Brunhilde Fischer aus Ortenberg wird 90 Jahre alt
Im Alter hat sie das Reisen entdeckt und mit 50 Jahren hat sie noch ihren Führerschein gemacht. Am Sonntag feiert Brunhilde Fischer aus Ortenberg ihren 90. Geburtstag.
Am Sonntag kann Brunhilde Fischer aus Ortenberg auf 90 Lebensjahre zurückblicken. Zur Welt kam sie im alten Schulhaus in der Bruchgasse, denn ihre Eltern Anna und Josef Bürkle wohnten beim Großvater Ernst Laubenberger, dem damaligen Hauptlehrer.
Mit einem halben Jahr zog sie ins neue Haus im Sommerhäldele, das der Großvater hatte bauen lassen. Zur Familie Bürkle gehörte schon die ältere Schwester Hedwig, 1931 vervollständigte Ursula das Schwestern-Trio.
Die Kindheit war unbeschwert. Mit den Geschwistern und Nachbarskindern spielte Brunhilde Fischer, half in den Obstgärten und in den Reben, und im Schopf hinter dem Haus wurden Hühner und sogar einmal ein Schwein gehalten.
Lehre bei Modistin
In die Volksschule ging Brunhilde Fischer bis 1944, daran schloss sich bis Kriegsende ein Pflichtjahr auf einem Bauernhof in Diersburg an. Vor dem Beginn einer Lehre bei der Offenburger Modistin Elly Kraus half sie in der Gärtnerei Wiedemer, wo alle Hände gebraucht wurden, weil ihr Onkel Franz in Gefangenschaft war. Da im Winter weniger zu tun war, arbeitete sie im städtischen Krankenhaus. Nach einer guten Gesellenprüfung heiratete Brunhilde 1948 den Gengenbacher Anton Fischer, mit dem sie bis 1960 fünf Töchter und einen Sohn bekam. 1966 ging der Traum vom eigenen Haus in Erfüllung: Auf dem Grundstück ihrer Mutter Anna im Hessleweg konnten die Fischers bauen.
Zwischen 1965 und 1988 arbeitete die Jubilarin als Gardinen-Näherin oder Verkäuferin in verschiedenen Offenburger Geschäften – bei Boschert, im Einrichtungshaus Spinner, bei Waschke, und von 1982 an im Service der Staufenburg-Klinik in Durbach.
1978, mit 50 Jahren, machte sie ihren Führerschein. 1981 starb nach schwerer Krankheit ihr Ehemann Anton, aber sie hat alles Unglück tapfer ertragen und ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglicht.
Treffen organisiert
Im Alter konnte sie reisen. Höhepunkte waren Santiago de Compostela und zweimal die Bregenzer Festspiele, aber im Vordergrund standen Besuche bei den Familien ihrer Töchter, wo sieben Enkel heranwuchsen.
In Ortenberg organisierte sie die Treffen der Schulkameraden und war bei der Frauengemeinschaft der Bartholomäus-Gemeinde aktiv. Auch die Fasnacht kam nicht zu kurz, bei den Hermännle-Abenden mit Altbürgermeister Litterst erschien sie so perfekt geschminkt, dass auch die ältesten Freunde fragten: »Wer ist jetzt die da?«
Beweglich bleibt sie durch die Wassergymnastik, nur die Augen sind ihr Kummer. Wenn sich aber die ganze Verwandtschaft, von London und aus Spanien kommend, am Sonntag zum Festtag versammelt, wird das eine einzige Freude.