Botschaften aus der Backstube

Bäckermeister Dominik Siegwart hat sein viertes Buch veröffentlicht. ©Daniel Basler
Zum vierten Mal zur Feder gegriffen: Bäckermeister Dominik Siegwart zeigt sich in seinem Lesebuch »Splitter und Fragmente« als kritischer Begleiter der Wohlstandsgesellschaft. Daneben zeugen Gedichte und Geschichten von der Gefühlswelt eines feinsinnigen »Nachtarbeiters«.
»Das geschriebene Wort bleibt.« Das hat Dominik Siegwart schon bei den vorausgegangenen Büchlein bewegt, zur Feder zu greifen. Nach zwei Werken zur Geschichte seiner Familie aus dem Schwarzwald und einem kurzweiligen »Rundum-schlag« über das Kulturgut Brot hat der 33-Jährige nun seine ersten literarischen Ambitionen zu Papier gebracht. Dafür hat es mehrerer Anläufe gebraucht, wie der Bäckermeister bekennt. »Mein PC ist ein Manuskript-Papierkorb«, berichtet er von seinen gescheiterten Versuchen, einen kleineren Roman zu schreiben. »Mit dem Lesebuch hab‘ ich da einen guten Mittelweg gefunden«, gesteht er, dass »dieses Format sich besser mit meiner doch knapp bemessenen Zeit unter einen Hut kriegen ließ«.
Mehr als 115 Seiten
Immerhin sind es dennoch mehr als 115 Seiten geworden, die er mithilfe des sogenannten »Books on demand«-Verfahrens kostengünstig in kleiner Auflage veröffentlichen konnte. »Es wäre schon schön, wenn der Verkauf die Kosten decken würde«, hofft er auf den Absatz von 100 Exemplaren wie bei den früheren Sachbücher-Ausgaben. »Diese gehen leichter von der Hand, als sich belletristisch auszulassen.«
Um sich in dieser Stilform fit zu machen, sei die Teilnahme an einem Kreativ-Schreibkurs der Volkshochschule für ihn genau das Richtige gewesen. »Die kleine Gruppe, die verschiedenen Ansätze, all das hat mir viel gebracht.« Im Frühjahr konnte er sich dann motiviert ans Werk machen und das »Kribbeln, mal etwas Literarisches anzupacken«, in die Tat umsetzen – mit den »Jugendsünden« als Auftakt. So bezeichnet der schreibende Bäcker seine poetischen Fingerübungen als Lehrling im Kontext »der ersten großen Liebe und romantischer Gefühlswallungen« selbst.
Kritik an der Moderne
In den nachfolgenden Kapiteln widmet sich der Bäckermeister und staatlich geprüfte Ernährungsberater nachdenklich und einfühlend den Zeitläuften, von der Zerstörung der Inka-Hochkultur durch die Spanier bis zum Sarajevo-Attentat, dem »Zündfunken« zur Auslösung des Ersten Weltkriegs. In den »Zwischenrufen aus der Backstube« lässt der sinnierende Nachtarbeiter, wie er sich selbst sieht, kein gutes Haar an der vermeintlichen Moderne mit ihrer »Betriebswirtschaftisierung nahezu aller Gesellschaftsbereiche«. Eine Botschaft stecke hinter seinem teils sarkastisch-kritischem Sinnieren nicht, dennoch erweise sich das Büchlein als »kluger Weckruf an uns alle, der mit uns etwas anstellt und verändert«, wie der Handwerksmeister im Gespräch seine Motivation resümiert.
Dominik Siegwart, Splitter und Fragmente: Gedichte, Kurzgeschichten und Zwischenrufe aus der Backstube, Taschenbuch, Preis 9,95 Euro; erschienen im Verlag BoD (Norderstedt), ISBN 3-7357-5813-2.