Bildsteinpreise: Zell würdigt heimatgeschichtliche Aufsätze
Ein Mal im Jahr vergibt die Stadt Zell die Bildsteinpreise. Erreichen können diese Auszeichnung Hauptschüler der Klasse 9 mit einem heimatgeschichtlichen Aufsatz. Der erste Preis geht in diesem Schuljahr an Nils Lehmann aus Oberharmersbach. Er beschreibt seinen elterlichen Hof, gemeinhin bekannt als Hubdemushof.
Die Bildsteinpreise der Stadt Zell haben inzwischen ene lange Tradition. Hauptschüler des Bildungszentrums Zell werden dabei für Aufsätze gewürdigt, die sich mit der Heimatgeschichte befassen. Die Lehrer der 9. Klassen reichen ausgewählte heimatgeschichtliche Aufsätze bei der Bildstein-Jury ein. Diese setzt sich aus historisch interessierten Personen aus Zell und den Nachbarorten zusammen, die über die Hauptschule mit Zell verbunden sind. Die Jury-Mitglieder ermitteln die Preisträger.
Der erste Preis geht in diesem Schuljahr an Nils Lehmann aus Oberharmersbach. Er beschreibt seinen elterlichen Hof, gemeinhin bekannt als »Hubdemushof«. Ihn reizte es, Näheres über die Geschichte seines Lebensumfeldes zu erfahren. Dazu befragte er seinen Vater und seinen Großvater. Er erinnert in seinem Aufsatz an die einstige Reutfeldwirtschaft, an den Anbau von Hanf, die Nutzung der Wintermonate für Drechslerarbeiten, das Spinnen der Schafwolle und die Beleuchtung der Stube mit dem Kienspan. Anschaulich werden die Etappen der Mechanisierung dargestellt. Zudem zeichnet er einen familiären Stammbaum auf.
Jury-Mitglied Bertram Sandfuchs würdigte die Verdienste des Schülers. Er lobte, die Erstmaligkeit des Themas, war doch in den Hunderten von Bildstein-Ausätzen noch nie von diesem Hof die Rede. Der ungewöhnliche Name »Hubdemushof« setzte sich zusammen mit aus der Gewannbezeichnung »Hub« und »Niko-demus«,dem Vornamen eines zeitweiligen Besitzers.
Nordrachs Narrenzunft
Der zweite Preis geht an Eva Kiesel aus Nordrach. Sie hat ihren Aufsatz der örtlichen Narrenzunft gewidmet. Sie zeigt auf, wie die weit zurückliegende Glasherstellung in Nordrach-Kolonie zur Fasendfigur des Glashansele geführt hat.
Ausführlich beschreibt sie die Kleidungsstücke und Utensilien, welche den Glashansel ausmachen. Sie schildert, wo sie sich selbst schon bei der Erstellung eines Häs eingebracht hat. Schließlich erfährt der Leser etwas über den Verlauf und die Stimmung eines Narrentreffens im heimatlichen Ort.
Nordrachs ehemaliger Bürgermeister und Jury-Mitglied Herbert Vollmer freute sich über die Anerkennung für eine Schülerin aus seinem Ort. Eva sei in einer Familie aufgewachsen, welche die Fasend in Nordrach pflege. Diesen »Bazillus« habe sie von Kind aufgenommen und jetzt zum Thema ihres Aufsatzes gemacht. Sie gehöre inzwischen selbst zur Gruppe der Glashansel.
Bürgermeister Günter Pfundstein überreichte die Preise, die aus einer von den Schülern selbst ausgesuchten Uhr bestehen.
Es sei in diesem Jahr bereits die 42. Preisverleihung, erinnerte Pfundstein. Die Nachhaltigkeit zeige, dass der Stifter des Preises, Josef Bildstein, und seine ortsgeschichtlichen Berater eine Idee hatten, die sich bewährt habe.
Martin Teufel, Rektor des Bildungszentrums Zell, gratulierte den Preisträgern. Sie seien ein Aushängeschild, womit die Schule glänzen können. Er dankte den beiden Lehrerinnen Elke Blachowski-Hanselmann und Laura Appenzeller, dass sie in den 9. Klassen der Hauptschule die Schüler ermutigen, ihr eigenes Lebensumfeld zum Thema eines Aufsatzes zu machen.
Bildsteinpreise
Der Preis geht zurück auf Josef Bildstein. Er wurde am 9. Juni 1895 in Nordrach geboren. 1966 vermachte er der Stadt Zell seine Uhren- und Münzsammlung, die heute im Storchenturm-Museum bewundert werden kann. Im Gegenzug nahm ihn die Stadt in eine Alterswohnung des »Spitals« auf. Kurz vor seinem Tod am 27. Februar 1976 überließ Bildstein der Stadt den Erlös aus dem Verkauf seines Hauses in Nordrach und seine Ersparnisse, verbunden mit einem Wunsch: Damit sollten alle Jahre Abgänger der Hauptschule für herausragende Aufsätze zur Heimatgeschichte mit einer Uhr bedacht werden. dp