des BPiK lautet: »Der Patient steht im Mittelpunkt.«
Eine Aussage, die selbstverständlich erscheine, so die Gesprächsteilnehmer. Doch im durchstrukturierten Krankenhausalltag falle es immer schwerer, diesen Leitsatz zu erfüllen. Die Vorgaben zu mehr Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen stellten alle Beteiligten vor große Herausforderungen. »Die Pflege ist seit jeher der Anwalt der Patienten«, sagte Bossong. Sie müsse heute verstärkt darauf achten, dass sie diese Rolle auch in Zeiten knapper Kapazitäten ausfüllen könne. Denn die vertrauensvolle Beziehung sei ausschlaggebend für eine umfassende Heilung, betonte Bossong.
Für eine Atmosphäre in Kliniken und Krankenhäusern, in der eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten aufgebaut werden könne, sprach sich auch Maio aus. Diese müsse vom Verständnis für die Perspektive des kranken Menschen geprägt sein, so der Medizinethiker. »Wenn ein Patient in die Klinik kommt, fühlt er sich fremd und ist verunsichert. Er braucht einen Ansprechpartner, eine Person, zu der er eine Vertrauensbeziehung aufbauen kann. Nur so kann der Patient Vertrauen in das System fassen. Eine gut funktionierende Pflege, unterstützt durch Patientenfürsprecher, stellt eine optimale Lösung dar«, so der Professor. Auch Ingrid Fuchs befürwortete eine engere Zusammenarbeit zwischen Patientenfürsprechern, Pflegern und Ärzten: »Patientenfürsprecher sollten in der Führungsebene bei Pflegegesprächen anwesend sein«, so Fuchs.
Bundesweites Symposium
»Patientenfürsprecher verstehen sich nicht als Kämpfer, die um jeden Preis die Belange des Patienten durchsetzen wollen. Vielmehr sind sie Moderatoren, besser noch: Scharniere zwischen Patienten sowie Ärzten und Pflegenden«, stellte Maio fest. So könne Patientenfürsprache helfen, größere Konflikte zu vermeiden.
»Wir sind die Stimme der Patienten, und diese spüren und honorieren es, wenn ein geschulter und empathischer Patientenfürsprecher sich ihrer Sorgen annimmt«, so Schliffke. »Nicht zuletzt leisten wir einen erheblichen Beitrag zu Kosteneinsparungen.«
Durch Patientenfürsprache gelöste Konflikte entlasten Kliniken deutlich im Vergleich zu anwaltlichen Verfahren oder oftmals erfolgenden rufschädigenden Äußerungen im Konfliktfall. Nicht zuletzt belegen Umfragen: Nicht nur zufriedene, sondern auch unzufriedene Patienten, denen geholfen wurde, empfehlen Kliniken und ärztliche Leistung weiter.
Um die Diskussion weiter vertiefen zu können, wird das Ortenau-Klinikum am 18. und 19. Oktober ein Symposium »Patientendialog« mit bundesweiter Beteiligung veranstalten.
Gedacht als überregionales Forum sowie Fortbildungsveranstaltung werden Patientenfürsprecher, Beschwerdemanager sowie Klinikärzte und Pflegekräfte mit Leitungsaufgaben ihre gemeinsamen Herausforderungen in der Patientenkommunikation diskutieren.