Bühl befürchtet Verkehrsinfarkt
Deutliche Worte im Ortschaftsrat Bühl am Dienstagabend: Die Ortschaftsräte wollen gegen den neuen Klinik-Standort Holderstock kämpfen.
»Information künftiger Standort des Ortenau-Klinikums in Offenburg«. Dieser Tagesordnungspunkt bei der Sitzung des Ortschaftsrats Bühl am Dienstag hatte es in sich. Die 25 Zuhörer in den Reihen erschienen fast ausschließlich wegen dieses Themas und wurden in die Meinungsbildung mit eingebunden.
Erster Protest
Die erste Protestnote hatte Bühls Ortsvorsteher Georg Schrempp bereits in der Debatte des Hauptausschusses am Montagabend formuliert. Die zweite Protestnote hagelte es einen Tag später im Anbau der Bühler Georg-Dietrich-Halle.
Bei der Beratung im Ausschuss der Stadt herrschte Konsens darüber, dass die drei nördlichen Standortoptionen Holderstock, Bohlsbach und Windschläg untersucht werden sollen, der Standort Flugplatz dagegen ausscheidet. Der von der Verwaltung priorisierte Standort »nordwestlich Holderstock« wurde lediglich von der CDU-Fraktion inhaltlich voll mitgetragen, ansonsten gab es einiges an Kritik an der Priorisierung der Stadt. Der Standort grenzt mehr als eng an die Bühler Wohnbebauung an. Die Wohngebiete Im Lehbühl, Am Bühnle, St.-Peter-und-Paul-Straße, Am Katzensteg und Krestenweg liegen in unmittelbarer Standortnähe. Ortsvorsteher Georg Schrempp hatte bereits in der Ausschusssitzung zum Ausdruck gebracht, dass die Verkehrsbelastung, die ein Großklinikum Am Holderstock nach Bühl bringen würde, alles bisher Dagewesene übertreffen würde.
Zusätzlich käme es durch den Neubau zu einer Verschmelzung des Ortsteils mit Offenburg. Die 20 Hektar Klinikumfläche seien kontraproduktiv zum Ortsentwicklungskonzept, das eine Freihaltung der Ortsränder vorsieht. Ortschaftsräte und Zuhörer waren sich einig, dass gegen den priorisierten Standort gekämpft werden muss.
11500 Fahrzeuge am Tag
»Wir zählen heute schon 11 500 Fahrzeuge pro Tag in der Kehler Straße, der durch Bühl führenden B 33, die Zunahme würde zu einem Verkehrsinfarkt führen«, so Rainer Öhler. Für Josef Jogerst waren die in der Bewertungsskala aufgeführten Kriterien nicht nachvollziehbar, besonders das Kriterium Siedlungsstruktur, bei welchem der Standort Holderstock voll punktete. Ortsvorsteher Georg Schrempp: »Einige Kriterien fehlen gänzlich, mit der jetzigen Planung wären sämtliche Entwicklungschancen für Bühl erledigt«. Einig war man sich, dass nicht das Floriansprinzip vorherrschen solle. »Warum nicht weiter in den Holderstock hinein, in den Bereich dort leer stehender Gebäude, mit Erweiterungsmöglichkeit in Richtung Bühl?«, so Ortschaftsrat Frank Sachs. Von Seiten der Zuhörer, von denen einige die Ausschusssitzung mit verfolgt hatten, wurden zusätzlich die Problemfelder Licht, Lärm und Flugbewegungen angesprochen, ihr Unmut war deutlich zu verspüren. »Noch haben die städtischen Gremien einer Priorisierung nicht zugestimmt, die Verwaltung will den Standort Holderstock durchsetzen, es muss gekämpft werden.«
Diese Aussage des Zuhörers Rolf Anti spiegelte das Stimmungsbild wieder. Tenor war auch, dass es sich um eine gemeinsame Sache mit Griesheim und Bohlsbach handeln müsste. In einer Bürgerversammlung soll die Bühler Bürgerschaft die erforderlichen Informationen erhalten. Vielen von ihnen dürfte zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar sein, welche Konsequenzen der Standort Holderstock für sie haben würde.
Zur Diskussion stand lediglich noch der Zeitpunkt dieser Informationsveranstaltung. Folgender Beschluss wurde vom Ortschaftsrat einstimmig gefasst: Abklärung der Zeitschiene mit der Stadt und dem Landkreis, Gespräche mit Bohlsbach und Griesheim, Einbinden der Fraktionen im Gemeinderat, Entscheidung über den Zeitpunkt der Bürgerversammlung danach in der Ortschaftsratssitzung in vier Wochen.