»Bravo«-Rufe für die Musiker
Das siebte Frühjahrskonzert des Musikvereins Zell-Weierbach begeisterte am Samstag mit ausgesprochen vielfältigen und durchweg anspruchsvollen Werken. Die überwältigten Zuschauer forderten mehrere Zugaben.
Sie haben schon immer auf hohem Niveau musiziert – aber das Konzert, welches das Orchester des Musikvereins Zell-Weierbach unter dem Dirigat von Johannes Kurz am Samstag auf die Bühne der Abtsberghalle brachte, dürfte unter dem Stichwort »Spitzenqualität« in die Annalen des Vereins eingehen. »Es hat aber auch alles auf den Punkt geklappt«, freute sich Flügelhornist und Vorsitzender Herbert Lenz anschließend. »In den Proben haben wir einige Nerven gelassen!« Anne Seeberger, Marion Haag sowie Carmen und Michael Quarti absolvierten ihr erstes Konzert in den Reihen der Zell-Weierbacher.
Mit der »Centuria« von James Swearigen ging es los: ein Auftakt wie der triumphale Auftritt einer Diva, schmissig aber dabei sehr melodisch und mit ruhigem Teil in der Mitte. Schon in diesem ersten Stück deutete ein flotter Posauneneinschub an, was sich durch alle Werke zog: Diesmal waren keine ausgesprochenen Soli dabei, sondern einzelne oder auch mehrere Musiker setzten innerhalb der Werke solistische Höhepunkte.
Eine Glocke schlägt, langsam und klagend: Schon zum Auftakt ahnt man, dass hier nicht die Stunde, sondern letztlich der Tod angekündigt wird. »The Witch And The Saint«, von Steven Reinecke ist extrem dramatisch angelegt: Ein Feuerwerk für die Percussion, anspruchsvolle und sehr schnelle Tempi- und Dynamikwechsel für die Bläser verdeutlichen eine tragische und spannende Geschichte. Wie eine tröstende Brise dann der imaginäre Flug eines Adlers über das »Magic Valley«. Anfangs federleicht von den Holzbläsern intoniert, schließen sich der lieblichen Melodie nach und nach die anderen Instrumentengruppen an.
Anspruchsvoller Marsch
»Bravo«-Rufe und lang anhaltender Applaus nach einer rauschenden »Nacht in Venedig« begleiteten das Orchester dann in die Pause. Vom fröhlichen Auftakt mit Trillern und Flöten bis zum wirbelnden Wiener Walzer kosteten die Musiker die ganze Bandbreite der Noten von Johann Strauß (Sohn) aus.
Beim ausgesprochen anspruchsvollen Konzertmarsch »Mein Regiment« vom Großmeister des Fachs, Herrmann Ludwig Blankenburg, führte Dirigent Johannes Kurz sicher durch die strenge Struktur mit abrupten Tempiwechseln. Es folgten unter dem Titel »La Môme Piaf« Chansonmelodien der kleinen Göre mit der großen Stimme. Ob Provokation und Stimmung wie bei »Milord« oder »Padam Padam«, ob trotzige Melancholie wie bei »Je ne regrette rien«, das Orchester legte alles in den Ausdruck, genau wie bei der swingenden Hymne an das unendliche Meer »Beyond The Sea«, die vor allem Trompeten und Flügelhörner forderte.
Dazwischen lag die »Westernmelodie der Westernmelodien«, das Titelthema der »Glorreichen Sieben«. Mit einem Bert-Kaempfert-Medley endete das Konzert, was die Zuhörer aber absolut nicht akzeptieren wollten: Mit zwei betont traditionellen Märschen und nochmals »La Mer« legten die Musiker noch drei Zugaben drauf, bevor man sich zum gemütlichen Teil zusammenfand. Und hier waren sich alle einig: 2017, das war Spitzenklasse!