Trradition in Zell a. H.

Bildstein-Preise für drei ergreifende Heimatgeschichten

Dieter Petri
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
03. August 2020

Verleihung der Bildstein-Preise (von links): Zells Bürgermeister Günter Pfundstein Bürgermeister Pfundstein mit den prämierten Schülerinnen Anna Lehmann, Kim Lehmann und Yosra Al Waheibi, Rektorin Anne-Catrin Medel und Klassenlehrerin Laura Appenzeller. ©Dieter Petri

Bürgermeister Günter Pfundstein verlieh Bildsteinpreies an drei Schülerinnen der Werkrealschule des Ritter-von-Buß Bildungszentrums. Er folgte damit dem Vorschlag einer siebenköpfigen Jury, welche die Arbeiten bewertet hatte. Der Preis für heimatgeschichtliche Arbeiten wurde von Josef Bildstein gestiftet und wurde bereits zum 34. Mal vergeben.

Die Verleihung fand traditionsgemäß im Hotel-Restaurant „Zur Sonne“ statt. Die Preisträger sind: Mit dem 1. Preis wurde Anna Lehmann bedacht. Sie hat die Geschichte des „Erbsebure-Hofs“ aufgezeichnet, auf dem sie zu Hause ist. Der Hof liegt am Südhang von Unterharmersbach-Grün, etwa 100 Meter über der Talsohle.

Die erste Erwähnung geht in das Jahr 1650, also in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Vermutlich wurde die damalige Behausung von einem Tagelöhner errichtet. 1853 hat ein Urahne von Anna den Hof mit Äckern und Wiesen für 1000 Gulden erworben.

Ursprünglich führte nur ein schmaler Weg entlang des Erbsebächle zum Gehöft. Seit 1975 dient eine Fahrstraße der Erschließung. Anna schilderte dank der Erzählungen ihrer Oma und ihres Vaters das frühere bäuerliche Leben, das der Selbstversorgung diente. Angebaut wurden Kartoffeln, Bohnen und eben auch jene „Erbsen“, die vermutlich zur Bezeichnung „Erbsebure-Hof“ geführt haben. Die Erntearbeit in Hanglage verlangte großen körperlichen Einsatz.

Statt eines Traktors mussten Kühe vorgespannt werden. Mittlerweile wird der Bauernhof im Nebenerwerb betrieben. Die Mutter eröffnete 1986 eine Vesperstube, in der den Wanderern Wurst und Speck aus eigener Schlachtung neben Most und Schnaps vom Obst geboten wird. Jury-Mitglied Heinz Scherzinger würdigte die Arbeit als eine bemerkenswerte Hofgeschichte, die allen Anforderungen an Inhalt und Sprache gerecht werde.

Kim Lehmann

Den 2. Preis erhielt Kim Lehmann aus Nordrach. Sie beschreibt die Geschichte ihres elterlichen Geschäftes, das im Volksmund bis heute nur „G’nosseschaft“ genannt wird. Hervorgegangen ist die Handlung in der Tat aus einer Raiffeisengenossenschaft, die den gemeinsamen Einkauf und Verkauf landwirtschaftlicher Produkte organisierte. 1922 besaß der örtliche Bauernverein 68 Mitglieder.

Kims Vorfahren übernahmen den Einkauf von Saatgut und Dünger, die zunächst in einem Nebengebäude des Gasthauses „Kreuz“ gelagert wurden. Sonntags holten die Bauern nach dem Kirchgang das Geld für die vermarktete Milch ab. 

- Anzeige -

Mit der Zeit wurde das Sortiment um einen Getränkehandel erweitert. Zu diesem Zweck wurde 1981 eine neue Lagerhalle errichtet, der ein Verkaufsraum angegliedert wurde. 1998 pachtete die Familie Lehmann das Geschäft von der Genossenschaft, um es in eigener Regie zu führen. Das Interesse an der Genossenschaft wurde immer geringer. Zuletzt gehörten ihr nur noch 24 Mitglieder an. 2011 löste sie sich schließlich auf und verkaufte das Geschäft an Kims Mutter. Bei seinem Lob für Kims vorbildliche Arbeit erwähnte Jury-Mitglied Herbert Vollmer, dass Nordacher Vereine bei ihren Festen gerne auf den örtlichen Getränkehandel zurückgreifen.

Yosra Al Waheibi

An dritter Stelle wurde der Aufsatz von Yosra Al Waheibi ausgezeichnet. Die Schülerin hat ihre Kindheit in der syrischen Stadt Homs zunächst friedlich verbracht. 2011 aber übernahmen die Kämpfer des Islamischen Staats das Kommando. Fortan mussten die Frauen und Mädchen lange schwarze Kleider tragen.

Yosras 13-jähriger Bruder wurde für eine Nacht ins Gefängnis gesteckt, weil er nicht pünktlich zum Gebet in der Moschee erschienen war. Als dann noch das Assad-Regime Bomben auf die Stadt warf, beschloss die Familie, das Land zu verlassen.

Nach einer längeren Odyssee, zu Fuß über Land und mit dem Boot übers Meer, gelangte die Familie schließlich in das Erstaufnahme-Lager Karlsruhe. Von dort wurde sie an den Ortenaukreis weiterverwiesen. Schießlich bekam Yosras Familie eine Wohnung in Nordrach. Zwei Frauen nahmen sich ehrenamtlich der Familie an, um ihr die Integration zu erleichtern. Dass diese bei Yosra schulisch gelungen ist, zeigt nach Jury-Mitglied Dieter Petri die sprachlich beachtliche Darstellung ihrer gefahrvollen Erlebnisse.

Pfundstein erfreut

Bürgermeister Günter Pfundstein zeigte sich erfreut über die schulischen Leistungen der Schülerinnen in der Klasse 9 von Lehrerin Laura Appenzeller. Er überreichte jeder Preisträgerin eine Armbunduhr, welche sich die Schülerinnen im Vorfeld hatten aussuchen dürfen. Er erwähnte, dass dieses Geschenk in der Satzung des Bildsteinpreises so vorgesehen sei.

Die Präsente sollen an die reiche Sammlung von Wand-Uhren erinnern, die Josef Bildstein der Stadt übergeben hat und zu den besonderen Sehenswürdigkeiten des Storchenturm-Museums gehört. Die Stadt bedankte sich bei allen Beteiligten mit einem gemeinsamen Essen. 

Weitere Artikel aus der Kategorie: Offenburg

Schäuble-Nachfolger bei „Kälte-Huber“ zu Besuch (von links): Bärbel Huber, Hannes Grafmüller (MIT), Johann Riemenschneider, Claudius Wurth, Jens Herbert (Vorsitzender CDU-Stadtverband), Klaus Lauble, Ben Huber, Bundestagsabgeordneter Stefan Kaufmann, Joe Huber, Anne Nickert, Daniel Huber, Beatrice Geiler und Helga Gund.
vor 1 Stunde
Stefan Kaufmann bei "Kälte-Huber"
Schäuble-Nachfolger in Offenburg zu Gast: Der CDU-Bundestagsabgeordnete, Stefan Kaufmann, hat die Firma Peter Huber Kältemaschinenbau SE besucht.
Zollbeamte überprüften am Mittwoch auf dem Biberacher B33-Parkplatz in Richtung Haslach, ob alle arbeitsrechtlichen Vorschriften eingehalten wurden.
vor 4 Stunden
Aktion zum Sicherheitstag 2024
Im Zuge des Sicherheitstags 2024 fand am Mittwoch eine Kontrolle an der B33 auf dem Biberacher Parkplatz statt. Im Gegensatz zu anderen Orten gab es dort keine größeren Auffälligkeiten. Dennoch hatten die 26 Beamten von Polizei und Zoll viel zu tun.
Ulf Wollezin ist zertifizierter Mediator.
vor 6 Stunden
Vortrag beim Hospizverein
Der Hospizverein Offenburg lädt seine ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungen ein. Zuletzt geschah dies durch einen Vortrag von Ulf Wollenzin über Probleme, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten.
Neue Wanderausstellungen, wie derzeit im Glashaus die Ausstellung "Weggeschafft", sollen auch das Stammpublikum immer wieder in den Salmen locken. 
vor 13 Stunden
Kulturausschuss
Die Bilanz nach zwei Jahren Salmen fällt gemischt aus. Die Besucherzahlen kommen an die angepeilten 30.000 nicht ran. Dafür gab es viel Kritik. Salmen-Chefin Katerina Ankerhold ist sich sicher: "Der Ansatz geht auf." Es brauche mehr Zeit.
vor 14 Stunden
Das Beste der Woche
Ein Unglück kommt selten alleine. So ging es auch einer Leserin, die hier ihre Geschichte erzählt. Ob sie gut ausgeht?
Auch weil derzeit weniger Parkraum bei der Abtsberghalle zur Verfügung steht, wurde kürzlich bei einer größeren Veranstaltung rücksichtslos geparkt.
vor 15 Stunden
Ortschaftsrat Zell-Weierbach
In der Frageviertelstunde des Ortschaftsrats von Zell-Weierbach kamen die Themen rücksichtslose ­Parken und eine Verlängerung der Tempo-20-Regelung auf der Umleitungstrecke auf.
Fahrzeugführer Sven Wirt (rechts) erteilt den Feuerwehrmännern, die gleich ins Treppenhaus des Freizeitbads stürmen werden, Befehle.
vor 17 Stunden
Offenburg
Mit Blaulicht und Atemmasken rückten am Donnerstag Feuerwehrtrupps ins Offenburger Freizeitbad Stegermatt aus. Anlass war kein Notfall, sondern eine Übung. Zum Glück: denn eine dabei gewonnen Erkenntnis wird womöglich Leben retten.
Am 9. Juni wird auch in Schutterwald ein neuer Gemeinderat gewählt. Drei Räte kandidieren nicht mehr.
vor 17 Stunden
Kommunalwahl am 9. Juni
Wer stellt sich wieder zur Wahl, wer hört auf? Vier Listen wurden für die Gemeinderatswahl in Schutterwald am 9. Juni zugelassen. Wir geben eine ausführliche Übersicht zu den Kandidaten.
Will den Weg zu mehr Demokratie ebnen: Ralph Fröhlich. 
vor 17 Stunden
Einwohnerversammlung gefordert
"Baumretter" Ralph Fröhlich sieht bei der Stadt Demokratiedefizite und hat das Fehlen einer Einwohnerversammlung bei der Kommunalaufsicht moniert.
Der Präsident des Blasmusikverbands Kinzigtal Stefan Polap ehrte verdiente Ortenberger Musiker (von links): Emil Riehle, Heinrich Herp und Patrick Hornisch.
vor 18 Stunden
Hornisch seit 25 Jahren dabei
Eine Ehrung für 25 Jahre und zwei Auszeichnungen für 60 Jahre aktives Musizieren gab es im Rahmen des Frühjahrskonzerts des Musikvereins Ortenberg.
Alter und neuer Vorstand des WSB Biberach: Simon Moser (von links), Richard Fritsch, Christine Mader, der bisherige Vorsitzende Günter Thiem und sein bisheriger Stellvertreter Wilhelm Schmider, Stefanie Bächle, Theresa Allgeier, Judith Volk, die neue Vorsitzende Evi Lehmann und ihr Stellvertreter Bürgermeister Jonas Breig.
vor 19 Stunden
Neue Gesichter im Vorstand
Der Gewerbeverein "Wirtschaftsstandort Biberach" (WSB) stellt sich neu auf. An der Spitze des Vorstands steht nun Evi Lehmann, die dem Gründungsvorsitzenden Günter Thiem nachfolgt.
Das alte und das neue Vorstandteam der Feuerhexen gratulierte den Geehrten.
vor 20 Stunden
"Die Altersmischung macht es aus"
Ins Vorstandsteam der Feuerhexen wurden bei den Wahlen fünf Posten neu besetzt. Zudem standen Ehrungen langjähriger und verdienter Mitglieder in der Hauptversammlung an.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".